Kapitel 22

1.1K 34 0
                                    

•Mia•

Wincent war nun wieder in München und ich mit den Mäusen zu Hause. Seit ein paar Tagen überlegte ich mir, wie das weitergehen würde, wenn ich wieder zur Arbeit gehen durfte. Mit zwei Kindern wahrscheinlich eine Herausforderung, aber ich wäre nicht ich, wenn ich das nicht auch schaffen würde. Oder? Ich meine, ich war Chef da. Ich würde die Kleinen sicher mitnehmen können. Für Emilia hatte es eine Spielecke und für Leon würde ich einfach das Reisebettchen mitnehmen und im Büro aufstellen wo er schlafen konnte. Und Emilia hatte da drin genau so Platz. Ich arbeitete ja eh mehr im Büro und nicht an der „Front". Also konnte ich zur Arbeit und die Kinder gleichzeitig betreuen. Zufrieden mit dieser Erkenntnis und zufrieden mit mir selbst packte ich meine Kinder ins Auto und fuhr zum Café.

„Mia!!" wurde ich freudig von Jule und den Anderen begrüsst, während ich mit Leon im Tragetuch und Emilia an der Hand in das Eutiner Schlosscafé kam. „Hallöchen ihr Lieben." Lächelte ich sie an. Natürlich wollten gleich alle Leon begutachten und sagten mir wie süss er war und fragten wie es uns ging usw. Ich stand ihnen Rede und Antwort und es fühlte sich so gut an wieder hier zu sein. „Wann ist dein Mutterschaftsurlaub zu Ende?" fragte mich Jule, die mir ins Büro gefolgt war. „Eigentlich Ende April." Sagte ich und drehte mich zu ihr. „Eigentlich?" hakte sie nach. „Ich würde aber am liebsten schon jetzt wieder arbeiten kommen." Lächelte ich sie unsicher an. „Was sagt Wincent dazu?" fragte Jule und sah mich an. Ich wich ihrem Blick aus und liess meine Augen über ein paar Dokumente auf dem Schreibtisch gleiten. „Er weiss noch nichts von deinem Vorhaben oder?" schmunzelte dann meine Stellvertretung. „Nein." Schmunzelte ich dann etwas und sah zu ihr. „Mia, das musst du wissen. Du bist die Chefin hier. Aber vielleicht solltest du das noch mit Wincent klären. Wir freuen uns, wenn du zurückkommst. Egal ob das jetzt Ende April ist oder schon früher." Sagte Jule und lächelte mich an.

Mittlerweile war Leon einmal rumgegeben worden und alle hatten ihn betüdelt und angehimmelt. Ich schmunzelte leicht und war insgeheim froh, dass mein Team so Kinderlieb war. Also wäre das sicher kein Problem, die Kleinen mit hier herzunehmen. Emilia pendelte zwischen Spielecke und mir hin und her und kam immer mal wieder bei mir an um zu sehen ob ich noch hier bin und wie es Leon ging. Sie liebte ihren kleinen Bruder und zeigte auch ganz offensichtlich, wenn sie nicht wollte, dass irgendeine ‚falsche' Person ihren Bruder auf den Armen hielt. Aber hier kannte sie alle und die entsprachen alle ihren Anforderungen. „Emilia, komm wir gehen nach Hause." Rief ich dann die Kleine, während ich Leon bereits wieder im Tragetuch hatte. „Nein!!" rief sie und war gerade mit einem kleinen Mädchen am Spielen, das mit seinen Eltern hier zu Gast war. Ich seufzte und ging zu ihr hin. „Mäuschen komm. Wir müssen heim. Leon kriegt bald Hunger. Und du hast heute auch kaum was gegessen." Sagte ich zu ihr und da sah sie mich lange an. „Aber will hierbleiben." Murmelte sie und sah mich traurig an. „Ach Emilia... Jetzt komm. Du wirst dann noch oft hier spielen können." Sah ich sie an, nachdem ich vor ihr in die Hocke gegangen bin. Emilia stand dann auf und rannte zu Jule und klammerte sich an ihrem Bein fest. „Emilia bei Lulia bleiben." Sagte meine Tochter und drückte ihr Gesicht an Jules Bein. „Schatz das geht nicht. Julia muss arbeiten." Sagte ich zu meiner kleinen Tochter, die einfach nicht nach Hause wollte.

Ich hatte sie dann doch irgendwann so weit und sie begleitete mich und Leon nach Hause. Zu Hause machte ich für Emilia ein paar Knabbereien fertig und für Leon die Flasche. Wir waren dabei ihn langsam an die Flasche zu gewöhnen, aber ab und an funktionierte es noch nicht so wie gewollt und da musste ich ihn dann halt doch wieder stillen. Ich setzte mich bepackt mit Flasche, Spucktuch und Leon aufs Sofa und stellte mein Handy so auf, dass ich den Videoanruf an Wincent starten konnte. „Na?" ging er ran, während ich Leon versuchte die Flasche zu geben. „Hast du Zeit?" fragte ich und Wincent nickte. „Für dich immer." Lächelte er mich an. „Wie geht's deiner Nase?" fragte ich als aller erstes und war wirklich bemüht, dass Leon die Flasche annahm. Aber natürlich war heute genau so ein Tag, wo er einfach nicht wollte. „Geht immer besser. Tut noch weh aber wird schon." Lächelte Wincent und sah mir zu. „Er will nicht?" fragte er und ich sah von Leon zu Wincent. „Nicht wirklich." Murmelte ich und versuchte es nochmals, bis Leon begann zu schreien. „Scheisse." Murmelte ich und stellte die Flasche hin. „Dann muss wohl die Brust herhalten." Grinste Wincent. Ich grummelte leise und begann mich also vor laufendem Videoanruf auszupacken. War ja auch das Normalste der Welt. Oder nicht?

Während ich Leon also stillte, redete ich mit Wincent. Fragte wie es im Studio lief und ob alles so war wie er es sich vorgestellt hatte. Natürlich fand Wincent lauter kleine Dinge die nicht stimmten. Die nicht perfekt waren und einfach noch bis zur Perfektion bearbeitet werden mussten. „Aber Schatz, vielleicht hörst du einfach nicht mehr richtig zu. Du wartest bestimmt nur noch auf die Stellen und findest ständig etwas. Vielleicht solltet ihr mal ne Pause machen und morgen weiterarbeiten." Sagte ich und im Hintergrund machte sich Kevin bemerkbar. „Danke Mia!" rief er und da musste dann doch auch Wincent verschmitzt grinsen. „Aber wir hinken doch schon im Zeitplan hinterher." Seufzte dieser und strich sich frustriert übers Gesicht und durch die Haare. „Baby... Esst etwas Leckeres und geht etwas trinken. Das lenkt ab." Redete ich Wincent gut zu, welcher seinen Kopf in Kevins Richtung dreht. „Weisst du was? Mia hat wirklich recht. Ich ruf jetzt Lisi an und frage ob sie etwas Geiles kochen würde und dann fahren wir zu mir und lassen den Abend da ausklingen. Du kannst in unserem Gästezimmer pennen." Hörte ich dann Kevin und sah wie er Wincent auf die Schulter klopfte und mir dann kurz winkte. „Guten!" rief Kevin dann noch und meinte damit Leon. „Danke." Lachte ich und zog das Spucktuch etwas zurecht, damit man nicht gleich alles sehen konnte.

„Wenn du dann wieder zu Hause bist, muss ich mit dir reden." Sagte ich dann, während ich abcheckte, ob Leon noch trank. „Was ist passiert?" fragte Wincent sofort. „Nichts. Alles gut. Ich möchte das mit dir besprechen, wenn du hier bist." Lächelte ich ihn an. „Mia du kannst nicht mit einem Thema beginnen und mich dann im unwissenden sitzen lassen. Jetzt sag mir worum es geht." Forderte mich Wincent auf. Ich seufzte leise, würde ich ihm nun nichts sagen, würde er wahrscheinlich durchdrehen und mich so lange nerven bis ich es sagen würde. „Okei. Ich habe mir wegen dem Arbeiten Gedanken gemacht..." sagte ich und sah Wincent an. „Ja und? Du bist eh noch im Mutterschutz bis April. Und danach kannst du sowieso nicht mehr 100% arbeiten. Du musst mit Jule eine Lösung finden." Sagte Wincent und schon da merkte ich, dass es für ihn ganz klar war, dass ich sicher nicht mehr ganz zurück ins Berufsleben gehen würde. Ich sah ihn einen Moment an und er erwiderte meinen Blick. „Oder was wolltest du sagen?" sagte Wincent. „Ach nichts... Du hast wahrscheinlich recht." Nickte ich. „Natürlich hab ich das." Sagte Wincent und wollte noch mehr sagen, als Kevin seinen Kopf wieder in den Raum steckte. „Lisi kocht! Wir müssen noch schnell zu EDEKA etwas holen und dann heim. Heute Abend entspannen wir einfach." Grinste Kevin meinen Mann an. „Wir sollten in 5 Minuten los!!" rief Kevin dann noch, während er die Tür wieder schloss. Wincent drehte den Kopf wieder zu mir und wollte wieder etwas sagen, als ich ihm ins Wort fiel. „Du solltest los, Schatz." Lächelte ich leicht und Wincent nickte. „Ja. Ich meld mich später nochmal." Sagte Wincent und nun nickte ich. „Habt nen schönen Abend und später guten Appetit." Lächelte ich. „Danke. Ich liebe dich." Verabschiedete sich Wincent dann und beendete das Telefonat. Ich sah zu Leon der mich mittlerweile ansah und nicht mehr trank. „Na dein Papa hat ganz genaue Vorstellungen was mein Berufsleben angeht." Murmelte ich leise und zog mich wieder an.

Wir beide bleibenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt