•Wincent•
„Wincent!! Telefon! Sofort!!" schrie Basti aus dem Büro. Ich rollte die Augen, ich hasste es, wenn er sich so aufführte. „Ich komm gleich wieder." Sagte ich zu dem jungen Kerl, den ich gerade betreut hatte. „Alter mach schon!!" herrschte Basti mich an. „Ja Mann!!" sagte ich genervt als ich das Büro betrat und mit Basti ungeduldig den Hörer hinstreckte. „Wer ist es?" fragte ich ihn. „Mia!" sagte er und sein Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht. „Ja?" ging ich also ans Telefon und da hörte ich bereits ein Schluchzen. „Wincent komm nach Hause." Weinte Mia. „Was ist passiert?!" fragte ich sofort. „Komm einfach. Emilia... Sie... Wincent komm nach Hause." Hörte ich Mia die einfach nur bitterlich weinte. Ich legte auf und sah zu Basti. „Ich muss gehen!!" sagte ich und er nickte nur. „Meld dich!!!" rief er mir hinterher, als ich schon fast fluchtartig das Studio verliess, nachdem ich meine Wertsachen aus der Garderobe geholt hatte. Ich raste heim und rannte zu meinem Haus. „Mia?!" rief ich als ich das Haus betrat und ich zwei komplett aufgelöste und weinende Frauen vorfand. Was zum Teufel war hier passiert und was war mit Emilia. „Was ist los? Was ist mit Emilia?!" fragte ich. „Emilia ist weg. Verschwunden..." schluchzte Mia und ich sah sie verwirrt und ungläubig an. „Hör auf mit dieser Scheisse! Mia wo ist Emilia?! Hanna?!" richtete ich mich dann auch an die Nanny. Hanna machte dann den Mund auf und begann zu reden. Sie redete und erzählte. Alles was sie sagte versuchte ich in mir auszunehmen. Mein Herz wurde schwer, mein Magen begann sich zu drehen und mir wurde schwindlig. Dann fiel das Wort ‚Entführung' und ich musste mich am Stuhl festhalten und legte meine Hand auf meinen Mund. Ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen.
Ich blendete dann alles aus, die heulende Nanny und meine Frau die völlig am Ende war und ebenso weinte. Ich schnappte mir mein Handy und rief die Polizei. Selbst völlig panisch versuchte ich zu erklären was war und die Tante am anderen Ende brachte mich mit ihrer ruhigen Art fast zum ausflippen. Sie stellte mir immer wieder bescheuerte Fragen, bis mir der Kragen platzte. „Hören sie zu!! Ich habe verdammt nochmal nicht die Zeit eure bescheuerten Fragen zu beantworten. Jetzt schicken sie einen Streifenwagen an meine Adresse! Meine 3-jährige Tochter wurde wahrscheinlich entführt!" brüllte ich ins Handy. Nach einem weiteren hin und her, schickten sie dann doch zwei Polizisten her und völlig ungeduldig ging ich im Haus auf und ab. Er war die reinste Tortur. Meiner Meinung nach dauerte es zu lange, bis die hier waren und als sie hier waren mussten wir erneut 1000 Fragen beantworten. Hanna erzählte die Geschichte nochmals, jede Einzelheit musste sie erzählen. Die Art des Autos, Marke und Farbe. Wie die Person aussah die Emilia hatte. Männlich oder weiblich. Was Emilia anhatte usw. Mittlerweile hatte ich Mia in meine Arme geschlossen und wir versuchten beide irgendetwas aus der Nähe des Anderen zu schöpfen. Leon war bereits im Bett und schlief tief und fest. „Wir werden eine Vermisstenanzeige aufgeben und kommen morgen nochmals bei ihnen vorbei." Wurde uns gesagt. Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht wie es mir ging. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich hatte so viele Fragen, aber konnte keine stellen. Die Polizisten verliessen dann unser Haus und liessen uns alleine zurück.
Ich war aufgewühlt, in Panik und fand sowieso, dass die Polizei zu wenig tat. „Ich werd sie suchen gehen!!" sagte ich dann und ging zur Tür. „NEIN! Wincent bleib hier." Sagte Mia und rannte zu mir und klammerte sich an mir fest. „UNSERE TOCHTER IST WEG!!!" schrie ich Mia an die augenblicklich wieder begann zu weinen. „Ich kann nicht einfach nur hier rumsitzen." Murmelte ich dann. „Wincent lass uns nicht alleine." Schluchzte Mia und hielt sich noch immer an mir fest. Natürlich liess ich meine Frau nicht alleine zurück. Ich blieb zu Hause, nahm sie in den Arm und weinte dann einfach mit ihr mit, als mir langsam wirklich bewusst wurde, dass mein Mäuschen weg war. Hanna quartierten wir in unserem Gästezimmer ein, da diese ebenso völlig am Ende war. „Ich muss meiner Mum Bescheid geben." Nuschelte ich dann nach einer Weile und holte mein Handy. Auch Mia telefonierte herum und kurz danach war unser Haus gefüllt von Familie und Freunden. Alle spendeten sie uns Trost und versuchten uns irgendwie zu unterstützen. Es wurde eine lange Nacht und niemand liess uns alleine.
Am nächsten Tag stand schon sehr früh wieder die Polizei bei uns vor der Tür und wieder ging alles von vorne los. Meine Mum hatte Leon mit zu sich genommen, damit wir uns voll und Ganz auf die Sache mit Emilia konzentrieren konnten. „Herr Weiß, gibt es irgendjemand, der ihnen etwas Böses will? Gab es Anzeichen? Drohungen. Irgendwas?" fragte mich ein Polizist. Ich schüttelte den Kopf, aktuell war alles sehr ruhig und mir war nichts bekannt. „Und in der Vergangenheit?" wurde mir dann die nächste Frage gestellt. Ich überlegte, angestrengt. Mir fiel einfach nichts ein und sah Hilfesuchend zu Mia. Und da fiel mir etwas ein. „Steffi..." sagte ich und da spannte sich Mia sofort an und wurde blass. „Wer ist Steffi?" hakte der Polizist nach. „Meine Frau hatte am Anfang unserer Beziehung eine Stalkerin..." begann ich zu reden und erzählte die komplette Story. „Sie war es bestimmt! Sie würde nie aufgeben!!" sagte Mia dann und klammerte sich direkt an mir fest. Wir mussten dann eine genaue Beschreibung von Steffi geben, jedenfalls das was wir von unserem letzten Treffen mit ihr noch wussten. Das war nun halt auch schon über ein Jahr her. Ich gab ihnen den letzten bekannten Wohnort an von ihr und all das was ich wusste und sie wissen wollten. Es war nervenaufreibend und Mia und ich waren richtig ungeduldig.
Die Angst um Emilia klammerte so sehr an uns, dass wir die darauffolgenden Nächte kein Auge zugetan hatten. Natürlich machte ich mich selbst auf den Weg und suchte meine Tochter. Ich suchte ganz Eutin und die Dörfer drumherum ab. Ich zog mich komplett zurück, ging kaum mehr an mein Handy. Insta war sowieso tot bei mir und meine Karriere war mir zu diesem Zeitpunkt einfach nur scheiss egal. Für mich zählte nur die Suche nach Emilia. Mit Mia an meiner Seite war ich stunden lang unterwegs aber natürlich erfolglos. Ich meine was hätten wir finden sollen? Die hatten Emilia in ein Auto gepackt und mitgenommen. Einfach weggefahren, die könnten mittlerweile sonst wo sein. Dennoch wollte ich nicht aufgeben und vor allem wollte ich mich einfach irgendwie nicht so nutzlos fühlen.
„Hey Kumpel. Gibt's schon etwas Neues?" fragte mich Kevin am Handy und ich liess mich in meinen Bürostuhl sinken. „Nein. Nichts. Sie ist spurlos verschwunden. Aber die Polizei sucht nach ihr." Nuschelte ich. „Gibt's irgendwelche Spuren?", „Naja... Wir wissen es nicht aber. Möglicherweise könnte wieder Mia's Stalkerin die Finger im Spiel haben. Wir wüssten sonst nicht wer oder wieso uns jemand so etwas antun würde." Sagte ich und strich mir übers Gesicht. „Fuck ey." Murmelte Kevin und ich nickte nur leicht. „Kev wie so immer wir?" murmelte ich leise. „Kumpel, wenn ich das wüsste. Bitte sagt uns, wenn wir euch irgendwie helfen können." Sagte Kevin. „Wir sind für euch da! Egal wann und wo. Gebt uns Bescheid." Fügte er noch hinzu und das liess mich dann doch leicht lächeln. Unsere Freunde waren die Besten. Sie waren für uns da, boten uns ihre Hilfe an und versuchten uns diese Situation irgendwie zu erleichtern. Dennoch waren die Angst und die Trauer überwiegend und solche Angebote und Worte erhellten unsere Gemüter nur kurz. Mal wieder gingen Mia und ich durch die Hölle und ich fragte mich einfach, wie oft wir dies noch tun mussten bis wir endlich glücklich und ungestört leben konnten. Naja... vielleicht Irgendwann...
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Wir beide bleiben
Fanfiction!!Das ist der 4. Teil von Mia & Wincent!! 1. Teil: Was machst du nur mit mir? 2. Teil: Ich krieg nicht genug von dir 3. Teil: Ich folge deinen Schritten