Jayden PoV.
Als ich mich wieder an meinen vorherigen Platz setzte, spürte ich schon die Blicke von Charlet und Matthew auf mir. Vor allem letzterer versuchte mich niederzustarren. Sozusagen todesmutig stellte ich mich der direkten Konfrontation, als ich meinen Blick nach oben richtete. Zu meiner Überraschung sahen sowohl Harpers Mum als auch ihr Dad besorgt aus. „Hat sie sowas Öfter?", sah ihre Mum mich sorgenvoll an. Da ich aber beschlossen hatte mit offenen Karten zu spielen, log ich sie nicht an. „Die letzten Tage immer mal wieder. Es ist einfach gerade alles ein bisschen zu viel.", beantwortete ich die gestellte Frage gleich. „Seit wann genau?" „Seit sie ihre Diagnose bekommen hat." Ihre Vater nickte verstehend, während seine Frau nur noch besorgter wirkte.
„Ihr wisst von dem Ergebnis?", wollte ich nur auf Nummer sicher gehen, dass sie es ihnen schon erzählt hatte. „Ja.", nickte ihre Mum niedergeschlagen. Die beiden nahm die ganze Situation genauso mit, wie Harper, Grace und mich. Die anderen aus meiner Familie wussten noch nichts davon. Was auch vorerst noch so bleiben sollte. Wir würden ihnen das frühstens sagen, wenn es so weit war bzw. ein Termin feststand. Harpers Mum erhob sich von ihrem Stuhl und deutete auf Ava. „Ich werde der Kleinen noch ihre Flasche machen." „In Ordnung. Wollen sie sie nehmen?", bot ich ihr an, das kleine Mädchen an sie weiter zu reichen. Sie lächelte leicht und kam um den Tisch gelaufen. Aus Höflichkeit erhob ich mich von meinem Stuhl, um ihr meine Prinzessin auf Augenhöhe zu übergeben.
Das gehörte sich einfach gegenüber anderen, vor allem älteren Personen, welche man noch nicht besonders gut kannte. „Danke.", bedankte sie sich wirklich dafür, dass sie ihre Enkeltochter nehmen durfte, was ich ihr auch indirekt sagte. „Sie müssen sich wirklich nicht bedanken. Es ist doch ihr Enkelkind." „Und du solltest mich duzen.", erwiderte Charlet. „Jetzt sind wir wohl quitt.", hob ich abwehrend meine Hände. „Ich sollte wahrscheinlich dankbar sein, dass du dich so um meine Tochter kümmerst, aber ich kann dich nicht einschätzen.", Matthew machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. „Ich hab schon eine Tochter verloren, die geradewegs in ihr Verderben gerannt ist. Ich will nicht auch noch meine andere Tochter verlieren." Und diese Tatsache konnte ich absolut nachvollziehen.
Auch wenn mich der erste Teil seines Satzes stutzig machte. Was meinte er mit ‚geradewegs in ihr Verderben gerannt.'? Da ich nicht weiter im Dunkeln tappen wollte, versuchte ich dieser Sache nachzugehen. „Was soll ,geradewegs in ihr verderben gerannt' heißen?" „Madison, Harpers Schwester, hat Noah damals auf ihrem Abschlussball kennengelernt. Ich wusste gleich, dass er ihr nichts als Unglück bringen würde. Aber wenn ich sie darauf ansprach, hat sie immer gleich dicht gemacht. Sie wollte es nicht hören und hat sich vehement dagegen geweigert.", Harpers Dad legte eine Pause ein und sah zur Decke. „Er hat sie gegen uns aufgehetzt. Mit der Zeit wurde Madison immer respektloser uns gegenüber. Sobald sie volljährig war, zog sie aus und ließ sich kaum noch bei uns blicken.", wieder folgte eine Pause.
„Harper und sie hatten zwar noch Kontakt, aber der verschlechterte sich zunehmend. Ich weiß, dass Harper nur in den höchsten Tönen von ihrer Schwester spricht, weil sie selbst nicht weiß, was vorgefallen ist.", er kam ins Stocken. Und ich ahnte nichts Gutes. „Madison kam erst wieder zu Besuch, als das Geld immer knapper wurde. Sie verdiente zwar nicht schlecht als Maklerin, aber Noah gab ihr ganzes Geld im Spielcasino aus. Er hatte eine regelrechte Sucht. Wenn er nicht mindestens dreimal die Woche ins Casino ging, wurde er anders." Ich horchte auf und hatte eine leise Vorahnung in welche Richtung sich das ganze entwickeln würde. „Wenn Madison doch mal bei uns zu Besuch war, hatte sie immer irgendwo anders blaue Flecken. Sie dachte sich jedes Mal neue Ausreden aus, wo diese herstammten, weil sie so geblendet war und es nicht akzeptieren wollte. Ich weiß nicht mal, ob Harper davon überhaupt etwas mitbekommen hatte. Aber ich glaube eher nicht.", wieder stoppte er und sah mir diesmal direkt in die Augen.
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The Fate of Life
RomanceHarper hatte es das letzte Jahr nicht leicht. Sie musste sich zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern entscheiden. Als dann jedoch ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben verändert, ist nichts mehr wie es war. Harper ist von jetzt an auf sich allei...