Kapitel 14

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•Wincent•

Mia und ich musste nicht lange warten, bis wir wieder zu Leon durften. Natürlich kam es uns wie eine Ewigkeit vor, dabei waren es vielleicht nur 20 Minuten. Ich wusste es nicht wie lange wir auf dem Flur standen, jedenfalls hatten wir uns die ganze Zeit im Arm und nicht einmal losgelassen. Nun standen wir im Untersuchungszimmer bei Leon. Er lag ruhig auf der Liege, war zugedeckt und hatte Sauerstoff zu Unterstützung der Atmung erhalten. Mia weinte noch mehr und beugte sich zu unserem Sohn und hauchte ihm sanfte Küsse auf den Kopf und hätte ihn am liebsten auf den Arm genommen, aber dies durfte sie nicht. Während noch ein, zwei Untersuchungen gemacht wurden und ich merkte das Leon in guten Händen war kniete ich mich zu Mia. „Schatz ich werde Klamotten für Leon holen ja? Und ich frag Marco ob er auf Emilia aufpassen kann und sie mit zu sich nehmen kann." Sagte ich leise und hauchte ihr einen Kuss an die Schläfe, als diese nur kurz nickte und kein Wort verlor. Dann stand ich auf und drehte mich zum Arzt der ebenso vor mir stehen blieb. „Ich würde für meinen Sohn gerne Kleider holen, wir wollten keine Zeit mehr verlieren und haben ihn deshalb einfach ins Handtuch gepackt." Versuchte ich mich zu erklären und hoffte, dass der Arzt nicht dachte, dass wir irgendwelche Rabeneltern waren. „Tun sie das, aber bevor sie gehen, müssten sie noch etwas Papierkram ausfüllen. Leon kriegt in der Zwischenzeit etwas von uns zum anziehen und wird dann in ein Zimmer gebracht." Klärte mich der Arzt auf. Ich nickte leicht und nahm den Papierkram entgegen und füllte alles aus. Natürlich forderte ich ein Einzelzimmer, ich wollte nicht, dass mein Sohn oder auch wir in ein Zimmer mussten wo bereits ein Kind war und dessen Eltern mich vielleicht erkennen würden. Ich wollte meine Familie einfach so gut es ging aus der Öffentlichkeit raushalten. Ich versteckte sie jetzt nicht, ich postete ja auch ab und an ein Video oder ein Foto der Kleinen in meiner Instastory, aber sie waren nie zu erkennen. Aber dennoch wollte ich nicht, dass irgendwie an die Öffentlichkeit kam, dass wir mit Leon ins Krankenhaus mussten und alles breitgetreten werden könnte.

Zu Hause kümmerte ich mich kurz um Emilia und beruhigte sie, Marco willigte natürlich sofort ein auf die Kleine aufzupassen und wir packten auch für Emilia ein paar Kleider und die wichtigsten Sachen zum Schlafen mit ein. Für Leon stopfte ich einfach mal alles was ich fand in eine Tasche und kurz danach brachte ich erstmal Emilia und Marco zu sich nach Hause und dann fuhr ich wieder direkt ins Krankenhaus. Wir wussten noch nicht genau was mit Leon los war. Das Einzige was wir wussten, dass es dramatischer aussah als es wirklich war. Aber bis ich wieder im Krankenhaus sein würde, sollten die Ärzte die Ergebnisse der Untersuchung haben. Während der Fahrt zurück zu meiner Frau und Leon, schrieb mir Mia in welchem Zimmer sie waren und dahin war ich nun unterwegs. Ich klopfte leise an die Tür und betrat dann den Raum. Mia sass noch immer neben Leon und strich mit dem Finger sanft über seine Wange. „Bin wieder da." Sagte ich leise und strich Mia über den Rücken. Sie sah kurz zu mir hoch und die Traurigkeit und Besorgnis um Leon stach mir sofort ein Messer durchs Herz. „Hey komm mal her." Sagte ich leise und zog sie auf die Beine. Sofort liess sie sich gegen mich sinken und hielt sich an mir fest. „Ich mach mir solche Sorgen." Nuschelte sie, während ich meine Nase in ihren Haaren vergrub und meine Arme eng um sie schloss. „Ich auch." Sagte ich leise und küsste sie dann auf den Kopf.

Es klopfte leise an die Tür und der Arzt betrat den Raum. Mia und ich lösten uns voneinander und drehten uns zu ihm. Er hatte Leons Akte dabei und kam direkt auf uns zu. Er überbrachte uns die Ergebnisse der Untersuchungen und sagte uns zu gleich, dass Leon ausser Gefahr war. Er hatte sich einen Viralen Infekt eingefangen der sich Bronchiolitis nannte. Dieser Infekt trat häufig bei Kindern im ersten Lebensjahr auf, also wars mehr oder weniger eine ganz normale Krankheit. Dennoch wollten sie Leon für ein paar Tage hierbehalten, weil er schlecht Luft kriegte und sie kein Risiko eingehen wollten. Er würde weiterhin mit Sauerstoff versorgt werden und die nötige Pflege erhalten die er brauchte. Da Antibiotika bei einer Viruserkrankung nichts half, brauchte der kleine Mann einfach viel Ruhe, damit er wieder gesund werden konnte. „Wie, ich darf ihn immer noch nicht in die Arme nehmen?!" fragte Mia dann entsetzt. „Es tut mir leid Frau Weiss, aber Leon braucht einfach viel Ruhe und Schlaf. Und damit dies nicht unterbrochen wird, sollte er einfach die nächsten Tage so wenig bewegt werden wie nur möglich. Sie dürfen solange hierbleiben wie sie wollen, sie dürfen ihn auch anfassen. Aber am Besten einfach im Bettchen lassen." Sagte der Arzt zu Mia und ich sah, wie sich bei ihr schon wieder die Augen mit Tränen füllten, welche sie aber krampfhaft zurückhielt.

Nachdem sich der Arzt von uns verabschiedete hatte, drehte sich Mia sofort wieder zu Leon, der mittlerweile wach war und sich auch leicht bewegte. Mia redete die ganze Zeit mit ihm und ich wusste, wie sehr es sie quälte ihren Sohn nicht in die Arme nehmen zu können. Ich wusste auch, dass sie mich gerade komplett ignorierte, weil sie ebenso wusste, dass ich das Gespräch mit ihr suchen wollte und dem wollte Mia aus dem Weg gehen. Also liess ich es für den Moment bleiben und setzte mich neben sie. Wir redeten beide mit Leon und berührten ihn immer wieder sanft, damit er hoffentlich wusste, dass Mama und Papa bei ihm waren. Ich realisierte nun auch wirklich langsam, was für ein riesen Glück wir mal wieder hatten. Leon ging es den Umständen entsprechend gut, das einzig Schlimme war, dass wir ihn für ein paar Tage hierlassen mussten. Und Mia von hier wegzukriegen, würde sich als super Herausforderung hinstellen. Das war mir bereits klar.

Es wurde draussen mittlerweile schon langsam dunkel und wir sassen immer noch im Krankenhaus. Ich sah auf die Uhr und strich Mia dann über den Rücken. Ich wusste, dass sie auch meine Bewegungen immer im Blick hatte. Ihr war auch bewusst, dass diese Frage, die ich ihr jetzt stellen würde, irgendwann mal kam. Aber von der einen auf die andere Sekunde begann sie mich wieder zu ignorieren, sie wollte es einfach nicht und irgendwie verstand ich sie auch. „Mia?" sagte ich, doch wie erwartete reagierte sie nicht. „Schatz?" sagte ich erneut, aber auch da kam keine Reaktion und sie konzentrierte sich immer mehr auf Leon. „Hey..." sagte ich leise und fasste sie wieder an. Sie schloss kurz ihre Augen und sah dann zu mir. „Wir sollten langsam..." begann ich doch Mia begann den Kopf zu schütteln. „Ich geh hier nicht weg." Sagte sie sofort. „Schatz, Leon ist..." begann ich wieder. „NEIN!! Ich bleibe hier!" kam es postwendend von Mia und sah wieder zu Leon. Ich seufzte leise und liess mich gegen die Lehne des Stuhls sinken. „Ich komm gleich wieder." Sagte ich dann zu Mia und verliess das Zimmer. Ich suchte den Verantwortlichen Arzt, der kurz vor seinem Feierabend stand und bat ihn darum, Mia nochmal zu erklären, dass wir Heim gehen können und es Leon gut ging. Das wir morgen früh, sofort wieder her fahren dürfen um bei unserem Sohn zu sein. Zusammen mit dem behandelnden Arzt betrat ich dann wieder das Zimmer. Mia sah sofort auf und sie sah zwischen mir und dem Arzt hin und her. Er begann zu reden und erklärte Mia alles bis ins kleinste Detail. Dass es Leon wie bereits gesagt gut ging, dass sie uns anrufen würden, wenn etwas wäre und uns Schlaf guttun würde. Dass wir morgen sofort wieder herkommen konnten, aber etwas Abstand auch für unsere Köpfe gut wäre.

Ich hätte es nicht gedacht, aber Mia willigte dann ein nach Hause zu fahren aber unter einer Bedingung. Sie wollte Leon kurz im Arm halten. Ich musste etwas schmunzeln, Mia wusste schon immer was sie wollte und wie sie es kriegte. Also verwunderte es mich auch nicht, als der Arzt es erlaubte und Mia, Leon kurz in die Arme schliessen durfte auch wenn es nur für 5 Minuten war. Aber als wir danach im Auto sassen, war Mia dann doch etwas entspannter. Nicht viel, aber es genügte um sie nach Hause zu bringen.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt