Kapitel 61

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Harper PoV.

Die Zeit bis Jayden aus dem Badezimmer zurückkam, schien ewig zu dauern. Ich vertraute ihm zwar, dennoch war mir das alles unangenehm. Und irgendwie vertraute ich mir im Moment nicht. Mein Körper war wieder einigermaßen zur Ruhe gekommen und auch das Ziehen in meinem Unterleib hatte zwar nachgelassen, dennoch blieb ein leises Pochen zurück, welches einfach nicht weggehen wollte. Und in mir das Verlangen weckte, auszuprobieren was andere in meinem Alter voll auskosteten. Woher kam dieser Gedanke plötzlich?, schüttelte ich über mich selbst erschrocken den Kopf. Ohne was zu sagen, ließ der Mann sich neben mir auf das Sofa sinken und griff nach meinem linken Arm. „Das könnte etwas brennen.", warnte Jayden mich netterweise vor, als er mit einem Wattepad voll Desinfektionsmittel den Schnitt säuberte.

Und er hatte recht. Es brannte wie die Hölle. Schlimmer als beim letzten Mal, wo Jayden mich verarztet hatte nach meinem Schnitt in den Finger. Fertig damit, legte er eine Kompresse darüber und befestigte das Ganze mit einem Verband, um die Blutung zu stoppen. „Falls es sich entzündet, solltest du ins Krankenhaus. Okay?", predigte er. Doch ich nickte nur still. Danach widmete er sich meiner Wange. Die Salbe, die er in die Hand nahm, hatte ich vorher gar nicht bemerkt. Jayden drückte sich eine kleine Menge auf seine Hand, verrieb sie zwischen seinen Fingerspitzen, um diese dann an meinem Gesicht anzusetzen. Er suchte nach meinen Augen und begann die Salbe vorsichtig auf meiner Wange zu verteilen. Ich zischte leise auf und griff aus Reflex nach seinem Handgelenk.

„Alles okay?", fragte er mit besorgtem Blick. „Ja. Alles gut.", zwang ich mich zu sagen. „Tut es sehr weh?", hielt er unseren Blickkontakt aufrecht. „Geht schon.", seufzte ich zufrieden, als er begann zärtlich über meine Wange zu streicheln und den Abdruck nachzufahren. Genießerisch schloss ich meine Augen und ließ ihn einfach machen. Selbst die Tatsache, dass ich kaum etwas am Leib trug, trat vollkommen in den Hintergrund. Es wurde mir erst wieder bewusst, als ich Jaydens Atem an meinem Hals spürte. „Fertig.", drückte er mir einen Kuss unter mein Ohr, was mir beinah ein Stöhnen entlockt hätte, hätte ich mir nicht auf die Zunge gebissen. Träge öffnete ich meine Augen und sah den großen Mann neben mir an. „Danke.", klang meine Stimme seltsam verstellt, weshalb ich mich räusperte.

Da er fertig war mich zu verarzten, nahm ich mir die Sofadecke, um sie mir umzulegen, damit ich mich nicht mehr ganz so nackt fühlte. Natürlich mit der Hoffnung, dass dieses komische Gefühl in mir endlich abflaute. „Also gut. Wenn alles in Ordnung ist, lass ich dich jetzt mal allein. Außer...", er stockte. „Egal. Ich mach mich dann mal auf den Weg.", berichtigte er seinen ersten Satz. „Das ist in Ordnung. Ich komm zurecht. Ich will jetzt nur duschen, mir was Frisches anziehen und ins Bett." „Du solltest vorher aber noch was essen.", legte der Junge mit den unfassbar schönen grauen Augen mir ans Herz. „Ich mach mir einfach noch ein Brot.", lächelte ich ihn leicht an, damit er sich nicht unnötig Sorgen machte. „Brauchst du nicht. Ich hab dir dein Essen mitgebracht. Es wäre zu schade gewesen es wegzuschmeißen. Deshalb hab ich es dir einpacken lassen. Wenn du willst, hol ich es dir aus dem Auto?"

Eigentlich hatte ich nicht wirklich Hunger, aber da es so aufmerksam von ihm war, konnte ich sein Angebot nicht ablehnen. „Okay. In der Zeit, in der du es holst, würde ich aber gern duschen gehen." „Kein Problem. Ich lass mir einfach mehr Zeit. Du sollst dir kein Stress machen." „Nein. Das ist in Ordnung. Ich gebe dir den Schlüssel, dann kommst du allein wieder rein. Ich will nicht das du in der Kälte warten musst.", machte ich ihm einen Vorschlag. „Na gut. Wenn du das so willst?" „Ja.", nickte ich bestätigend. Keine zwei Minuten später stand ich unter der Dusche, wobei ich aufpassen musste, dass mein Verband nicht nass wurde. Was sich als schwieriger herausstellte als anfangs gedacht. Ich wusste das Jayden schon wieder drinnen war. Ich hatte nämlich die Tür ins Schloss fallen hören.

Gut ich stand sicherlich schon 15 Minuten unter der warmen Dusche, aber ich brauchte das gerade einfach. Mit nassen Haaren, sauberem Gesicht und einem wesentlich besseren Gefühl trat ich nur in einem Handtuch gewickelt aus dem Badezimmer. Jayden lehnte an der Kücheninsel mit seinem Handy in der Hand. Auch er sah jetzt besser aus, wie, als hätte er sich ebenfalls alles was ihm auf dem Herzen lag abgewaschen. Leise, damit er mich nicht bemerkte, schlich ich durch den Flur in mein Schlafzimmer. Ava schlief zwar friedlich, doch ich ging trotzdem zu ihr und wechselte ihr noch schnell auf dem Bett ihre Windel. Wobei die Kleine sich davon nicht stören ließ. Dann schob ich sie zurück in die Kissen, bevor ich mich daran machte aus meinem Kleiderschrank einen langen Pullover, Kuschelsocken und einen schlichten schwarzen Slip rauszusuchen.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt