Kapitel 9

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•Mia•

~Ein paar Wochen später~

Ich war nun ein paar Tage mehr oder weniger alleine mit den Kindern, weil Wincent diverse Termine hatte. Aber heute war er wieder zu Hause, auch wenn etwas angespannt. Er war schon den ganzen Nachmittag genervt. Seit er zu Hause war, war er brummig und leicht reizbar. Ich hatte noch nicht rausgefunden was der Grund war, aber das würde ich sicherlich noch rauskriegen. Doch Momentan war es fast unmöglich an ihn ran zukommen. Er zeigte deutlich, dass er in Ruhe gelassen werden wollte, denn er hatte die Bürotür geräuschvoll geschlossen gehabt. Ich hatte alle Hände voll zu tun, Emilia davon abzuhalten, ständig zu Papa ins Büro zu gehen. Bisher hatte ich es immer verhindern können, doch gerade rannte sie quasi in ihr Unglück. Ich sass auf dem Sofa uns stillte Leon, als ich hörte wie Emilia nach ihrem Papa rief und wie sie irgendwie die Tür öffnen konnte. „Emilia, ich hab jetzt keine Zeit." Erklang dann kurz darauf Wincents genervte Stimme und ich sah wie er Emilia nach vorne trug und im Wohnzimmer auf den Boden stellte. „Mili komm zu mir. Papa muss arbeiten." Lächelte ich unsere Tochter an und streckte die Hand nach ihr aus. Aber kaum war Wincent weg und die Tür war zu, drehte sich Emilia wieder um und rannte ihm nach. „Emilia! Lass Papa arbeiten!" rief ich, doch es war schon zu spät. Sie öffnete die Tür und schon erklang Wincents Stimme einen Ticken genervter und er stellte Emilia wieder vor die Tür und schloss diese erneut laut.

Ich merkte wie der Stress in mir anstieg und auch Leon wurde beim trinken abgelenkt dadurch. „Tut mir leid, kleiner Mann. Geht gleich weiter." Sagte ich leise und unterbrach das Stillen. „Emilia!!" versuchte ich sie aufzuhalten zum dritten Mal ins Büro zu platzen, aber leider war ich zu spät. „EMILIA!!!! Jetzt hör auf ständig rein zu kommen und lass mich in ruhe!!!!" sagte Wincent wütend und stellte sie vor die Tür und knallte diese zu. Augenblicklich begann Emilia zu weinen und rannte zu mir. Mit Leon an der Schulter kniete ich mich zu meinem kleinen Mädchen und nahm sie in den Arm. Sie weinte herzzerreissen und richtig laut. Ich blieb absichtlich, vor dem Büro mit der Kleinen, damit Wincent mal schön hören konnte was er angerichtet hatte. Natürlich begann auch Leon noch zu schreien und ich kniete auf dem Boden mit zwei weinenden Kindern. ‚Toll gemacht, Wincent!' dachte ich mir und brachte die beiden dann zurück ins Wohnzimmer. Leon hatte sich relativ schnell beruhig, denn den dockte ich wieder an meiner Milchzapfseule an und stillte ihn zu Ende. Und Emilia hielt ich dabei einfach etwas im Arm und gemeinsam sahen wir leise Fern.

Als sich Mili beruhigt hatte und auch Leon fertig war, legte ich den Kleinen in die Wippe und Emilia liess ich noch etwas fernsehen. „Mama kommt gleich wieder." Sagte ich zu ihr, doch sie liess sich nicht ablenken. Mit dem Schnuller im Mund und Mister Schnuffel im Arm, war sie auf den Fernseher konzentriert. Ich machte mich auf den Weg zu Wincent und klopfte an. Doch ich wartete nicht drauf, dass er etwas sagte, sondern ging dann einfach rein. „Könnt ihr mich nicht einfach mal in ruhe lassen?!" fuhr er mich direkt an und da schoss es auch aus mir heraus. „Sag mal wie redest du eigentlich mit uns?!" , „Ich muss arbeiten verdammt!!! Ich hab keine Zeit!" starrte er mich an. „Das ist mir ganz ehrlich egal!! Aber du kannst normal mit mir reden. Und vor allem mit Emilia!!! Du kannst deine kleine Tochter nicht einfach so anschreien! Sie versteht das noch nicht! Ich hoffe du hast gehört, wie sehr du sie zum weinen gebracht hast!!!" sagte ich nun laut und da senkte er den Kopf. „Ja..." murmelte er. „Du hast sie doch echt nicht mehr alle!! Emilia denkt wahrscheinlich, was sie getan hat! Sie wollte nur zu ihrem Papa. Doch du behandelst sie gleich wie ein riesen Störfaktor!!" während dem Reden wurde ich wieder ruhiger, doch die bewusst gewählten Worte bohrten sich direkt durch Wincents Herz und ich sah ihm sein schlechtes Gewissen Emilia gegenüber an.

Er verliess dann sein Büro und ging auf die Suche nach Emilia. Diese ignorierte ihn gekonnt und drehte sich von ihm Weg als er sich zu ihr setzte. „Es tut mir leid, Mäuschen." Sagte er dann zu Emilia und schnappte sich die Kleine und zog sie auf seinen Schoss. Emilia wehre sich einen Moment und drückte sich von ihrem Papa weg. Ich liess sie dann etwas alleine und als ich nur etwas später zurück kam, hatte sich Emilia an ihren Papa gekuschelt und zusammen sahen sie fern. Anscheinend hatte sie ihm bereits verziehen und für sie war wieder alles okei. Aber für mich nicht. Wincent beschäftigte etwas und ich wollte jetzt einfach wissen was es war. „Können wir reden?" fragte ich also und sah zu ihm und Emilia. Er seufzte, ihm war wohl bewusst, dass das noch kommen würde. „Ja... Klar." Antwortete er mir und setzte Emilia auf das Sofa und stand auf. Kurz sah er noch nach Leon und folgte mir dann in sein Büro. In der Tür blieb er stehen und sah mich an. „Was ist los?" fragte er mich, als wüsste er nicht worum es ging. „Wincent..." musste ich dann doch lachen. „Du weisst genau was los ist." Sagte ich und er liess sich auf seinen Bürostuhl sinken, während ich mich auf das kleine Sofa hinter ihm setze. Er drehte sich zu mir und sah mich einen Moment an. „Was ist heute passiert, dass du so mies gelaunt bist?" fragte ich dann. Er strich sich durch die Haare und massierte sich dann kurz seinen Nacken ehe er wieder zu mir sah. „Die haben heute ein Meeting gemacht. Ohne mich." Sagte er dann. Oh je. Das war für Wincent ein ‚no go', er wollte an jedem Meeting dabei sein, er wollte wissen was entschieden würde und wollte vor allem Mitspracherecht haben. Es wurde richtig sauer, wenn Dinge ohne ihn festgelegt wurden und er dann so spuren musste, wie die Plattenfirma oder das Management wollte.

„Und weiter?" hakte ich nach. Da musste noch was sein. „Die haben eine komplette Merchladung falsch produziert. Also eigentlich wars richtig, aber es gab eine Fehlproduktion und sie haben es erst gesehen als schon fast alles durch war." Sagte er und ich merkte wie sein Puls wieder anstieg. „Wir müssen alles wegschmeissen." Sagte er und stand auf. „Hey.. Komm runter." Sagte ich und stand ebenso auf. Ich stellte mich vor ihn und legte meine Hände auf seine Schultern. „Schliess deine Augen, atme langsam ein und aus und entspann dich einfach." Sagte ich zu ihm und tatsächlich tat er das dann auch. „Wieso wegschmeissen? Was ist passiert?" fragte ich dann nach. „Beim Druck ist das Logo verschoben, es sieht aus als wäre es verwischt." Sagte er und zeigte mir eines der Fotos, welche er erhalten hatte. „Hm.." machte ich und sah mir das Bild an, es sah aus, als würde es einem entgegenkommen und ich fand's irgendwie cool. „Katastrophe oder?" sagte er. „Ich finds eigentlich ganz geil. Es ist zwar verwischt? Sieht aber aus, als würde einem das Logo entgegen kommen." Sagte ich und reichte Wincent das Handy. „Das sagst du jetzt nur so." murmelte er. „Das ist alles für die Tonne!" sagte er und schmiss sein Handy auf den Tisch. „Jetzt hör doch auf! Macht eine Limited Edition draus und schon habt ihr das Geld wieder drin! Ich wette deine Fans finden es auch toll." Schmunzelte ich. „Macht nen Limited Edition Merch Drop und weg sind die Shirts. Es muss ja niemand wissen, dass es eigentlich eine Fehlproduktion ist." Schmunzelte ich und sah Wincent an. Langsam hob er den Kopf und ich machte mich auf ein Geschimpfe bereit.

Er stand auf, kam auf mich zu und nahm mein Gesicht in beide Hände. „Du bist die Beste!!" sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Dann schnappte er sein Handy und wählte eine Nummer. Ich war völlig verwirrt und sah ihn an. „Amelie?! Die Lösung des Merchproblems ist: Wir machen eine Limited Edition draus...." Sagte er während er sein Büro verliess. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und verliess dann ebenso das Büro. Wincent war oft einfach zu perfektionistisch und sah dann nur das Problem oder den Fehler. Er konnte dann seinen Blick nicht öffnen und etwas positives draus ziehen. Nein, er war dann stinksauer und einfach nur anstrengend.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt