Jayden PoV.
Sie hatte einfach aufgelegt. Deshalb konnte ich nicht leugnen, dass ein ungutes Gefühl in mir aufstieg. 1:31 Uhr zeigte mein Display, nachdem das Home-Menü aufleuchtete. Im Kopf rechnete ich aus, wie lange es dauerte wieder zu ihrer Wohnung zu fahren. Gut eine viertel Stunde. Wenn ich gleich losfuhr, bestand die Chance, dass Harper eventuell noch wach war. Und dieser Gedanke reichte aus, um mich aus meinem warmen Bett aufstehen zu lassen, um mir schnell noch ein T-Shirt, Jacke und Schuhe überzuziehen. Danach griff ich noch nach meinem Auto- und Hausschlüssel, bevor ich die Tür hinter mir zuzog. Aylin übernachtete bei einer Freundin hatte mir Logan vorhin noch geschrieben. Er sollte sie laut ihr nicht in mein Penthaus fahren, sondern zu einer ihrer Weiber.
Das hieß, dass es gar nicht auffiel, wenn ich auswärts schlief. Und selbst wenn sie zuhause gewesen wäre, brauchte Harper mich gerade dringender. Und das zählte für mich in diesem Moment einfach mehr. Auch, wenn sie das nicht richtig zugegeben hatte, spürte ich es. Sie brauchte mich gerade. Im Auto angekommen, drehte ich die Heizung auf und fuhr durch die leeren Straßen von Los Angeles. Die Musik blieb aus, denn um halb zwei in der Nacht, brauchte ich dieses Gedudel nun wirklich nicht. Vor Harpers Wohnblock angekommen, fand ich glücklicherweise noch einen Parkplatz. Nachdem ich ausgestiegen war, lief ich auf die Eingangstür zu und überlegte fieberhaft, wie ich jetzt hereinkam. Denn wenn Harper wirklich schon schlief, wollte ich sie nicht wecken.
Andererseits hätte ich sonst auch einfach zuhause bleiben können. Deswegen blieb mir wohl nichts anderes übrig, als das Risiko einzugehen und sie eventuell damit zu wecken. Gerade als ich mein Handy aus der Tasche zog, kam vor mir aus der Tür eine ältere Frau. Ohne einen Blick ging sie an mir vorbei, während ich durch die offene Tür in den Flur trat. Was ein seltsamer Zufall? Eilig stieg ich die Treppen bis in den siebten Stock nach oben. Vor der Tür schrieb ich Harper eine Nachricht. ,Schläfst du schon?' Es dauerte einige Zeit, bevor sie mir antwortete. ,Nein.' ,Machst du mir die Tür auf?' Eine halbe Minute später zog sie zögerlich die Tür auf. Schüchtern stand sie im Türrahmen, bevor sie leise von mir wissen wollte, „Was machst du hier?".
„Ich dachte mir, dass du vielleicht jemanden gebrauchen kannst, der dir noch ein bisschen Gesellschaft leistet.", antwortete ich ihr ehrlich. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen." „Ich wollte aber herkommen, weil ich das Gefühl hatte, dass irgendwas nicht stimmt. Lässt du mich jetzt rein oder soll ich wieder fahren?" „Wenn ich dich jetzt wegschicke, würdest du einfach wieder gehen?", beäugte sie mich misstrauisch. Ich wäre zwar enttäuscht von ihrer Entscheidung, würde sie aber auch nicht zwingen mich reinzulassen. „Ja. Würde ich." „Schade eigentlich.", lächelte sie leicht und zog die Tür ein Stück weiter auf, damit ich eintreten konnte. Was ich, ohne zu zögern tat. „Was ist mit Aylin? Was sagt sie dazu, dass du hier bist?"
„Keine Ahnung. Sie schläft bei einer Freundin.", antwortete ich, während ich mir meine weißen Sneakers abstreifte. Meine Jacke zog ich ebenfalls aus, um sie an den Haken zu hängen. „Mhm.", erklang es hinter mir. Ich drehte mich zu ihr um und betrachtete sie von oben bis unten. Sie trug dieselben Sachen von vorhin. Einen langen grauen Pullover und diese schwarz-weiß gepunkteten Kuschelsocken. Ihre Haare waren mittlerweile trocken und wellten sich ganz leicht bis unter ihre Schultern. Auch wenn dieses Outfit eher zum Rumlungern auf der Couch passte, sah es nicht weniger gut an ihr aus, wie dieser karierte Rock und der schwarze enge Pullover heute beim Abendessen. „Geht es dir gut?", vergewisserte ich mich besorgt bei Harper.
Statt mir zu antworten, kam sie schnellen Schrittes auf mich zu und schlang ihre Arme um meine Hüfte. Ich erwiderte ihre Umarmung sofort und zog sie fest an mich heran. Das allein war mir Beweis genug, dass es ihr nicht gut ging. Als ich dann auch noch spürte, dass mein T-Shirt nass wurde, war ich einfach nur froh, auf mein mulmiges Bauchgefühl gehört zu haben. Mit einer Hand strich ich ihr über den Rücken, während meine andere sich behutsam an ihren Hinterkopf legte und ihn gegen meine Brust drückte. Da ich nicht wusste, wie lange wir so im Flur standen, beschloss ich sie ins Bett zu bringen. Denn ich war mir sicher, dass Harper den Schlaf, nach dem heutigen Tag, dringend brauchte. Wortlos löste ich ihre Arme von meiner Hüfte, um sie mir um den Hals zu legen.
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The Fate of Life
RomanceHarper hatte es das letzte Jahr nicht leicht. Sie musste sich zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern entscheiden. Als dann jedoch ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben verändert, ist nichts mehr wie es war. Harper ist von jetzt an auf sich allei...