Kapitel 6

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Harper PoV.

Die Nacht im Krankenhaus war nicht besonders gut. Ich hatte zwar relativ gut geschlafen, aber Ava war die ganze Zeit sehr unruhig und zwischendurch auch ein paarmal wach. Daran musstest du dich jetzt wohl gewöhnen, außer du gibst die Kleine doch noch weg. Auf gar keinen Fall werde ich sie wieder abgeben.

Bevor ich aufstand, nahm ich das Baby wieder aus meinem T-Shirt raus und legte es darüber an meine Brust. Als ich mich aufsetzte, merkte ich gefühlt jeden einzelnen Knochen in meinem Körper. Sie taten alle weh. Die Schmerzen kamen garantiert von dem ganzen auf dem Rücken liegen. Normalerweise war ich nämlich ein Bauchschläfer. Und durch Ava konnte ich mich in der Nacht nicht groß bewegen, was ich ihr nicht zum Vorwurf machte. Auf keinen Fall. Ich würde sagen, da musste ich mich auch erst noch dran gewöhnen.

Schließlich stand ich vom Bett auf und lief mit der Kleinen im Arm eine Runde durch das relativ große Zimmer. Schlussendlich blieb ich vor dem Fenster stehen und sah nach draußen. Unter mir lag der Krankenhauspark indem kaum Leute unterwegs waren. Immerhin war es erst 9:00 Uhr morgens. Mein Blick schweifte nach unten zu meinen Armen. In denen sich ein kleines Wesen einkuschelte. Ich konnte es immer noch nicht wirklich begreifen, dass meine Schwester jetzt für immer weg sein würde und das Einzige was mir von ihr blieb, dass Baby in meinen Armen war und unsere gemeinsamen Erinnerungen. Als ich das endgültig begriff, liefen mir diesmal stumme Tränen über die Wangen. Sie war für immer Weg. Das musste Schicksal sein, dass meine Schwester ihr Leben ließ und das kleine Kind ihres geschenkt bekam.

Anscheinend war ich so in Gedanken vertieft, dass ich überhaupt nicht bemerkte, dass jemand in unser Zimmer eintrat. Als ich dann Schritte hinter mir hörte, fuhr ich erschrocken herum. Relativ schnell sah ich aber, dass diese Person ein Arzt war. Wahrscheinlich hatte derjenige auch geklopft und ich hatte es einfach nicht gehört oder überhaupt darauf geachtet. „Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht erschrecken oder stören aber mein Vater bat mich mal nach Ihnen zu sehen." „Dann... dann müssen Sie der Sohn von Dr. Davis sein richtig?" „Ja. Schätze der bin ich dann wohl.", rieb er sich mit der rechten Hand verlegen im Nacken. „Freut mich sie kennen zu lernen.", äußerte ich und streckte ihm meine Hand entgegen. Immer darauf bedacht Ava nicht fallen zu lassen.

„Die Freude liegt ganz meinerseits Ms. Wilson.", ergriff er meine Hand und gab mir einen kräftigen Händedruck. „Nennen Sie mich doch bitte Harper." „Okay Harper", dabei betonte er meinen Namen auf merkwürdige Weise. „Aber nur wenn sie mich Carter nennen.", schob er noch hinterher. „Ich denke, dass sollte machbar sein.", lächelte ich ihn mild an. „Sehr schön. Also zu meinem eigentlichen Anliegen. Wie geht es dir Harper?" „Mir geht es besser danke der Nachfrage. Aber das ist wahrscheinlich Routine in deinem Job, die Patienten zu fragen, wie sie sich fühlen. " Noch während ich den Satz beendete, schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. „Es... es tut mir leid das ganze kam jetzt falsch rüber.", sagte ich schon wieder den Tränen nah. Während er einen Schritt auf mich zu trat, sagte er mit sanfter Stimme, „Harper sieh mich an".

Als ich den Kopf anhob und ihm mit meinen tränenden Augen in seine strahlend blauen blickte, fuhr er fort, „Es ist alles in Ordnung. Ich bin dir nicht böse, im Grunde genommen hast du sogar recht. Es gehört zu meinen Aufgaben. Aber dich frage ich aus meinem eigenen Interesse und außerdem bist du keine Patientin, weshalb es für mich aus ärztlicher Sicht kein Grund gäbe dich das zu fragen. Aus persönlicher Sicht aber schon. Also nochmal von vorne. Wie geht es dir wirklich?" „Ich... ich... ich weiß es nicht.", stotterte ich vor mich hin. „Doch du weißt es, hast aber Angst es auszusprechen.", antwortete er darauf mit einem ernsten Blick, bei welchem ich nicht standhalten konnte. Das Ergebnis war, ich hatte vor ihm einen kleinen Nervenzusammenbruch. Durch diese Frage kam mir alles nochmal viel realer vor und ich begann wieder bitterlich zu weinen.

Carter überlegte nicht lange, kam noch drei Schritte auf mich zu und wollte mir Ava aus dem Arm nehmen. „Nein, bitte. Nimm sie mir nicht auch noch weg, sie ist alles was mir noch bleibt.", brachte ich sehr mühsam hervor, während ich mich nur halbherzig gegen ihn wehrte. Er war aber natürlich stärker als ich und nahm sie mir schnell aus dem Arm, um sie in das Kinderbett zu legen, welches neben uns stand. Dann kam er wieder auf mich zu und nahm mich einfach nur in den Arm. Ich weinte an seiner Brust einfach weiter, aber das schien ihn nicht zu stören, da er mir nur über den Rücken strich und mir beruhigende Wörter ins Ohr flüsterte. „Shhh. Hör auf zu weinen. Niemand will dir Ava wegnehmen okay. Das verspreche ich dir." Ich nickte nur an seiner Brust und weinte weiter. Irgendwie glaubte ich ihm diese Worte, obwohl ich nicht genau wusste, warum.

Nach weiteren zehn Minuten hatte ich allmählich angefangen mich wieder etwas zu beruhigen und löste mich leicht aus seiner Umarmung, aber nur so weit, dass ich ihn ansehen konnte. „Danke", flüsterte ich mit brüchiger Stimme, „für alles". „Kein Problem, das habe ich gern gemacht." Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und schaute wieder zu meinem kleinen Engel, welcher wahrscheinlich gerade erst wachgeworden war. Sie sah mich mit ihren braunen Teddybär-Augen an. In dem Moment wusste ich, dass ich jetzt stark sein musste für mich und vor allem auch für das Baby, für Ava, welche völlig auf mich angewiesen war. Reiß dich zusammen. Du musst das für euch beide schaffen. Ich lächelte als ich meinen Entschluss gefasst hatte. Ich durfte sie nicht im Stich lassen. Sie war jetzt ein Teil von mir. Der Wertvollste, den ich besaß. Den musste ich mit meinem Leben beschützen.

„Wenn du lächelst, gefällst du mir besser." Ruckartig drehte ich meinen Kopf wieder hoch zu Carter, der mich immer noch halb im Arm hielt. Da mir das irgendwie zu viel wurde, löste ich mich langsam von ihm und ging zu dem Bett meines kleinen Engels. Als ich dort ankam, streckte sie schon ihre Arme nach mir aus. Wahrscheinlich um mir zu zeigen, dass sie auf meinen Arm möchte. Behutsam nahm ich sie wieder hoch und legte sie wieder auf meinem Oberkörper ab, bevor ich mich wieder zu dem jungen Arzt umdrehte. Während ich Carter ansah, merkte ich nur, wie sich zwei kleine Hände in mein T-Shirt krallten. Richtig, das T-Shirt. „Ich wollte mich auch noch für das T-Shirt bedanken und dafür, dass du mich gestern ins Bett gelegt hast", als ich das aussprach konnte ich ihm nicht länger in die Augen sehen und wendete meinen Blick von ihm ab, weil meine Wangen heiß wurden.

„Alles gut, das habe ich gern gemacht. Brauchst du noch irgendwas, bevor ich wieder gehe?" „Nein danke ich... ich habe alles, denke ich", wobei ich den letzten Teil eher flüsterte und inständig hoffte, dass er den nicht gehört hatte. Natürlich wurden meine Gebete nicht erhört. „Was meinst du mit denke ich? Sag mir einfach was du möchtest und ich hole es dir." Das Problem dabei war, ich wusste selbst nicht was ich haben wollte. „Ich weiß es nicht genau.", murmelte ich. „Du hast diesen Satz nicht ohne Grund geflüstert, möchtest du mir verraten was dahintersteckt?", fragte er mich. Ich schüttelte nur stumm den Kopf, was er aber richtig deutete, denn ich wollte jetzt einfach nur allein sein.

„Ich schick dir noch eine Schwester vorbei, die dir was zu Essen und zu Trinken bringt. Ist das in Ordnung?" Ich sah ihm schließlich doch wieder in die Augen und erwiderte nur ein kurzes, „Danke". „Kein Problem", als er das sagte, schenkte er mir noch ein ehrliches Lächeln, bevor er sich umdrehte und aus dem Raum ging.

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Was ich noch sagen kann ist, dass es im nächsten Kapitel spannend wird. Und Harper auf eine der anderen wichtigen Personen trifft.

Voten und kommentieren nicht vergessen :)

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