Kapitel 15

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•Wincent•

„Ich mach uns etwas zu Essen. Worauf hast du Lust?" fragte ich Mia, als wir zu Hause waren. „Hab keinen Hunger." Murmelte sie und ging an mir vorbei die Stufen hoch, während ich ihr nachsah. Ich seufzte leise. Ich verstand sie ja, mir ging es auch nich super toll. Wir mussten unseren 6 Wochen alten Sohn im Krankenhaus zurück lassen wegen einem scheiss Infekt, bei dem wir nicht mal wussten, woher Leon ihn hatte. Aber irgendwie musste ich Mia doch ablenken können. Ein gemeinsames Abendessen wäre doch sicher schön gewesen. Aber sie zog sich zurück und machte komplett zu. Ich ging dann trotzdem in die Küche und machte für Mia ihr lieblings Müsli. In eine kleine Schüssel gab ich von ihrem Früchte Joghurt, den sie so sehr liebte. Dann schnitt ich Äpfel und Bananen klein und dekorierte den Joghurt damit. Ich streute noch die Müslimischung drauf und ein paar gesunde Leinsamen und ging dann mit Schüssel und Löffel bewaffnet nach oben.

„Wo bist du?" rief ich nach Mia und da kam sie aus Leons Zimmer. „Hier." Sagte sie leise und blieb stehen. Sie sah zu mir und dann zu der Schüssel in meiner Hand. „Ich habe dir dein Lieblings Müsli gemacht." Sagte ich und streckte ihr die Schüssel mit Löffel entgegen. „Ich habe keinen Hunger." Sagte sie erneut und senkte ihren Blick. „Mia, du hast heute noch kaum etwas gegessen." Sagte ich und sah sie an. „Ich will nicht..." antwortete sie mir, ging an mir vorbei ins Schlafzimmer und schloss die Tür. Ich brachte dann das Müsli runter und stellte es in den Kühlschrank. Ich stand etwas ratlos in der Küche rum und überlegte angestrengt, wie ich meine Frau auf andere Gedanken bringen konnte oder ihr irgendwie die ganze Situation etwas zu erleichtern. Kopfkratzend sah ich mich um, als mein Blick wieder an den Früchten hängen blieb. Ich wühlte dann in Mias Schrank mit den Backzutaten und fand Schokolade die ich schmelzen konnte. Ich suchte mir eine Pfanne raus und googelte mal kurz, wie ich das genau machen musste und begann dann alles zu schmelzen, was geschmolzen werden musste. Ich schnitt wieder die Früchte klein und packte noch ein paar Trauben dazu. Dann machte ich Mia ihren Lieblings Tee und ging mit allem auf einem Tablett bepackt nach oben und schob mit meinem Rücken die Tür auf.

„Was ist das?" fragte mich Mia dann und streckte sich dann doch neugierig, während sie auf dem Bett lag. „Süsskram und dein Lieblings Tee." Sagte ich und stellte das Tablett auf dem Bett ab. Ich reichte Mia ihren Tee, von dem sie sofort den Duft einatmete und dann vorsichtig einen Schluck trank. Ich schob das Tablett mit den Früchten und der geschmolzenen Schokolade in die Mitte und legte mich dann neben sie. „Wenn du nichts essen willst, dann naschen wir eben. Denn das ist ja nicht richtig essen." Lächelte ich sie an und hoffte auch von ihr ein Lächeln zu erhalten. Und tatsächlich. Sie lächelte mich leicht an und streckte sich zu mir. Sie küsste mich sanft und legte ihre Stirn dann an meine. „Danke, dass du nie aufgibst und immer so hartnäckig bist." Sagte sie leise und da küsste ich sie nochmals. „Immer wieder gerne." Sagte ich leise und stupste ihre Nase dann mit meiner an. Ich löste mich von ihr und zog die Sachen ganz zwischen uns. Wie erwartet griff Mia zu den Trauben, wären aber Erdbeeren da gewesen, wären es wohl die Erdbeeren geworden. Ich schmunzelte leicht und genehmigte mir eine Banane und überliess ihr alle Trauben. Schweigend verputzten wir die Früchte, nachdem wir sie in die Schokolade getaucht hatten. „Oh nein." Murmelte dann Mia und ich sah zu ihr. „Hm?" machte ich und folgte ihrem Blick. „Ich habe meine Traube in der Schokolade verloren." Nuschelte sie und versuchte sie rauszufischen. Ich lachte leise und sah ihr zu wie sie die glitschige Traube versuchte zu kriegen und dadurch ihre Finger komplett mit Schokolade überzog.

Mia nahm sich dann die Gabel und stach die Traube einfach auf und ass sie so. Ich sah ihr zu wie sie sich die Finger ableckte und sie mit der Serviette dann ganz sauber wischte. „Schmeckts?" schmunzelte ich und Mia lächelte leicht. „Mhm." Nickte sie leicht und ich sah ihr bereits an, dass die Ablenkung nur kurz anhielt. Sie driftete bereits wieder langsam ab und in ihrem Kopf war wieder die Besorgnis um Leon. „Lass uns runter und Fernsehen. Wir suchen uns einen Film bei Netflix und kuscheln. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht." Sagte ich zu Mia. Ich versuchte sie wo ich nur konnte abzulenken. „Und was möchtest du schauen?" fragte sie mich dann. „Du kannst aussuchen. Wir schauen das, was du willst." Lächelte ich und stand langsam auf. Ich nahm das leere Geschirr und ging zur Tür. „Kommst du?" fragte ich und sah zu Mia die noch etwas unschlüssig auf dem Bett sass. Schweigend stand sie auf und folgte mir nach unten. Ich holte uns noch etwas zu trinken und setzte mich dann zu Mia aufs Sofa die da bereits wartete und Netflix gestartet hatte. Wir starteten dann irgendeinen Film und ich zog Mia zu mir, nach dem ich es mir richtig gemütlich gemacht hatte. Ich versuchte mich auf den Film zu konzentrieren, während Mia wahrscheinlich nur so tat als würde sie schauen. Immer wieder merkte ich, wie sie auf ihr Handy sah und Bilder von Leon durchscrollte.

„Schatz leg doch mal dein Handy weg." Sagte ich leise und nahm es ihr langsam aus der Hand. „Du versuchst dich nicht mal ansatzweise irgendwie abzulenken." Redete ich zu ihr und da setzte sie sich auf. „Ich mach mir Sorgen Wincent! Ich kann nichts dafür, dass es dir egal ist, dass Leon im Krankenhaus ist..." schmiss sie mir die Worte an den Kopf. Das war nun nicht ihr Ernst?! Ich versuchte schon die ganze Zeit, dass sie die Besorgnis um Leon einen kurzen Moment vergessen konnte und nun warf sie mir vor, dass es mir egal war wo unser Sohn war? „Was sagst du da?!" antwortete ich und setzte mich ebenso auf und sah zu Mia, die mittlerweile aufgestanden war. „Du machst dir ja anscheinend keine Sorgen um deinen Sohn! Du kannst hier so locker fernsehen, bist auch sonst ganz normal drauf. Dich scheints nicht zu interessieren!!" sagte Mia laut und ich hörte wie ihre Stimme gefährlich begann zu zittern. „Du verarscht mich jetzt oder?" fragte ich und da verschränkte Mia nur ihre Arme und sah mich schweigend an. „Du denkst echt, dass es mir egal ist wo Leon ist?!" fragte ich und stand auch auf. „Du hast wirklich das Gefühl, dass ich mir keine Sorgen um unser Baby mache? Das ich keinen Gedanken an ihn verschwende und ganz locker fernsehen kann?!" wurde ich langsam wütend. Das war jetzt echt nicht ihr Ernst. „Ich versuche gerade alles um dich irgendwie auf andere Gedanken zu bringen. Ich gebe mir echt Mühe, dass du die Sorge um unseren Sohn einfach kurz vergessen kannst!! Ich zerbreche mir den Kopf, wie ich dir diese beschissene Situation etwas leichter machen kann und du denkst wirklich, mir wäre das alles egal?! Im Ernst, Mia?!" sagte ich sauer und starrte sie an.

Mia begann augenblicklich zu weinen und verschwand im Schlafzimmer. Ich schloss meine Augen und strich mir dann übers Gesicht. Das hätte nun wirklich nicht so enden sollen. Das war nicht der Plan, aber das was Mia zu mir sagte, traf mich dann doch etwas. Als ob es mir egal wäre wie es Leon ging. Als würde es mich nicht interessieren, dass unser kleiner Sohn im Krankenhaus lag. Ich blieb einen Moment unten und schaltete dann den Fernseher aus und ging hoch zu Mia. Sie lag auf dem Bett und weinte einfach. Ich legte mich zu ihr und rutschte an ihren Körper heran und zog sie zu mir. „Komm her." Sagte ich leise und sie drückte ihr Gesicht gegen meine Brust und weinte einfach. „Es tut mir leid was ich gesagt habe." Schluchzte sie. „Vergiss es einfach." Sagte ich leise, während ich ihr durch die Haare strich und sie fest in den Armen hielt. Unsere Nerven lagen einfach gerade blank und die Angst um unser Kind war gross. Ich versuchte meine Frau so gut ich konnte zu beruhigen und spendete ihr Trost, während ich weiterhin versuchte, die Angst und Sorge um Leon hinten anzustellen.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt