Kapitel 56

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Harper PoV.

Grace hatte mich tatsächlich überredet mitzukommen. Deshalb stand ich jetzt vor meinem Wohnblock auf dem Bürgersteig, um auf Grace oder Mason zu warten. Sie wusste noch nicht genau wer mich von beiden abholte, denn sie müsste sich noch Masons Auto leihen. Ava lag dick angezogen und nochmal extra zugedeckt in ihrem Maxi-Cosi, welcher neben mir stand. Auf meinem Rücken trug ich meinen Rucksack mit allem Notwendigen für die Kleine. Sprich frische Windeln, ihr Essen, Kuscheltier und Wechselkleidung. Auch wenn wir nur bei den Kings zuhause essen würden, hatte ich mir einen schwarzen schulterfreien Pullover angezogen und diesen mit einem karierten Rock kombiniert. Dazu trug ich ein einfaches Make Up und offene Haare. Abgerundet wurde das ganze Outfit durch meine schlichten, schwarzen Winterstiefel mit leichtem Absatz.

Ich wusste nicht genau, warum ich mich so herausgeputzt hatte. Denn sowas trug ich normalerweise nicht. Mein Unterbewusstsein wusste allerdings, warum ich so aussah, wie ich heute aussah. Es hing alles mit Jayden zusammen. Irgendwie wollte ich ihn beeindrucken. Obwohl ich mir sicher war, dass dieses Outfit dafür nicht ausreichen würde. Bei dem was Aylin tagtäglich trug, würde meine Kleidung nicht mal auffallen. Wahrscheinlich würde sie sogar als langweilig abgestempelt werden. Aber ein Versuch war es wert. Auch wenn das ein extrem schlechter Versuch werden würde. Von einem Hupen wurde ich aus meinen Überlegungen gerissen. Entgegen meiner Erwartung standen weder Grace noch Mason vor mir.

Es war Logan, der lässig auf dem Fahrersitz seines Audi RS 6 saß und mich durch das heruntergelassenen Beifahrerfenster ansah. „Hat hier jemand ein Taxi bestellt?", rief er laut. So laut, dass gefühlt jeder in dieser Straße ihn hören konnte. Da mir die Situation so überaus peinlich war, senkte ich rasch meinen Blick und sah auf meine Schuhe. Plötzlich knallte eine Autotür und Logan kam schon um das Auto gelaufen, als ich meinen Blick erneut hob. Kurz vor mir blieb er stehen. „Wow, du siehst gut aus.", machte er mir ein nettes Kompliment, bei dem ich sofort rot wurde. „Danke.", erwiderte ich schüchtern. „Wo ist dein Kinderwagen?", wollte er verwundert wissen. Von seiner Frage überrascht, stotterte ich vor mich hin. „Ähm...Drinnen. Ich war der Meinung, dass ich ihn nicht brauche."

„Da hat Grace mir aber was anderes gesagt. Sie hat mir den Auftrag gegeben darauf zu achten, dass du den Kinderwagen mitnimmst.", gestand er mir. „Wieso?", stand ich noch immer auf dem Schlauch. „Damit du die Kleine richtig hinlegen kannst. Das ist doch viel gemütlicher als sie im Maxi-Cosi schlafen zu lassen.", lieferte Logan mir eine zugegeben plausible Erklärung. „Na schön. Dann hol ich ihn halt noch.", willigte ich schließlich ein, bevor ich mich umdrehte, um Avas Kinderwagen aus der Wohnung zu holen. „Ich setz die Kleine dann schonmal ins Auto.", rief Grace Bruder mir noch hinterher, als ich schon beinahe an der Haustür angekommen war. Ich zeigte ihm einfach einen Daumen hoch und lief nach drinnen. Um Logan nicht allzu lange warten zu lassen, beeilte ich mich extra.

Deshalb stand ich keine drei Minuten später wieder unten. Und diesmal mit Kinderwagen. Der Mann, der mich abholen sollte, lehnte lässig an der hinteren Autotür mit seinem Handy in der Hand. „Grace hat schon gefragt, wo wir bleiben.", waren seine ersten Worte nach meiner Rückkehr. „Ist ja gut. Sie hätte mir aber auch vorher sagen können, dass ich den Kinderwagen mitnehmen soll. Wobei ich es immer noch nicht ganz verstand. Wenn Ava müde gewesen wäre, hätte ich sie einfach aufs Sofa gelegt. Das wäre auch kein Problem gewesen.", antwortete ich leicht gereizt. Von ihm kamen darauf keine weiteren Worte. Da Grace uns durch ihre Nachrichten schon drängelte, verluden wir den Kinderwagen zügig im Kofferraum, um nicht noch weitere kostbare Zeit zu verschwenden.

Als Logan und ich saßen und uns angeschnallt hatten, fuhr er auch schon los. „Ich bin bei dir noch nie mitgefahren.", unterbrach ich die Stille mit meiner Feststellung. „Es gibt für alles ein erstes Mal.", kam es von der Seite. „Wie war eigentlich dein erstes Mal?", setzte er gleich noch hinterher. „Keine Ahnung.", zuckte ich mit den Schultern. „Du weißt es nicht mehr.", kam es entsetzt. „Ich würde es wissen, wenn es...", brach ich ab. Wieso genau unterhielt ich mich mit ihm darüber. „Du würdest es wissen, wenn es...", wurde er ungeduldig. Bis er selbst drauf kam. „Du hattest es noch nicht." „Nein.", schüttelte ich resigniert meinen Kopf. „Das ist gut." Vollkommen verwirrt sah ich ihn an. „Warum?" „Du solltest auf den richtigen Zeitpunkt warten und dich nicht zu irgendwas gezwungen fühlen, wenn du noch nicht bereit dazu bist.", gab Logan mir einen gutgemeinten Rat.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt