Kapitel 66

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Harper PoV.

Nach einer Weile in der wir noch ein bisschen über belanglose Themen redeten, zog Grace mich mit nach oben in ihr Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Bett und sah mich abwartend an. „Warum bist du wirklich hergekommen?", fing sie an, als hätten wir darüber vorhin nicht schon im Wohnzimmer gesprochen. Ergeben seufzte ich und ließ mich vor ihr auf das Fußende ihres Bettes fallen. „Ich wollte dich was fragen?", fing ich zögerlich an zu sprechen. „Du musst dich dafür doch nicht schämen. Frag einfach.", forderte Grace mich auf. Verlegen rieb ich mir über den Nacken, bevor ich die Frage einfach aussprach. „Würdest du nächsten Dienstag ein paar Stunden auf Ava aufpassen?" „Wann genau? Ich habe nämlich Nachtschicht." „Ab um elf. Aber nur, wenn das für dich okay ist. Sonst frag ich jemand anders."

Auch wenn ich noch nicht genau wusste, wen ich sonst fragen sollte. „Natürlich pass ich auf die Kleine auf. Ich kann ja, bis du sie mir bringst noch ein bisschen Schlaf nachholen und Mittagsschlaf machen wir dann einfach auch zusammen. Stimmts meine Maus.", griff sie nach Avas Hand, die zwischen uns auf dem Bett lag. Ich konnte nicht verhindern, dass ich trotzdem ein schlechtes Gewissen bekam. Denn wenn Grace Nachtschicht hatte, konnte sie nach ihrer Arbeit kaum schlafen. „Ach Harper. Mach dir doch nicht solche Gedanken. Ich krieg das schon hin. Das ist meine letzte Nachtschicht, deshalb habe ich Mittwoch frei. Da kann ich meinen Schlaf nachholen. Okay?", strich sie mir über meinen Arm. „Wo musst du denn hin?", fragte sie mich zögerlich, weil sie nicht wusste, wie ich darauf reagierte.

Und ehrlichgesagt war mir zum Heulen zu Mute. Ich wollte dort nicht hin, aber drumherum kam ich nicht. Immerhin ging es hier um meine Gesundheit. „Ich hab einen Termin im Krankenhaus." „Wegen deinem Herzfehler?" „Ja.", nickte ich leicht. Sie atmete laut aus. „Soll ich mitkommen?" Verwirrt sah ich ihr ins Gesicht. „Sei mir nicht böse, aber ich würde da gerne allein hingehen Grace. Bitte.", machten mich meine Worte verlegen. „Natürlich. Wenn du das nicht möchtest, ist das doch vollkommen in Ordnung. Ich wollte es dir nur anbieten." „Danke.", schenkte ich ihr ein kleines Lächeln. „Wo ist Jayden denn vorhin hin?" „Ich habe keine Ahnung.", zuckte sie unwissend mit den Schultern. „Er sah irgendwie wütend und total durcheinander aus. Sowie ihr übrigens alle.", versuchte ich das Thema von vorhin nochmal aufzunehmen.

„Harper ich weiß, worauf du hinauswillst." „Ach ja?", tat ich auf unschuldig. „Ja. Aber das kann ich dir nicht erzählen. Sonst wäre Jayden sauer auf mich und das möchte ich nicht. Und du wärst wahrscheinlich wütend auf ihn und vollends verletzt.", pflichtete sie ihrer Entscheidung bei. Natürlich wurde mein Interesse durch den letzten Teil, der mich betraf, noch mehr geweckt. Doch sie redete nicht weiter über dieses Thema, sondern lenkte mich geschickt auf harmlosen Smalltalk. So kam es, dass wir noch einige Stunden auf ihrem Bett verbrachten, bis ich beschloss, dass es Zeit wäre wieder nachhause zu gehen. Denn ich musste auch noch ein bisschen was einkaufen und das konnte ich noch gut auf dem Rückweg erledigen. Allerdings nur, wenn ich nicht erst zu spät hier wegkam.

„Soll ich dich wirklich nicht zurückfahren?", wollte Grace bestimmt schon zum vierten Mal von mir wissen. „Nein. Ich will noch ein paar Sachen besorgen. Das kann ich gleich miteinander kombinieren.", wimmelte ich ihren Vorschlag ab. „Na schön.", gab sie schließlich nach. Ich stand gerade auf, um mich jetzt endgültig auf den Weg zu machen, als von unten wieder ein lautes Stimmengewirr nach oben drang. Grace schien es auch zu hören, da sie zur Tür ging und diese leise aufzog. „Wir müssen das aber klären.", erklang Aidens Stimme. „Ich weiß, dass wir das klären müssen. Aber können wir das nicht auch noch morgen machen." Es war Jayden, der das sagte. Seine Stimme klang belegt und müde. Und es klang fast so, als würde er lallen. Er hatte wahrscheinlich getrunken.

„Vielleicht solltest du jetzt wirklich besser gehen Harper.", versuchte Grace mich nun endgültig loszuwerden. „Okay.", antwortete ich nur. Denn diese Angelegenheit zwischen den beiden, oder auch in der ganzen Familie, ging mich wirklich nichts an. Auch wenn es leichter gedacht war, als meine Neugier zurückzuhalten. Ich war gerade dabei mit Grace die Treppe runterzusteigen, als mir etwas zu Ohren kam, was mich sofort stehen bleiben ließ. „Jayden Aylin ist schwanger. Ich will wissen, was du jetzt machen willst." „Ich hab doch auch keine Ahnung. Hauptsache Harper erfährt es nicht. Vorübergehend jedenfalls." Ohne es verhindern zu können, kamen mir die Tränen, die stumm über meine Wangen liefen. Aylin war schwanger. Deshalb war die Stimmung zwischen allen hier so angespannt. Es hatte also nichts mit mir zu tun gehabt.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt