Kapitel 61

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•Wincent•

Nachdem meine Mutter mit Leon weg war, gingen Mia und ich zu den Polizisten. Was würde nun passieren? Was würden wir gleich erfahren? Ich war aufgeregt und mein Herz raste. „Ich hab Angst." Hörte ich die leisen geflüsterten Worte von Mia. Ich sah zu ihr und griff nach ihrer Hand. Ich hatte auch Schiss und zwar so richtig. Was wenn sie uns nun sagen würden, dass Emilia tot war? Was wenn ich gleich erfahren müsste, dass ich mein Mäuschen nie mehr wiedersehen würde? Ich drückte Mias Hand und atmete tief durch. Ich musste diese Gedanken irgendwie aus meinem Kopf verbannen, aber das ging eher schlecht als recht. Denn als wir vor den beiden Männern standen, baten sie uns drum uns zu setzen. Das hiess nichts Gutes. Widerwillig setze ich mich neben Mia und ich merkte wie ungeduldig ich wurde, je länger die beiden schwiegen.

„Warum sind sie hier?!" platze es dann aus mir raus und Mia sah mich kurz an, ehe sie zu den beiden Polizisten sah. „Nach längeren Ermittlungen und Spuren suchen nach ihrer Tochter bei der Stalkerin ihrer Frau, waren wir leider erfolglos." Begann der Polizist. „Was?!" sagte ich und starrte die beiden an. „Herr Weiss, die von ihnen verdächtigte Person ist unschuldig." Richtete er dann das Wort direkt an mich. „Was soll das heissen?!" sagte ich energisch und stand auf. „Wir haben nichts gefunden und..." begann er, aber da redete ich dazwischen. „Ja sie haben nichts gefunden, weil sie verdammt nochmal ihren Job nicht richtig gemacht haben!!!" brüllte ich die beiden Männer an. „Wincent.." hörte ich Mia und spürte ihre Hand die nach meiner griff. Doch ich entriss mich ihrer Berührung und funkelte die beiden Männer an. „Und sie sagten mir, sie werden alles tun um meine Tochter zu finden!! Sie machen den Menschen Hoffnungen um dann alles zu zerstören, nach dem sie versagt haben!!!" schrie ich weiter. Das durfte nicht wahr sein. Das war die reinste Katastrophe und ich fühlte mich wie in einem Albtraum. „Beruhigen sie sich." Sprach er dann die Worte aus und das brachte mich nur noch mehr zum ausflippen. Aber kurz bevor ich handgreiflich wurde stellte sich Mia zwischen mich und die Polizisten und sah mich an. „Wincent hör auf." Sagte sie und ich hörte wie ihre Stimme zitterte. Ich war so wütend und enttäuscht. Und vor allem versetzte mich das alles wieder in Panik.

Die Polizei war weg und ich stand noch immer da und konnte nicht glauben, welche Nachricht uns gerade erreicht hatte. Mia kam langsam auf mich zu und sah mich an. Ihre Augen waren traurig und voller Sorge. Ich hingegen spürte die alt bekannten Gefühle. Wut und Verzweiflung. „Wincent..." sagte sie wieder leise und wollte mich anfassen, doch ich wich vor ihr zurück. „Lass mich!!" sagte ich und wollte wie immer ins Büro. „Wincent jetzt bleib doch einfach mal hier!!!" sagte dann Mia laut und das veranlasste mich stehen zu bleiben. „Du läufst ständig weg!!! Du verkriechst dich im Büro und ich muss selber schauen wo ich bleib!!!" schmiss sie mir entgegen. „Hör auf..." sagte ich dann leise, doch Mia hörte nicht auf. Sie machte weiter und ich spannte mich immer mehr an. „Wir wären niemals in diese beschissene Situation gekommen, wenn du nicht wieder angefangen hättest zu arbeiten!!!" schrie ich sie dann an. Mia verstummte sofort und starrte mich an. „Was willst du damit sagen?" hörte ich dann ihre Worte. Ich sah sie erst einfach nur einen Moment schweigend an und ging dann langsam auf sie zu. „Wir hätten nie eine Nanny gebraucht, aber du wolltest unbedingt wieder arbeiten!!" starrte ich sie an. „Gibst du mir gerade die Schuld daran, dass unsere Tochter weg ist?!" starrte mich Mia genau so an. Ja. Verdammt ja, das tat ich. „Du hast verdammt nochmal keine Ahnung was das für eine Arbeit und Aufgabe ist immer auf zwei kleine Kinder aufzupassen!!!" schrie sie mir dann entgegen.

Zwischen mir und Mia eskalierte es komplett und wir schmissen und eine Schuldzuweisung nach der anderen entgegen. „Ich wollte nie eine Nanny!!!! NIE!! Aber weil du ja unbedingt wieder arbeiten wolltest hab ich es zu gelassen. Auch wenn ich für einen Kitaplatz war!!" gab ich zurück. Wir beide standen dicht vor einander und funkelten uns bitterböse an. „Wärst DU bereit gewesen, weniger zu arbeiten. Dann wäre das nie so gekommen!!! Aber nein! Deine beschissene Karriere war dir ja mal wieder wichtiger!!!" kam es wieder von Mia zurück. „Nur wegen dieser beschissenen Karriere, wie du sie nennst, kannst du in so einem Haus wohnen und so ein Leben führen!!!" ballerte ich ihr entgegen. Wir verrannten uns völlig in diesen komplett eskalierenden Streit. „Gerade wünschte ich mir...." Begann sie, doch sie redete nicht zu Ende. „Was?! Was wünscht du dir?!" fragte ich sie und funkelte sie an. „Du und dein scheiss Job! Seit wir zusammen sind, ist einfach nichts mehr so, wie es mal war! Eine Scheisse nach der anderen passiert hier!!!" schrie Mia. Ich starrte sie einen Moment schweigend an, bis ich wieder meine Stimme fand. „Du kotzt mich grad echt an!" starrte ich dann Mia in die Augen. Ich wusste, ich hatte sie mit meinen Worten davor, zutiefst verletzt. Aber sie tat dasselbe mit ihren Worten bei mir. „Dann verschwinde doch einfach. Lauf weg von der Situation! So wie du es immer getan hast, seit Emilia weg ist!" sagte Mia dann und starrte mich an.

Und das tat ich dann auch. Ich liess Mia stehen und ging die Stufen hoch in unser Schlafzimmer. Ich nahm meinen Rucksack und stopfte wild meine Klamotten rein. Dann trampelte ich die Stuften runter und holte meinen Lap Top und all den Kram und ging zur Haustür. Ich ignorierte Mia, die mich fassungslos anstarrte. Ich ignorierte ihre Tränen. Ich liess nichts mehr an mich ran und wollte einfach nur noch weg aus dieser Hölle, in der wir gerade waren. „Ich bin in München!" waren die letzten Worte die ich zu Mia sagte, ehe ich das Haus mit knallender Tür verliess und kurz danach mit heulendem Motor die Strasse runter fuhr. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr! Gerade hasste ich alles und jeden! Ich musste ausbrechen, raus kommen aus dieser Scheiss Situation. Ich hielt diesen Schmerz und die Angst nicht mehr aus. Ich konnte und wollte nicht mehr! Gerade hasste ich mein Leben und versuchte davor zu flüchten und liess Mia völlig alleine zurück.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt