Kapitel 32

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Jayden PoV.

Ich betrat leise das Zimmer und legte sie behutsam auf dem Bett ab. Jetzt erst bemerkte ich, dass ihr Pullover komplett durchgeschwitzt war, wahrscheinlich ein Grund warum sie zitterte. „Du musst aus dem Pullover raus. Der ist komplett nass." Wieder nickte sie nur schwach. „Was willst du anziehen? Pullover oder T-Shirt?" „T..-Shirt.", quälte sie sich zu sagen. Ich ging zu ihrem Schrank und holte ein langes Shirt raus. Danach ging ich wieder zu ihr und legte es neben ihr ab. Ich war gerade dabei den Raum zu verlassen, als sie mich aufhielt. „Jayden warte. Kannst... kannst du mir bitte helfen?" Ich wusste wieviel Überwindung ihr dieser einfache Satz abverlangt hatte. Deshalb antwortete ich nur kurz mit einem „Natürlich.", bevor ich wieder auf sie zuging.

Mit großer Anstrengung schaffte sie es ihre Arme hochzuheben, damit ich ihr den Pullover über den Kopf ziehen konnte. Sobald ich diesen neben sie legte, sah ich ihr die ganze Zeit in die Augen. Jedenfalls so lange bis ich ihr das T-Shirt übergezogen hatte. „Danke.", hauchte sie nur. „Kein Problem.", antwortete ich leise. Ehrlichgesagt wusste ich nicht genau was ich jetzt machen sollte. Ich war zwiegespalten. Einerseits wollte ich sie allein lassen, weil ich nicht genau sagen konnte, wie lange ich meine Selbstbeherrschung noch aufrechterhalten konnte. Andererseits wollte ich sie in ihrem Zustand nur ungern allein lassen. Sie nahm mir glücklicherweise die Entscheidung ab, auch wenn diese vielleicht die weniger Vernünftigere war. „Kannst du vielleicht hierbleiben? Also nur wenn es dir nichts ausmacht?"

Ich tat kurz so, als müsste ich überlegen, obwohl ich meine Antwort schon wusste. Ich meinte was war dabei, bei ihr zu bleiben, wenn sie mich darum bat. Immerhin ging es ihr alles andere als gut. „Natürlich. Ich komm gleich wieder." Damit ging ich nochmal aus dem Zimmer, um mich zu sortieren. Mein Weg führte mich in die Küche. Dort holte ich mir noch ein Glas Wasser, welches ich auf Ex austrank und nahm Harper gleich noch eins mit. Auf dem Rückweg hielt ich nochmal im Bad an. Außerdem holte ich mir noch aus meinem Schlafzimmer ein T-Shirt, welches ich drüberzog. Denn das letzte Mal war mir ihre Reaktion nicht entgangen. Sie hatte sich die ganze Zeit meine Tattoos angesehen. Zurück in ihrem Zimmer schloss ich die Tür leise hinter mir. Dann ging ich auf das Bett zu und ließ mich neben Ava nieder.

Harper setzte sich nochmal auf und nahm das Glas Wasser dankbar an. Sie trank es fast leer. Dann legte sie sich langsam wieder hin. „Soll ich dir noch eine Schmerztablette holen?", fragte ich das kleine Mädchen neben mir besorgt. Man sah ihr an, dass sie Schmerzen hatte. Ich konnte nur nicht ganz einschätzen, wie schlimm diese waren. „Nein danke. Es ist alles okay. Ich sollte einfach wieder versuchen zu schlafen.", sagte sie leise. Ich gab nur ein Schnauben von mir. „Es geht mir wirklich besser." „Wundert es dich, dass ich dir nicht im Geringsten glaube? Du hast dich gerade schon zum zweiten Mal heute übergeben."
„Müssen wir das jetzt ausdiskutieren? Ich würde gerne schlafen." Ich wusste, dass das nur eine miese Ausrede war, aber ich ließ es ihr durchgehen.

„Verstehst du jetzt, warum ich mir die nächsten Tage frei genommen habe? Du hast gerade einfach keine Kraft dich um Ava und dich selbst zu kümmern. Wahrscheinlich wärst du nicht mal zurück in dein Bett gekommen.", dabei sah ich ihr in die Augen, welche jeglichen Glanz verloren hatten und einfach nur müde und geschwächt aussahen. „Gut vielleicht hast du recht, aber..." Ich unterbrach sie. „Es gibt kein Aber. Es ist die Wahrheit." „Okay. Ich habs verstanden. Du hälst mich für schwach.", sagte sie. Es klang jedoch so, als wenn sie gleich anfangen würde zu weinen. „Ich halte dich nicht für schwach. Du bist eine starke Person. Dein Problem ist nur, dass du Hilfe von anderen nicht annehmen willst." „Was ist verwerflich daran. Immerhin war ich das letzte Jahr meines Lebens so ziemlich auf mich allein gestellt." „Ich versteh das wirklich."

„Ach ja. Tust du das?", fragte sie mich mit spöttischem Ton. „Ja. Besser als du vielleicht denkst. Du musst einfach akzeptieren, dass du nicht mehr allein bist und wir dir alle helfen. Gut abgesehen von meinem Onkel." Diese Aussage brachte sie zum Lachen und verdammt war es schön sie lachen zu hören. „Du solltest öfter lachen. Das steht dir mehr." Darauf sagte sie nichts weiter als, „Gute Nacht Jayden." Durch ihre ausgebliebene Antwort war mir bewusst, dass es ihr unangenehm war. „Gute Nacht Harper." Sie war relativ schnell wieder eingeschlafen. Ich meinte die Erschöpfung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Bei mir dauerte es wesentlich länger. Gerade als ich dabei war weg zu dämmern fing Harper an sich unruhig hin und her zu wälzen. Außerdem zitterte sie stark, wie als ob ihr kalt wäre.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt