Wir beide bleiben

Kapitel 91

•Wincent•

Die Woche in München verging so rasend schnell. Wir kamen gut vorwärts, was die Arbeit anging und irgendwie war ich auch etwas froh wieder wegzukommen. Gina ging mir so auf den Nerv und mit meiner Laune hatte ich wohl auch Kevin angesteckt. Er fand es auch immer wie anstrengender mit ihr zu Arbeiten und deswegen hatte er einen Freund von sich angerufen, der ebenso Produzent war und ihm quasi Gina aufgedrückt. Sobald ihre Produktionen hier abgeschlossen waren, würde sie nicht mehr zu uns ins Studio kommen. Zwar immer noch in München sein, aber nicht mehr bei uns. Irgendwie tat es mir ja leid, dass nun auch Kevin die Schnauze voll hatte von ihr, aber früher oder später hätte ich nicht gewusst, wie wohl ich mich hier noch gefühlt hätte. Aber dieses Problem würde sich ja nach dieser Produktion von alleine lösen. Heute war der letzte Tag und ich war leicht angespannt. Warum? Naja, wir arbeiteten gerade mit Gina und nachher würden Lisi, Mia und die Kinder herkommen. Dummerweise hatte ich Mia verschwiegen, dass es Gina war, mit der wir arbeiteten. „Alter was bist du so nervös?" fragte mich Kevin dann und sah zu mir. „Mia hat keine Ahnung, dass ich hier mit Gina arbeite." Sagte ich leise zu meinem Kumpel, welcher mich dann mit hochgezogener Braue ansah. „Das ist nicht dein Ernst. Und du lässt sie nun voll in diese Überraschung reinlaufen?" fragte Kevin mich. „Ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen soll." Sagte ich und Kevin lachte. „Ne Wincent! Du hattest ganz einfach die Hose voll. Du hattest Angst vor Mias Reaktion und hast es ihr deshalb verschwiegen." Sagte Kevin und ich schwieg nur. „Dacht ichs mir." Sagte Kevin und arbeitete dann am Track weiter, während ich mir überlegte, wie alle heil aus der Sache wieder rauskamen.

„Wir sind da!" hörten wir dann Lisi und kurz danach kam Louis in den Raum gerannt. Gina war gerade im EDEKA und so hatte ich Zeit Mia noch kurz zu erklären was los war. Sofort sprang ich auf und ging zu Mia. „Schatz können wir kurz reden?" fragte ich und zog sie am Arm zur Küche. „Schatz jetzt warte doch. Lass mich mal ankommen." Sagte sie und wollte unseren Kindern folgen, die ebenso zu Kevin in den Raum stürmten. „Mia bitte!" sagte ich und da drehte sie sich zu mir um und musterte mich. „Alles gut?" fragte sie mich und ich nickte. „Ja... Aber hör zu. Ich wollte dir schon lange sagen mit wem Kevin und ich hier arbeiten." Sagte ich und in dem Moment ging die Studiotür auf. „Jungs bin wieder da!" rief Gina und in mir krampfte sich alles zusammen. Natürlich wandte Mia ihren Kopf in ihre Richtung ab und natürlich erkannte sie Gina direkt wieder. „Nicht dein Ernst." Sagte Mia dann und sah zu mir. „Schatz..." begann ich und da stand Gina schon neben meiner Frau. Na toll. Meine Frau und mein Seitensprung in einem Raum und direkt nebeneinander. „Hi, ich bin Gina. Und wer bist du?" sprach sie Mia an. Ich schloss meine Augen und sank leicht zusammen, während ich mir in Gedanken gegen die Stirn schlug. „Hi, ich bin Mia. Wincents Frau!" sagte Mia total freundlich. Gina sah sie erst etwas erschrocken an und versuchte dann irgendwie diese ganze Situation etwas erträglicher zu machen, aber zum Glück rief Kevin nach ihr und sie verschwand im Aufnahmeraum.

Mia wandte ihren Blick wieder zu mir, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah mich einfach nur schweigend an. Oh weh! „Schatz ich..." begann ich wieder. „Du hättest es mir einfach sagen können!" sagte Mia leicht wütend. „Ich weiss aber..." sagte ich. „Aber?!" hakte Mia nach. Ich versuchte mich irgendwie zu erklären, aber alles klang bescheuert und machte die gesamte Situation nicht einfach. „Ich hatte einfach Schiss, dass du mit dieser ganzen Situation nicht klarkommst. Und mir vielleicht nicht vertraust oder so." sagte ich dann am Schluss. „Ich wär wahrscheinlich nicht glücklich gewesen über die Situation. Aber ich hätte es akzeptiert. Arbeit ist Arbeit und ich nehme an, dass weder du noch ich nochmal so einen beschissenen Fehler machen werden und uns betrügen." Sagte Mia. „Babe es tut mir leid." Sagte ich und griff nach ihrer Hand. „Ja schon okei." Murmelte sie und liess sich, nach dem sie etwas gezögert hatte, zu mir ziehen. Ich hauchte ihr sanfte Küsse auf die Lippen und schlang dann meine Arme um sie und stand mit Mia einfach einen Moment eng umschlungen in der Küche.

~Zwei Stunden später~

Kevin und ich holten etwas von McDonalds für die Kinder, während es für uns Erwachsenen inklusive Gina Sushi gab. Fabi war unser Lieferservice für das Sushi und kam fast zeitgleich mit uns im Studio an. Es war ein totales Gewusel und während die Frauen genüsslich assen, schauten Kevin und ich auf unsere Kinder. Emilia sass links von mir, während Leon auf meinem Schoss sass. Ich hatte mehr Ketchup an meinem Shirt als Leon auf seinen Pommes und Emilia strich ständig ihre fettigen und salzigen Finger an meiner Hose ab. „Emilia! Da ist ne Serviette!" sagte ich und schob sie ihr wieder hin. „Schon gut Papa, meine Finger sind ja jetzt sauber." Sagte sie und lächelte mich dabei an. Ich sah sie einfach an, schüttelte seufzend den Kopf und sah dann zu Kevin und Fabi die nur vor sich hin grinsten. Gina versuchte irgendwie Kontakt zu den drei Kindern aufzubauen, aber die waren irgendwie so gar nicht von ihr begeistert. Sogar Lino, Kevins Hund, der heute auch hier war, ging ihr aus dem Weg. „Mehr Ketchup." Sagte Emilia und griff nach der Flasche. „Nein Emilia. Jetzt reichts. Du hast mehr Ketchup da als Pommes." Sagte ich und schob die Flasche weg. „Nein!! Mehr!" protestierte sie. Es entstand eine kleine Diskussion zwischen mir und meiner Tochter, die ich dann schlussendlich gewann. Dachte ich jedenfalls.

Ich hatte gerade Leons Finger geputzt und seinen Müll entsorgt, als ich mich wieder zum Tisch drehte und Emilia die Ketchup Flasche genommen und bereits geöffnet hatte. Und dann ging alles in Sekunden schnelle. „Warte ich helf dir." Sagte Gina und beugte sich über den Tisch zu Emilia. „Nein!! Ich kann das!" sagte sie und ich hatte keine Ahnung wie, aber Emilia drückte die Plastikflasche zusammen und das ganze Ketchup landete nicht auf den Pommes, sondern in Ginas Gesicht und auf ihrem hellen Shirt. „Oh oh." Sagte Emilia, während ich nur noch mit aufgerissenen Augen dastand und Gina anstarrte, die mehr oder weniger von oben bis unten mit Ketchup vollgespritzt war. Auch Mia und Lisi waren erschrocken, während Kevin, Fabi und sogar Louis begannen zu lachen. „Sauber." Hörte ich Leon, der mit einem triefenden Lappen zu Gina ging und begann ihre Klamotten zu putzen. „Du bist aber lieb." Sagte sie zu Leon und hob ihn auf ihren Schoss, der dann ihn ihrem Gesicht weiter wischte. Mir war das alles so peinlich und ich wusste echt nicht, ob ich auch anfangen sollte zu lachen. Die Frauen begannen dann ziemlich schnell mit aufwischen, während Emilia entspannt ihre Pommes fertig futterte und dann den Tisch verliess. Gina war mittlerweile im Bad verschwunden und Leon wollte ihr folgen. „Leon warte." Sagte ich und ging ihm nach. „Sauber!!" Sagte er wieder nahm den Lappen von davor, ging zu Linos Napf und tauchte den Lappen in das vollgesabberte Wasser von Lino. „Leon!" hielt ich ihn dann auf und hob ihn hoch. „Hast du den Lappen schon vorhin da reingetaucht?" fragte ich und zeigte auf Linos Napf, der nun voll mit Ketchup war. Mein Sohn nickte und wollte mit dem, in sabberwasser getauchten Lappen mein Gesicht putzen. „Iiih nein." Sagte ich und nahm ihm den Lappen weg und sah dann zu den Jungs, die in lautes Gelächter ausbrachen. Auch Mia und Lisi grinsten leicht, als sie diese Story gehört hatten und dann musste auch ich irgendwie grinsen. „Tja, Karma erwischt immer die Richtigen." Sagte Mia lässig und nahm mir Leon weg und verschwand mit ihm, um ihm die Windel zu wechseln. Ich stand noch immer da und sah dann zu Gina, als diese wieder zurückkam. „Was war grad so lustig?" fragte sie mich. Nur kurz sah ich zu meinen Freunden, die ein weiterer Lachanfall versuchten zu unterdrücken. „Ach... Nichts..." schmunzelte ich dann und liess sie stehen.