Kapitel 10

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•Wincent•

Aktuell war gerade Fasching und bei uns im Dorf. Es würde einen kleinen Umzug geben und danach eine Kostümparty für die Kids in Begleitung der Eltern. Natürlich hatte Emilia davon Wind bekommen und hat sich von Mia erklären lassen worum es da ging. Und als sie hörte, dass man sich da verkleiden musste, war sie natürlich Feuer und Flamme. Ich war eigentlich nicht so der Karnevaltyp, jedenfalls nicht, wenn es keine privaten Parties waren. Aber meine Mädels konnten mich doch überreden im Dorf mitzumachen. Dennoch stellte ich eine Bedingung. Ich wählte das Thema aus. Denn wenn wir schon als Familie hingehen würden, dann auch alle aufeinander abgestimmt. Ich wollte ja unbedingt Star Wars, hätte für alle ein perfektes Kostüm gehabt. Aber trotz meiner Bedingung liess ich mir natürlich rein reden von meiner Frau. Schlussendlich wurde es Aladdin.

Schön, wie ich das Thema ausgesucht hatte......

Nun waren wir alle kostümiert und fertig zum gehen. Ich war als Aladdin verkleidet, Mia war meine Prinzessin Yasmin, Emilia rannte als der blaue Dschini herum und Leon war warm eingepackt als Abu der kleine Affe von Aladdin. „Schatz lass uns ein Foto machen. Bitte!" sagte Mia und war schon dabei ihr Handy aufzustellen und den Selbstauslöser anzumachen. Ich hatte Leon auf dem Arm und rief nach Emilia, die sofort um die Ecke gerannt kam. Mia startete den Selbstauslöser und stellte sich neben mich, nahm schnell Emilia hoch und dann lächelten wir alle in die Kamera. Manchmal waren diese Familienfotos schon fast bisschen kitschig, fast wie im Film. Aber für mich wars einfach die Erfüllung meiner Träume. So hatte ich einfach immer wieder den Beweis, dass es kein Traum war. Dass ich wirklich verheiratet und Vater von mittlerweile 2 Kindern war.

Der Umzug war vorbei und das Konfetti welches Emilia hatte war alle. Das Meiste hatte sie uns angeschmissen und hatte einfach ein riesen Gaudi dabei. Mittlerweile waren wir im Gemeindesaal wo nun die Kinderparty stattfinden würde. Mia hatte sich zu ein paar Mütter, die wir kannten an den Tisch gesetzt und hatte Leon dabei, während ich und viele andere Väter unsere Kinder bespassten. „Wincent, wie hast dus geschafft, dass deine Tochter keine Prinzessin sein wollte?" lachte einer der Väter. „Bestechung." Zuckte ich die Schultern und begann zu lachen. Auch die anderen Väter begannen zu lachen, aber hingegen zu mir hatten die alle Hände voll zu tun, ihre Töchter unter den gefühlt 100 Prinzessinnen wieder zu finden. Ich musste mich einfach immer auf das kleine blaue Geschöpf konzentrieren, welches immer wieder bei mir vorbeikam und mich angrinste.

Etwas später kamen dann 3 junge Mädels in Bärenkostümen rein und begannen ein kleines Animationsprogramm mit den Kindern. Natürlich machten auch wir mit und ich stand bei Emilia und tanzte jede Bewegung mit und sang die Kinderlieder. Emilia hatte einen riesen Spass und ganz ehrlich? Ich auch! Es war so schön einfach mal entspannt hier zu sein und einfach mal Papa sein zu können. Ohne, dass ich irgendwelche Autogrammwünsche oder Fotowünsche erfüllen musste. Das hatte in den letzten Jahren nämlich ganz schön zugenommen und leider manchmal auch in Momenten, in denen ich halt einfach mal am liebsten nein gesagt hätte. Aber ja, das war halt so eine Sache. Ich merkte einfach, wie ich öfters die Zurückgezogenheit genoss und das Familienleben vor meine Arbeit stellte. „Papa!!" hörte ich dann Emilia und sah zu ihr runter. „Hm?" machte ich und sah meine Tochter an. „Hoch!" sagte sie und streckte ihre Ärmchen nach mir aus. Schnell hob ich sie hoch und sie schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte ihr Gesicht gegen meine Schulter. Was war denn nun los? Ich war davor ganz in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass mittlerweile auch ein Wolf hier sein Unwesen trieb und die Kinder etwas erschreckte.

„Will zu Mama!" sagte sie dann zu mir. „Ach was, der Wolf tut dir nichts." Sagte ich und drehte mich mit ihr zu ihm und wir sahen ihm zu, wie er die grösseren Kids erschreckte und bei den Kleinen ganz lieb war. „Siehst du? Der erschreckt nur die grossen Kinder." Sagte ich und sah zu Emilia. „Hmm" machte diese nur und erwürgte mich fast, als der Wolf nun tatsächlich auf uns zu kam. „Nein!!" begann sie doch tatsächlich zu schreien und weinen und ich kriegte kaum noch Luft. „Mili! Es ist alles gut." Keuchte ich und konnte ihren festen Würgegriff langsam lösen. „Mamaaaaa!!" brüllte Emilia und war schon fast dabei über meine Schultern zu klettern um zu flüchten. Die Person im Wolfskostüm entfernte sich dann von uns, doch bei Emilia wars vorbei. Eigentlich sah der Wolf ganz nett aus, aber für so ein kleines Mädchen wie Emilia, war es wahrscheinlich dennoch zu viel. Ich ging dann zurück zu Mia wo Emilia direkt zu ihrer Mama wollte. Also machten Mia und ich kurzerhand einen Kindertausch. Nun hatte ich Leon auf dem Arm, während Emilia bei Mia war. Ich setzte mich dann einfach zu den Frauen und beschäftigte mich mit Leon. Aber da dieser wieder am schlafen war, hörte ich halt einfach den Frauengesprächen zu.

Da ich irgendwann genug hatte von wunden Brustwarzen und schmerzenden Brüsten, tippte ich etwas auf dem Handy rum, als ich eine Nachricht von Marco kriegte.

M: Heute Abend spontane Faschingsparty bei mir! 19:00 Uhr! Freu mich auf dich und Mia.

W: Alter ich habe Kinder! Ich kann die nicht einfach in die Gefriertruhe stecken.

M: Ach komm schon. Oma Angela passt doch sicher gerne auf die Racker auf!

W: Ich kann's dir noch nicht sagen. Ich meld mich.

Manchmal wars schon irgendwie komisch, nicht mehr einfach ja zusagen zu einer spontanen Party. Vielleicht vermisste ich das auch ab und zu, aber ich wollte Kinder, ich wollte eine Familie also musste ich auch Kompromisse eingehen. „Mia?" sagte ich dann und sah zu ihr. „Hm?" machte sie und strich Emilia durch die Haare die dicht an ihre Mama gekuschelt war. „Marco hat geschrieben. Er hat uns zu einer spontanen Faschingsparty eingeladen. Wäre ja schon cool, aber was machen wir mit Emilia und Leon?" sagte ich zu ihr. Mia überlegte und dann sah sie zu den Kleinen. „Naja... Ich hät ja schon irgendwie Lust, mal wieder mit dir wegzugehen." Sagte sie zu meiner Verwunderung. „Soll ich mal meine Mum fragen ob sie spontan Zeit hätte zum Babysitten?" sagte ich und Mia nickte sofort. „Ja. Versuchs mal." Lächelte sie. Ich stand auf und beugte mich zu ihr und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. „Bin gleich wieder da." Sagte ich und ging mit Leon auf dem Arm und meinem Handy am Ohr raus, wo ich ungestört war.

Wir redeten dann erst so bisschen über dies und jenes, bis ich dann das Gespräch in die eigentliche Richtung lenkte. „Mama, sag mal was machst du heute Abend?" fragte ich und wiegte Leon im Arm der leise quengelte. „Bisher noch nichts, wieso?" fragte sie dann. „Naja... Marco hat uns zu ner spontanen Faschingsparty eingeladen... und... würdest du... also..." druckste ich herum. „Auf eure Kinder aufpassen? Ja kann ich machen." Hörte ich sie lachen. „Mum du bist die Beste. Wir laden dich bald mal zum Essen ein!" sagte ich dann sofort und meine Mama schmunzelte nur. „Aber Wincent? Mia stillt noch oder?" sagte meine Mutter dann. „Ach Mist." Murmelte ich. „Trinkt Leon auch von der Flasche?" fragte sie dann. „Ja, wir haben angefangen ihm ab und an etwas Tee aus der Flasche zu geben, es klappt aber noch nicht 100%." Sagte ich leise und ich sah die Hoffnung auf die Party zu gehen schon schwinden. „Mia soll ihn einfach noch Stillen bevor ihr geht und dann krieg ich das schon irgendwie hin." Sagte meine Mama. „Ja ansonsten kannst du anrufen, dann kommen wir heim." Sagte ich sofort. Ich verabschiedete mich dann von meiner Mutter und ging zu Mia. „Alles gebongt." Schmunzelte ich Mia an, die mich ansah und ich sofort merkte, dass irgendwas im Busch war. „Wincent wir haben zu vorschnell gehandelt." Sagte Mia dann. „Wieso?" fragte ich nach. „Ich stille ja noch. Und Leon trinkt noch nicht richtig von der Flasche." Sagte Mia dann. „Das Thema hatte ich mit Mama auch grad. Du stillst ihn einfach noch bevor wir gehen. Wir bringen noch von dem Milchpulver mit und Mum versucht ihm dann die Flasche zu geben, wenn er wieder Hunger kriegt. Und wenn's nicht funktioniert, ruft sie an und wir fahren heim." Sagte ich und sah sie an. Mia nickte leicht, doch ich merkte, dass sie noch nicht so überzeugt war von dem ganzen Plan, wie ich es war.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt