Wir beide bleiben

Kapitel 12

•Wincent•

Völlig entspannt und mit einem fetten Grinsen im Gesicht, erschien ich wieder auf der Party, während Mia kurz auf dem Klo verschwand. Ich steuerte direkt auf die Küche zu um mir ein Bier zu holen, als Marco den selben Weg einschlug. Er reichte mir ein Bier und lehnte sich dann gegen die Kücheninsel. „Na?" schmunzelte er und ich sah zu ihm. „Na?" gab ich zurück und mir war bereits klar, worauf sein ‚Na?' bezogen war. „Welches Zimmer habt ihr beschmutzt?" fragte Marco dann und ich musste loslachen. „Alter... Wie denkst du von uns?!" grinste ich. „Da muss ich nicht viel denken, ich kenn euch. Ihr könnt die Finger nicht voneinander lassen, egal wo ihr seid." Lachte Marco. Ich musste auch lachen und nahm dann ein Schluck vom Bier. „Also?" hakte Marco nach. „Dein Schreibtisch." Grinste ich meinen besten Kumpel an. „Ich hoffe ihr habt verhütet und Mia wird nich gleich wieder schwanger." Lachte Marco und schüttelte den Kopf. „Wir hatten keinen Sex." Sagte ich dann. „Ja nee, is klar." Rollte Marco die Augen. „Als ob!" lachte er dann. „Nein im Ernst. Mia darf noch keinen Sex haben, kurz nach der Geburt." Sagte ich und trank erneut einen Schluck. „Dann hat sie dir einen geblasen? Runtergeholt?" fragte Marco. Ja wir gingen ziemlich offen mit dem Thema um. Ich meine wir waren beste Freunde, schon unser Leben lang. Wir kannten einander in und auswendig. „Zweites." Schmunzelte ich und machte die dazugehörige Handbewegung.

„Na?" machte Marco dann auch schmunzelnd zu Mia, die sich nun auch etwas zu trinken holte. Sie drehte sich zu uns um, sah erst zu Marco und dann zu mir. Auch ihr war bewusst, was dieses ‚Na?' bedeutete. „Du konntest es einfach nicht für dich behalten oder?" sagte sie zu mir und ich hob abwehrend und lachend die Hände. „Ey ich hab nichts gesagt, er hats selbst rausgefunden!" sagte ich und zog Mia dann zu mir. Sie legte ihren Kopf an meine Schulter und grinste nun selbst etwas. „Ja dann muss ich ja nichts mehr dazu sagen." Schmunzelte sie und sah zu Marco und dann zu mir hoch. „Keine Worte notwenig." Grinste ich, beugte mich zu ihr und küsste sie. Sofort liess ich den Kuss tiefer werden, welchen Mia grinsend erwiderte und Marco dazu veranlasste, uns mit einem „Ihr Verrückten" alleine zu lassen.

Mein Plan, mich mal wieder richtig zu betrinken, liess ich im Verlauf vom Abend fallen. Ich genoss ihn einfach mit meinen Freunden und meiner Frau. Immer wieder nahm ich Mia etwas in den Arm oder sie sass auf meinem Schoss, wenn wir mal wieder mit jemandem ins Gespräch vertieft waren. Ich genoss dieses Unbeschwerte, das hatte ich schon lange nicht mehr so gefühlt und ich könnte mich echt wieder dran gewöhnen. Aber sobald das dritte Album ready ist, geht's auf Promo, dann Festivals und schlussendlich wieder ne Hallentour. Das würde auch heissen, dass ich meine Familie wieder zurück lassen müsste. Oder Mia würde sich dazu bereit erklären mit den Kindern mitzukommen. Aber ich wusste auch, dass sie sich damit immer etwas schwer tat. Warum wusste ich nicht.

Gegen 2 Uhr fuhren Mia und ich nach Hause. Wir würden später unsere Kinder bei Oma abholen. Müde liess ich mich ins Bett fallen und sah zu Mia die sich aus ihrem Kostüm schälte. Ich verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und sah ihr zu, wie sie sich auszog. „Ich merk wie du mich anstarrst." Sagte Mia dann, die mir den Rücken zugekehrt hatte. Ich begann leise zu lachen. „Ja. Und? Ich darf das." Schmunzelte ich und zwinkerte ihr zu als sie über ihre Schulter zu mir sah.. „Denk bloss nicht, dass du eine zweite Runde kriegst." Kicherte Mia dann und als sie nur noch in ihrem Slip da stand, drehte sie sich zu mir. Ich liess meine Augen offensichtlich über ihren Körper gleiten und zog die Luft scharf ein. „Schade." Schmunzelte ich dann und warf ihr, ihr Schlafshirt zu, welches sie dann anzog. „Spinner!" grinste Mia und legte sich dann zu mir ins Bett. Sie streckte sich dann zu mir und und küsste mich sanft, während ich meinen Arm um sie schlang und sie auf mich zog. Mia lachte auf und als ich sie begann zu kitzeln, versuchte sie meine Hände fest zuhalten. „Wincent hör auf!!!" lachte sie, während sie auf mir lag und ich einfach nicht aufhörte. Auch ich musste lachen und es war einfach nur schön, so wie es gerade war. Nach einer kleinen Rangelei, die Mia gewann, weil sie mir unabsichtlich in die Weichteile trat, kuschelten wir uns dann aneinander und schliefen ein.

Am anderen Morgen wurden wir durch mein klingelndes Handy geweckt. Völlig verschlafen ging ich ran, während Mia sich ins Kissen kuschelte und weiter schlummerte. „Ja?" ging ich ans Handy ohne drauf geschaut zu haben, wer anrief. Doch auch ohne ein Wort des Anrufers war mir sofort bewusst wer es war. Im Hintergrund hörte ich ein Baby schreien. „Wincent ich gönn euch ja euren Schlaf. Aber ich glaube es wäre langsam an der Zeit, eure Kinder abzuholen. Emilia ist quengelig und Leon schreit, weil er Hunger hat. Ich hab kein Milchpulver mehr!" hörte ich meine Mum und ja, sie war genervt. „Scheisse... Ja! Wir sind auf dem Weg." Sagte ich sofort und da wurde auch Mia langsam wach. „Was ist denn los?" nuschelte sie und sah mich mit kleinen Augen an. „Mia wir haben verschlafen! Es ist halb 12 Mittags." Sagte ich, nachdem ich die Uhr gecheckt hatte. „Emilia und Leon!!!" war dann Mia hellwach und sprang aus dem Bett. „Scheisse! Scheisse!!" fluchte meine Frau und zog sich hastig an und machte sich fertig. Auch ich war sehr schnell angezogen und keine 20 Minuten später, waren wir auf dem Weg zu meiner Mum. „Angela wird nie wieder auf die Kleinen aufpassen!" sagte Mia und machte sich einen ziemlichen Kopf. „War sie sehr sauer?" fragte sie mich. „Naja sie klang nicht gerade glücklich." Antwortete ich. „Scheisse...." Murmelte Mia erneut.

Mia sprang noch fast aus dem fahrenden Auto, als ich bei meiner Mum vor fuhr. Ich folgte ihr dann schnellen Schrittes und nach einem kurzen klingeln, betraten wir das Haus meiner Mutter. „Es tut uns so leid!!" schoss es sofort und gleichzeitig aus uns heraus, als wir meine Mum entdeckten die mit einem weinenden Leon im Arm auf und ab ging. Ich nahm Emilia auf den Arm, welche direkt auf uns zu gerannt kam und uns freudig empfing. Mia hingegen steuerte direkt auf meine Mum zu und nahm ihr Leon ab. Sie versuchte ihn irgendwie zu beruhigen, doch natürlich klappte es nicht, da der Kleine einen riesen Hunger hatte. „Schatz geh hoch und still ihn erst Mal." Sagte ich zu ihr. „Darf ich?" fragte Mia dann meine Mum die natürlich sofort nickte. Mia verschwand nach oben, während ich bei meiner Mum zurück blieb. Ich setzte Emilia dann vor den Fernseher und folgte meiner Mutter in die Küche. „Es tut uns leid." Sagte ich dann leise. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und dass meine Mum dieses Mal wirklich richtig genervt war, machte alles nur noch schlimmer. „Wincent, das geht so einfach nicht! Ich passe gerne auf meine Enkel auf, aber ihr könnt nicht einfach 3 Stunden später als abgemacht auftauchen! Emilia alleine wäre kein Problem gewesen die konnte ich ablenken und ihr etwas zu Essen geben! Aber bei Leon ist es etwas schwerer. Ich konnte ihm ne knappe halbe Flasche geben heute Morgen mit dem restlichen Pulver! Dein Sohn hatte einen riesen Hunger und ich konnte ihn kaum beruhigen!"  sagte meine Mum und ich fühlte mich richtig schlecht und gerade selbst wie ein kleiner Junge. „Wie gesagt, ich gönn euch den Schlaf. Aber es wird bei jedem Mal später wo ihr auftaucht um die Kinder abzuholen. Aber heute habt ihr den Vogel wirklich abgeschossen." Sagte sie und ich nickte mit gesenktem Kopf.

Meine Mum war wirklich angepisst und ich konnte ihr nicht mal böse sein deswegen. Sie war völlig im Recht. Auch wenn wir es wirklich nicht absichtlich gemacht hatten, aber das ging wirklich nicht. Sie hatte mich und Mia mehrmals versucht anzurufen, aber unser Schlaf war so tief, dass wir einfach nichts mitgekriegt hatten. Das wars dann wohl mit spontanen Parties. Überhaupt mit Parties, wo wir die Kinder abgeben müssen. Ich wusste genau, dass Mia noch ein grösseres schlechtes Gewissen hatte und sie wahrscheinlich so schnell nicht mehr auf ne Party oder überhaupt ohne Kinder weggehen wollte.