Wir beide bleiben

Kapitel 49

•Mia•

Es war einfach so klar, dass Manu mich und Wincent wieder erwischen würde. Es war ja schon fast wie zu einer Tradition geworden. Es ging keine Tour vorbei, wo Manu nicht dazwischenfunkte, wenn Wincent seine Finger nicht von mir lassen konnte. Schmunzelnd betrat ich zusammen mit Wincent den Aufenthaltsraum. Kaum hatten wir einen Fuss da rein gesetzt herrschte totenstille. Wincent und ich sahen in die Gesichter seiner Band und ein paar der Crew, die uns anstarrten. „Ähm... Hallo." Sagte ich nachdem Wincent und ich einen kurzen Blickkontakt hatten. Natürlich wussten es alle schon, so wie die uns ansahen. „Leute wir wissen, dass ihr es wisst." Rollte ich dann die Augen und dann brach es aus allen raus. Ein gelächert, kaum aufhörende Sprüche die sie uns entgegen ballerten und Witze die sie rissen. Wincent und ich mussten selbst lachen, ich meine wir waren ja auch selberschuld? Wir wussten, dass die Tür nicht abgeschlossen war und jeden Augenblick jemand reinplatzen würde. Aber dass es wirklich immer Manu war, das tat mir irgendwie schon langsam leid für ihn. Mittlerweile war auch Hanna mit den Kindern da und ich hatte gerade Leon auf meinen Armen und redete mit Amelie. Hinter ihr, sah ich wie Wincent mit Linda redete. Diese hatte eine leichte Röte im Gesicht und konnte Wincent kaum in die Augen sehen. Als Amelie merkte, dass ich relativ unkonzentriert war bei unserem Gespräch, drehte sie sich ab und sah auch zu den beiden. „Wincent wollte sich entschuldigen." Schmunzelte Amelie. „Ja ich glaub wir haben sie dann doch ziemlich erschreckt damit." Lachte ich leise und widmete mich dann Leon, der leise begann zu quengeln.

Hanna hatten wir heute einen Tag frei gegeben. Sie kümmerte sich wirklich rund um die Uhr um unsere Kinder. Wir konnten und wollten auch nicht von ihr verlangen, dass sie es tat ohne auch mal frei zu haben. Sie hatte schon relativ früh, heute Morgen den Bus verlassen und startete in ihren freien Tag. Emilia rannte im ganzen Aufenthaltsraum rum, oder ging mit einem der Band oder Amelie mit, wenn die irgendwo hingingen. Wincent wuselte sonst wo herum und ich war gerade dabei, Leon irgendwie einen Komfort zu bieten, der ihn dazu bringen würde etwas zu schlafen oder dass er wenigstens aufhören würde zu quengeln. „Hey was ist denn los?" fragte ich ihn, als er sich in meinen Armen wieder versuchte aufzurichten, da ich ihn in die Liegeposition gebracht hatte. Er hielt sich an meinem Shirt fest und begann zu weinen. Wahrscheinlich war hier einfach zu viel los und ich entschied mich rüber in den Bus zu gehen. Gerade kam mir Wincent entgegen als ich hin aufhielt. „Ich geh mit Leon in den Bus okei?" sagte ich leise und wiegte den kleinen Mann in meinen Armen. „Alles okei?" fragte Wincent und strich seinem Sohn dann über die Wange, der wirklich unruhig war. „Ich glaube langsam wird es ihm zu viel. Es ist zu unruhig und immer wieder ein neuer Ort." Sagte ich leise und hielt Leons Kopf, welchen er gegen mich schmuste. „Ich glaube auch, dass er gerade einfach nur hundemüde ist." Sagte Wincent dann und beobachtete Leon. „Möglich." Nickte ich und sah zum Knirps. „Trotzdem brauchen wir etwas Ruhe." Sagte ich und Wincent nickte. „Wenn etwas ist, ruf mich an." Lächelte er dann und küsste mich sanft. „Mach ich. Ach und Emilia ist mit Amelie unterwegs." Fügte ich noch hinzu. „Ja, sie sind bei Tom. Die Maus macht grad ne eigene Lichtshow." Lachte Wincent und ging dann in seine Garderobe.

Ich ging mit Leon rüber in den Bus und betrat den Nightliner in dem einfach eine Totenstille herrschte. Nur das Surren einzelner Dinge hörte man, aber ansonsten einfach rein gar nichts. Wir gingen die Stufen hoch und direkt in unser Zimmer. Da legte ich Leon in unser Bett und direkt an die Wand. Schnappte mir sein Schnuffeltuch aus dem Reisebettchen. Griff nach der Spieluhr und holte seinen Schnuller. Seine Decke nahm ich auch noch mit und voll bepackt, ging ich zurück zu meinem Sohn, der einfach irgendwie nicht sonderlich zufrieden war. Ich entschied mich dann noch dazu ihm eine frische Windel anzuziehen und danach kuschelten wir uns ins grosse Bett. Ich reichte ihm seinen Schnuller und deckte ihn mit seiner Decke zu. Sein Schnuffeltuch legte ich neben ihn, welches er sich sofort schnappte und sein Gesicht in den Stoff vergrub. „Na da haben wird es doch. Müde wie sonst nichts." Sagte ich leise und zog die Spieluhr auf. Ich lauschte den Klängen der Spieluhr und sah zu, wie meinem Sohn immer wieder die Augen zu fielen und er kurz danach eingeschlafen war. Sein gleichmässiger Atem und sein nuckeln am Schnuller machte mich ebenso total schläfrig, dass auch ich irgendwann einschlief.

Ich wachte irgendwann aus meinem Tiefschlaf auf und tastete automatisch nach dem kleinen Körper neben mir. Doch da war nichts. Ich schreckte hoch und war von der einen auf die andere Sekunde hellwach. „Leon?!" sagte ich hektisch und suchte das Bett nach ihm ab. Ich wollte vom Bett runter, doch ich wurde daran gehindert. „Mia! Hey!!!" hörte ich Wincents Stimme der mich am Arm festhielt. „Oh Gott wo ist Leon!!!" sagte ich und sah auch unter die Decke, die ich im Schlaf über mich gezogen hatte. „Schatz, Leon geht's gut." Hörte ich Wincent und da hielt ich inne und sah wieder zu Wincent, der mich beruhigend anlächelte. „Er ist unten bei Hanna. Sie ist wieder zurück." Sagte er und strich mir sanft eine Strähne hinters Ohr. „Aber..." ich strich mir übers Gesicht und musste erst mal diesen Moment etwas verdauen. „Wie ist er da runtergekommen." Murmelte ich und liess es zu, dass mich Wincent zu sich in seine Arme zog. „Als ich nach oben gekommen bin, hast du tief und fest geschlafen und der Kleine war putzmunter. Da hab ich ihn mitgenommen und dich schlafen gelassen. Und damit du keinen Anfall kriegst, wenn du aufwachst, weil Leon weg ist, bin ich wieder hochgekommen und hab mich zu dir gelegt." Sagte Wincent und erst da merkte ich, wie der Fernseher leise lief. „Oh Mann." Murmelte ich und liess mich nun ganz an meinen Mann sinken. „Was haben wir überhaupt für ne Uhrzeit? Wann geht die Show los?" nuschelte ich und liess meine Hand über Wincents Bauch gleiten und liess sie dann auch da ruhen. „In ner Stunde geht's los." Sagte er leise und strich mir durch die Haare. „Wo ist Emilia?" fragte ich dann und sah hoch zu Wincent. „Die war mit Tante Amelie beim Merchstand und nun ist sie unten und schaut sich ihre YouTube Videos an auf dem Tablet." Sagte er und strich mir sanft über den Arm.

Ich stand komplett neben mir und brauchte wirklich einen Moment bis ich wieder wach war. Aber dennoch genoss ich die letzten Minuten alleine mit Wincent. Wir kuschelten noch etwas im Bett, ehe er sich dann doch langsam auf den Weg machen musste. Ich begleitete ihn Backstage, bis hin zum Bühneneingang und da drehte er sich zu mir. Ich sah zu ihm hoch und lächelte ihn an. Es war irgendwie ein veraltetes Ritual, wenn ich dabei war. Aber wir liebten es halt einfach beide. Ich sah in Wincents funkelnde Augen. Er konnte es kaum erwarten die Bühne zustürmen und zu spielen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu und strich mit meiner Hand über seine Brust. „Viel Spass mein Schatz! Ich wünsch dir ein tolles Konzert." Sagte ich und lächelte ihn an. „Danke." Strahlte mich Wincent an, legte seine Hände an meine Hüften und beugte sich zu mir. „Bis später." Nuschelte ich dann, bevor Wincent mich sanft küsste. „Bis dann." Antwortete er mir und liess mich dann wieder los. Er steckte sich die In Ears in seine Ohren, zog sein Shirt nochmal zurecht und hüpfte ein paar Mal vom einen Bein aufs andere und liess seine Arme dabei locker schwingen. Ich mochte es zu sehen, wie er sich nochmal locker machte und dann die Bühne stürmte, wenn er das Go kriegte.