Kapitel 5

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Harper PoV.

Ich musste eingeschlafen sein. Denn als ich wieder aufwachte, war es draußen schon stockdunkel. Obwohl es eigentlich, nach einem Blick auf die Uhr, noch gar nicht so spät war. Doch das hatten die Herbst- und Wintermonate nun mal so an sich. Als ich mich bewegte, bemerkte ich, dass ein kleines Gewicht, welches vorhin noch auf mir lag, fehlte. Schließlich realisierte ich was das bedeutete und schaute mich panisch um. Mein Herz donnerte dabei laut in meiner Brust. Doch ich konnte Ava nirgends finden. Mist! Dabei hatte ich ihr vorhin noch versprochen, dass uns nichts und niemand trennen würde. Super, dass ich mein Versprechen gleich 4 Stunden später wieder brach. Denn so viel Zeit war vergangen, seit ich meine Augen geschlossen hatte. Was ich ebenfalls noch bemerkte war, dass ich nicht mehr in dem Sessel saß, sondern in einem Bett mit weißer, steril riechender Bettwäsche lag. Ein Krankenhausbett.

Neben mir auf dem Tisch standen eine Flasche Wasser. Dazu ein Glas, sowie ein Teller mit Salat und einem belegten Brötchen. Als ich an mir heruntersah bemerkte ich, dass ich wieder ein Oberteil anhatte, auch wenn es nicht meins war. Es war ein für mich viel zu langes Shirt. An sich nichts Ungewöhnliches, da ich solche ebenfalls immer gern zum Schlafen trug. Aber wo kam dieses plötzlich her. Etliche Zeit später in der ich immer mehr in Panik verfiel, öffnete sich die Tür. Dr. Davis betrat mit Ava auf dem Arm das Zimmer. Erleichtert seufzte ich auf, „Gott sei Dank es geht ihr gut. Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht, dass es nur ein Traum war oder ihr sonst irgendwas passiert ist."

Der Arzt antwortete mir nur, „Es ist alles in Ordnung. Ich habe Sie vorhin nicht wecken wollen, da Sie gerade erst eingeschlafen waren und ich Ihnen nach den Strapazen des Tages etwas Ruhe gönnen wollte. Ich habe die Kleine vorhin nur geholt, da sie geweint hat, weil ihre Windel voll war und habe sie mit zu einer Schwester genommen." „Danke. Ich war so weg gewesen, dass ich wirklich gar nichts mehr mitbekommen habe. Aber wie bin ich in das Bett gekommen und wessen T-Shirt habe ich an?" „Achso ja das war mein jüngerer Sohn Carter. Er war bei der OP deiner Schwester am Nachmittag auch mit dabei. Und das T-Shirt ist auch von ihm. Es ist aber frisch gewaschen. Er hat immer Wechselkleidung mit im Krankenhaus und als ich ihm sagte, er solle mal nach Ihnen sehen, hat er mir nur mitgeteilt das Sie eingeschlafen sind und bot an Ihnen ein Shirt von sich zu geben. Denn ich bezweifle sehr stark, dass Sie sich gefreut hätten in einem Krankenhaushemd aufzuwachen, oder?"

Da hatte er Recht. „Damit liegen Sie richtig. Und sagen Sie ihrem Sohn von mir herzlichen Dank." „Aber natürlich, dass mache ich. Sie können es ihm aber auch selbst sagen." „Kann ich Sie noch etwas anderes fragen?", er schaute mich dabei interessiert an. „Natürlich bei allem was Sie für mich getan haben, kann ich Ihnen doch keine Frage verwehren." „Wenn es zu persönlich ist, müssen Sie auch nicht darauf antworten, aber mich würde interessieren was Sie für eine OP hinter sich haben? Durch die Lage ihrer Narbe würde ich auf eine Herz-OP tippen.", sprach er seine Gedanken laut aus. „Damit liegen Sie wohl richtig. Ich bin mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen. Ich hatte nur eine Herzklappe, die aber auch nicht einwandfrei funktioniert hat und die zweite Klappe war gar nicht vorhanden, sodass ich eine Neue gebraucht habe."

„Davon habe ich zwar schon mal gehört, aber in meinen ganzen Jahren als Arzt noch nicht gesehen. Wie lange haben Sie die Herzklappe jetzt schon?" „Ich glaube die Zweite jetzt seit ungefähr 13 oder 14 Jahren" „Das ist sehr erstaunlich." „Das sagen die Ärzte, zu denen ich regelmäßig zu Kontrollen gehe, auch immer wieder." „Danke für Ihre Offenheit." „Keine Ursache." Ich sah ihn an und bemerkte, dass er noch immer Ava auf dem Arm hatte. „Könnte ich vielleicht jetzt mein Baby wieder nehmen?" „Aber natürlich.", mit diesen Worten überreichte er mir wieder das pinke Deckenbündel, bei welchem man nur das Gesicht sehen konnte. „Eine Schwester kommt gleich vorbei und zeigt dir, wie du sie richtig fütterst, da Stillen in deinem Fall ja nicht möglich ist.", teilte er mir mit.

„Okay, danke nochmal und auch an ihren Sohn." „Ich richte es ihm aus. Eins noch. Ich kann mir denken, dass Sie so schnell wie möglich wieder nachhause wollen, aber ich möchte, nur um sicherzugehen, dass Sie eventuell noch ein bis zwei Tage hierbleiben. Auch damit wir ausschließen können, dass Ava irgendetwas fehlt, was wir bis jetzt noch nicht bemerkt haben. Ich weiß es ist wahrscheinlich nicht in Ihrem Interesse und Sie müssen auch nicht, aber ich würde es Ihnen danken und die kleine Maus wahrscheinlich auch.". Ich schaute ihn nachdenklich an und wägte meine beiden Optionen ab. Denn eigentlich hasste ich Krankenhäuser. Sie waren des einen Freud des anderen Leid. Trotzdem kam ich zu dem Entschluss, „Ich bleibe, solange es nötig ist. Ich möchte, dass es Ava gut geht, denn das hätte meine Schwester so gewollt. Außerdem würde ich mir nie verzeihen, wenn mit ihr irgendwas passierte. Machen Sie sich deshalb keine Gedanken.".

„Ich wusste Sie sind vernünftig. Ich lasse euch dann jetzt wieder allein. Außerdem wünsche ich schon mal eine gute Nacht und wenn irgendetwas sein sollte, einfach klingeln. In Ordnung? Aber wunderen Sie sich nicht, wenn ich nicht komme, sondern höchst-wahrscheinlich mein Sohn, da er heute die Nachtschicht hat." „In Ordnung. Wir wünschen Ihnen auch eine gute Nacht." Nach meinen abschließenden Worten verließ er das Zimmer erneut. Ich schaute wieder auf das kleine pinke Bündel in meinen Armen, wobei ich darauf achtete den Kopf der Kleinen richtig zu stützen. Gleichzeitig begann ich mit der Fingerspitze meines Zeigefingers federleicht über ihre weiche Wange zu streicheln.

Zehn Minuten später kam dann die angekündigte Krankenschwester in unser Zimmer, um mir zu zeigen, wie ich ihre Milch zubereitete und sie richtig fütterte. Darüber war ich auch sehr dankbar, da für mich all das noch komplettes Neuland war. Ich meine ich war erst neunzehn Jahre alt und schon „Mutter". Die Schwester war mir sofort sehr sympathisch und erinnerte mich auf eine komische Art und Weise an meine Oma. Sie gab mir noch einige Tipps für das Füttern zum Beispiel, dass ich die Zubereitete Milch 10 Minuten stehen lassen sollte, damit sie die richtige Temperatur hatte und ich sie mir dann auf das Handgelenk tropfen sollte, um zu überprüfen, dass sie nicht doch noch zu heiß war. Sie sagte mir auch, dass ich die Milch zum Beispiel, wenn ich mal unterwegs war ihr auch kalt geben könnte, man das aber nicht die ganze Zeit machen sollte.

Fertig mit den Erklärungen, brachte sie mir noch einen Schlafsack für die Kleine. Sie gab mir ebenfalls noch den Tipp von Mutter zu Mutter die ersten Wochen, wenn möglich noch ohne T-Shirt zu schlafen bzw. sie darunterzulegen. Ich bedankte mich für ihre Hilfe und wünschte ihr, wie dem Arzt vorhin auch eine gute Nacht. Was mir auf jeden Fall auffiel war, dass Ava bis jetzt ein ziemlich ruhiges Baby war. Dies konnte sich natürlich mit der Zeit noch ändern, doch hoffen konnte man ja immerhin noch. Als ich ihr jetzt noch die Flasche gab, schaute sie mich heute das erste Mal mit ihren braunen Teddybär-Augen an. Die hatte sie definitiv von Maddie. Während sie aus der Flasche trank, griff sie nach meinem kleinen Finger, welchen sie mit ihrer kleinen Hand umschloss und nicht mehr losließ.

Auch als sie fertig mit Trinken war und ich sie zum Bäuerchen machen an meine Schulter legen wollte, hielt sie meinen Finger weiter fest. Vielleicht hatte sie Angst ich würde sie wie vorhin wieder allein lassen. Was ich auf jeden Fall nicht mehr tun würde. Ab jetzt würde ich auf mein Baby aufpassen und sie beschützen mit allem was ich besaß. Ihre Augen wurden immer schwerer und fielen schließlich zu. Erst nachdem sie eingeschlafen war, ließ Ava meinen Finger los. Nicht das mich das irgendwie gestört hätte, ich fand es einfach nur goldig und freute mich, dass sie mich zu akzeptieren schien, auch wenn ich nicht ihre richtige Mutter war.

Danach legte ich sie behutsam zwischen meinen Beinen ab, um in Ruhe etwas essen und trinken zu können. Doch bevor ich damit anfangen konnte, musste ich nochmal schnell aufs Klo. Ich beeilte mich auf dem Klo und setzte mich dann wieder in mein Bett. Fertig mit Essen, nahm ich sie wieder in meine Arme. Da es mir unangenehm war im Krankenhaus ohne Oberteil und BH zu schlafen ließ ich Carters T-Shirt an und zog den Kraken vorne weiter runter. Die kleine Maus schob ich darunter und legte sie mit dem Kopf kurz über meinen Brüsten ab. Dann deckte ich uns noch zu und fiel wie Ava in einen tiefen Schlaf.


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Eure Meinung zu der Geschichte bisher?

Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß mit der Geschichte und hoffe sie gefällt euch.

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Liebe Grüße

lenlavie

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt