Kapitel 8

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Harper PoV.

„Hey meine kleine Maus, was ist denn los?", fragte ich sie, als ich sie wieder auf meinen Arm nahm. Nachdem sie ihren Kopf auf meiner Brust ablegte, war sie wieder ruhig und hielt sich mit ihren kleinen Händen an meinem T-Shirt fest. Welches ich dringend einmal wechseln sollte. „Du wusstest das wir über dich reden, hab ich recht", sagte ich leise zu ihr und gab ihr anschließend einen Kuss auf den Kopf. „Wenn man dich so sieht, wie du mit der Kleinen umgehst, würde niemand denken, dass es nicht dein eigenes Kind ist.", sprach mich Grace an. Ich lächelte nur matt und bedankte mich. „Du siehst ziemlich müde aus, willst du dich vielleicht mal hinlegen?", fragte sie mich besorgt. „Nein schon in Ordnung mir geht es gut." „Sicher? Du siehst etwas blass aus." „Ja. Nein. Alles gut. Wirklich." „Ich kann auch hierbleiben und auf die Kleine..." „Ava, sie heißt Ava."

„aufpassen, das mach ich wirklich gerne. Außerdem ist Ava ein sehr schöner Name." „Danke. Der eigentliche Grund, warum sie so heißt, ist, weil meine Schwester den Namen schon immer toll fand. Ihr Zweitname ist Madison." „So wie deine Schwester hieß?" „Ja. Woher weißt du das?" „Die Option war sehr nahe liegend, aber ich weiß es auch von Dr. Davis Junior. Er hat gestern nur so was in der Art erwähnt. Da wusste ich ja noch nicht, dass du damit gemeint warst." Fragend sah ich sie an, „Und mit Dr. Davis Junior meinst du Carter?"

„Ja woher weißt du das?", fragte sie mich verwundert. „Ich habe mich heute früh mit ihm unterhalten und er... er war dabei, als ich sozusagen einen Nervenzusammenbruch hatte." „Oh mein Gott. Ich... es..." „Ist schon in Ordnung mir geht es wieder gut." „Auch wenn ich dir das nicht glaube." „Naja sagen wir so mir geht es besser als gestern, aber der Schock sitzt schon sehr tief. Sie war sozusagen die einzige Familie, die ich noch hatte."

„Was ist denn mit deinen Eltern? Also nur wenn ich fragen darf?" „Wir haben keinen Kontakt mehr, seit sie erfuhren, dass meine Schwester schwanger war." „Das tut mir unglaublich leid für dich." Ich versuchte zu lächeln schaffte es aber nicht. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?", fragte sie mich erneut. „Ja alles gut. Mir ist nur gerade ein bisschen schwindlig." „Gib mir die Kleine. Du legst dich jetzt hin, versuchst zu schlafen und trinkst vorher noch was. Du siehst nämlich überhaupt nicht gut aus und es gibt da auch keine Widerrede.", fügte sie ihrem Gesagtem noch hinzu, als ich gerade dabei war meinen Mund zu öffnen, um zu widersprechen. Aber wahrscheinlich brachte das bei ihr nichts. Denn sie war Kranken-schwester und ich wusste aus Erfahrung, dass diese sehr stur waren. Gerade als ich ihr Ava gab und aufstand, um zum Bett zurückzugehen, wurde mir auf einmal schwarz vor Augen und ich kippte einfach um.

Als ich meine ungewöhnlich schweren Lider öffnete, musste ich erst ein paar Mal blinzeln, bevor meine Augen wieder etwas sahen. Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah wieder den Park des Krankenhauses. Sobald ich ihn nach links drehte, sah ich geradewegs in das Gesicht von Grace. „Hey. Wie geht es dir?", beobachtete sie mich aufmerksam. „Besser."

Daraufhin realisierte ich das Ava nirgends zu sehen war und wurde panisch. Ich schreckte hoch, „Au!". Grace sprang schnell auf und drückte mich zurück ins Bett. „Mach langsam. Was ist denn los?" „Wo ist Ava? Ist ihr was passiert?" „Nein ihr geht es gut. Dr. Davis hat sie vor 10 Minuten abgeholt. Er wollte nochmal nach ihrem Gesundheitszustand schauen, sozusagen eine Abschlussuntersuchung für sie. Du kannst mir Vertrauen, wenn ich sage, dass sie bei ihm in guten Händen ist."

Ich glaube man konnte mir die Erleichterung ansehen. Irgendwie vertraute ich ihr und Dr. Davis und ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht Carter meinte, da sie sonst bestimmt wieder Junior mit drangehängt hätte. „Danke.". Grace lächelte mich nur mild an. „Was ist eigentlich passiert?", fragte ich sie immer noch etwas schwach. „Du... Die Ärzte sind sich nicht ganz sicher. Entweder hattest du eine Panikattacke oder aber etwas hat mit deinem Herz nicht gestimmt. Es kann natürlich auch stressbedingt sein, was man in Anbetracht deiner jetzigen Situation nicht ausschließen kann oder aber es war das erste Anzeichen, dass dein Herz überfordert ist, weil deine Herzklappen zu undicht geworden sind." Innerlich hoffte ich inständig, dass es das Erste war, wobei ich aber auch selbst wusste, dass Option zwei auch nicht so abwegig war. Immerhin hatten die Ärzte mich immer auf so etwas hingewiesen.

Zwei Tage später durften Ava und ich das Krankenhaus endlich verlassen. Nachdem der Arzt zu mir meinte er würde mich gerne noch eine Nacht dabehalten, um sicher zu gehen, dass dies eine einmalige Sache war. Im Endeffekt konnte er mir aber auch nicht genau sagen, ob dieser Ohnmachtsanfall stressbedingt war oder eine Verbindung zu meiner Vorerkrankung bestand. Deshalb legte er mir ans Herz meinen Arzt zu kontaktieren, bei welchem ich zurzeit wegen meines Herzfehlers in Behandlung war. Aber auch zwei Tage später, konnte ich mich nicht dazu überwinden bei meinem Arzt anzurufen, da es die ganze Sache noch realer machen würde als es schon war. Ich hatte ich in vier Monaten sowieso einen Termin. Bis dahin konnte ich also auch noch warten. Außerdem ging Ava jetzt erstmal vor. Nach meiner Entlassung teilte mir Dr. Davis noch mit, dass bei meinem kleinen Engel alles in bester Ordnung sei und übergab mir ihre Geburtsurkunde.

Name: Ava Madison Wilson

Geburtstag: 26.09.2020

Geburtszeit: 15: 39 Uhr

Geburtsort: Los Angeles

Größe: 49 cm

Gewicht: 2870 Gramm

Mutter: Harper Wilson

Vater: unbekannt

Als ich erfuhr, dass sie keine Krankheiten hatte, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Die Kleine hatte glücklicherweise die guten Gene von Maddie und Noah abbekommen. Denn die beiden waren vor ihrem Tod kerngesund gewesen. Nur nützte es ihn jetzt nichts mehr. Seit 4 Tagen waren meine Schwester und Noah jetzt schon tot. Es fühlte sich immer noch surreal an, aber der kleine Mensch in meinen Armen war der lebende Beweis dafür, dass sie jetzt für immer weg sein würden. Ich war ab jetzt auf mich allein gestellt. Ohne andere Unterstützung. Ab jetzt galt, nur Ava und ich gegen den Rest der Welt. Madison und Noah wurden auf einem Friedhof in der Nähe unserer Wohnung beerdigt. Wenigstens hatten sie zusammen ein Grab. Und ich konnte sie zusammen mit ihrem kleinen Mädchen besuchen gehen.

Ich hatte mich auch noch nicht dazu aufraffen können das Kriegsbeil zwischen meinen Eltern und mir zu begraben und sie anzurufen. Vielleicht hatten sie die Nachricht auch durch das Fernsehen oder das Radio mitbekommen, welche immer noch von dem tragischen Unfall berichteten. Wenn sie es so erfahren hatten, wussten sie wenigstens Bescheid. Dennoch hätten sie sich mal bei mir melden können. Wenigstens um nachzufragen, wie es mir mit der Situation und meinem neuen Leben als 19-jährige Mutter ging. Die andere Variante allerdings war die, dass meine Eltern es nicht wussten und weiterlebten, als wäre nichts passiert.

Mein Leben hatte sich jedoch um 360 Grad verändert. Immerhin trug ich ab jetzt die Verantwortung für noch einen weiteren kleinen Menschen.

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