Kapitel 52

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•Mia•

~Rückblick~

Wincents Tour war natürlich mal wieder ein voller Erfolg. Auch kein Wunder. Wincent, die Jungs und das gesamte Team hinter meinem Mann, hatten so tolle Arbeit geleistet, dass alles so perfekt war. Nach der Tour, buchte Wincent für uns einen spontanen Urlaub. Nur wir vier. Auch Hanna benötigte diesen Urlaub dringend, denn sie war nach dieser Tour bereits völlig erschöpft. Kein Wunder, sie kannte es davor nicht und wenn ich daran dachte, wie fertig ich nach meiner ersten Tour von Wincent war, konnte ich das völlig nachvollziehen. Wincent, die Kinder und ich verbrachten zwei wunderschöne und vor allem entspannte Woche auf den Malediven. Ich war ja erst etwas besorgt und war mir nicht sicher, ob wir unseren Kindern einen 9,5-stündigen Flug zumuten wollten. Aber Wincent kriegte mich wie immer rum und unsere Kids hatten es auch ganz gut weggesteckt. Kein stundenlanges schreien währenddem Flug. Keine genervten Passagiere die uns und meine Kinder am liebsten aus dem fliegenden Flugzeug geworfen hätten. Emilia und Leon waren wie zwei Engel und meisterten alles super. Wir verbrachten zwei wirklich schöne Wochen am Strand und anfangs war Wincent richtig anstrengend, da er einfach nicht direkt runterfahren konnte. Ständig musste etwas laufen, nicht einmal konnte er einfach rumliegen und entspannen. Aber nach ein paar Tagen, lag er nur noch da wie eine tote Fliege und genoss seinen Urlaub in vollen Zügen.

Nur wenige Wochen nach unserem Urlaub, feierten wir Emilias dritten Geburtstag. Wie schnell die Zeit verging. Sie war so schnell so gross geworden. Rannte uns um die Ohren, plapperte uns unermüdlich voll und bescherte uns unvergessliche und oft sehr lustige Momente. Auch Leon wuchs und wuchs. Und mittlerweile krabbelte er schon seine Strecken und meldete sich lautstark zu Wort, wenn ihm etwas nicht passte. Sein erstes Weihnachten war einfach nur schön. Diese grossen Augen die er hatte, als er abends den beleuchteten Weihnachtsbaum sah, war einfach nur schön. Die Freude bei beiden Kindern und vor allem bei Emilia über die Geschenke waren einfach unschlagbar. Die ganze Familie war bei uns. Ganz früher feierten sie bei Wincents Grosseltern, dann bei seiner Mum und nun luden wir einfach alle hier her ein. Dennoch waren alle irgendwie daran beteiligt. Nichts blieb nur an mir oder an Wincent hängen. Alles wurde organisiert und aufgeteilt. Es war schon fast kitschig, aber ich liebte es nach wie vor.

Silvester ging eher ruhiger über die Bühne. Früher war Wincent mit seinen Kumpels Snowboarden und feierte da ins neue Jahr. Aber auch Herr Weiß wurde mit der Zeit ruhiger und wir genossen es zu Hause, mit Amelie, Basti und Marco der leider nicht mehr mit Vali zusammen war. Die Kinder waren natürlich schon vor Mitternacht im Bett, aber Wincent und ich genossen den Abend in vollen Zügen mit unseren Freunden. Um Mitternacht gab es den obligatorischen Kuss, wobei mir Marco dann doch etwas leidtat, zwischen zwei Pärchen, der einzige Single zu sein. Aber er steckte es ziemlich gut weg und grinste wie ein Honigkuchenpferd, als Amelie und ich ihn beide gleichzeitig auf die Wangen küssten. Während wir alle den Feuerwerken rundherum zusahen, legte Wincent seinen Arm um mich und zog mich an sich ran. „Dieses Jahr wird super!" sagte Wincent dann zu mir, beugte sich zu mir und gab mir einen langen Kuss.

~Rückblick Ende~

~7. Januar 2025~

Das mir dieses Datum jemals so in Erinnerung bleiben würde, hätte ich nicht gedacht. Draussen war alles zu geschneit, ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien und das lockte natürlich auch die Leute hinaus ins Freie. Mein Café war wieder funktionstüchtig und komplett zusammengeflickt. Nachdem der Rohrbruch war, hatten wir uns dazu entschlossen, alle Rohe auszutauschen, da doch alle schon recht alt waren. Ohne die finanzielle Unterstützung von Wincent, wäre dies zwar nicht machbar gewesen. Aber ich versprach ihm, jeden einzelnen Cent zurückzuzahlen. Das Café war bis zum bersten gefüllt und wir hatten alle Hände voll zu tun. Während ich im Café arbeitete und Hanna zu Hause auf die Kinder aufpasste, war Wincent bei Basti im Fitnessstudio. Da sich Wincent keinen Stress mehr machen wollte mit Touren, Schreiben und aufnehmen beschloss er, erst im nächsten oder vielleicht auch übernächsten Jahr ein neues Album rauszubringen. Die Daten für die Sommertour kamen so langsam reingeflattert, aber bis dahin hatte er nichts zu tun. Und deshalb war er bei Basti. Aber nicht um zu trainieren. Nein Wincent hatte endlich den Plan umgesetzt und hat sein Studium zum Fitnesstrainer aufgenommen und arbeitete jetzt bei meinem Bruder im Studio. Meine erste Angst, dass die beiden sich gegenseitig umbringen würden, war zum Glück unbegründet. Jedenfalls wenn sie am arbeiten waren. Wincent akzeptierte sogar Sebastian als seinen Chef. Aber kaum waren sie ausserhalb des Studios, zeigte Wincent meinem Bruder immer wieder, wer hier eigentlich der Boss war. Ich musste mich einfach damit abfinden, dass sich die beiden irgendwie nicht leiden konnten, auch wenn es eine Zeit gab, wo dies ganz anders schien.

Als meine Schicht vorbei war, machte ich mich auf direktem Weg nach Hause. Auch erst da, checkte ich meine Nachrichten auf dem Handy und hatte eine von Hanna, vor etwa einer Stunde erhalten.

H: Bin mit den Kindern auf dem Spielplatz und etwas spazieren.
M: Okei. Hab nun Feierabend. Kommt nicht zu spät nach Hause.

Ich nutze die Kinder und Wincent freie Zeit um etwas im Haus zu erledigen. Ich saugte das komplette Haus durch. Räumte die Spielsachen der Kinder mal wieder auf und sortierte Wincents Papierkram, der wie immer irgendwie auf seinem Bürotisch rum lag. Seitdem er mich mal etwas in dieses Business, wie er es immer nannte eingeführt hatte, wusste ich langsam was zusammengehörte und was nicht. Also ordnete ich die Dokumente und bei denen wo ich mir nicht sicher war, legte ich einfach auf seine Tastatur damit er sich die als erstes ansehen konnte.

Als ich die Haustüre hörte, begann ich zu lächeln. Ich hätte wetten könnten, dass es Wincent war der nach Hause kam, da ich keine Kinderfüsse hörte die ins Haus gerannt kamen. Also würden wir noch etwas Zeit zu zweit haben, bevor Hanna mit den Kindern wieder zurückkam. Doch, dies wurde in der nächsten Sekunde zunichte gemacht. „MIA!!!!" hörte ich Hannas panischen Ruf und sofort rannte ich aus Wincents Büro zu ihr nach vorne. Sie stand mit Leon auf dem Arm im Flur und als sie mich entdeckte hatte begann sie zu weinen. Wo hatte sie Emilia? „Hanna, was ist los? Wo ist Emilia?" fragte ich sofort und von der einen auf die andere Sekunde wurde ich nervös, als meine kleine Tochter nicht auftauchte. Ich nahm ihr Leon ab, der ebenso komplett unruhig war und quengelte. „Hanna!!! Wo ist Emilia!!" fragte ich nochmal und dieses Mal mit Nachdruck, als unsere Nanny nicht redete. „Emilia ist verschwunden..." schluchzte sie dann. Sofort wurde mir schlecht und ich setzte Leon in seinen Hochsitz. „Wie.... Verschwunden!" fragte ich. „Sie ist weg... Sie haben... Da waren..." stotterte Hanna. „WAS HANNA?!" sagte ich laut und schüttelte die Nanny meiner Kinder. „Ich hab nach Leon gesehen. Und... Als ich mich umgedreht hatte da... Da war Emilia weg. Ich hab nur noch gesehen wie... Wie eine Person mit Emilia in ein Auto gestiegen ist und die dann weggefahren sind..." sagte Hanna und sank weinend vor mir zusammen.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt