Kapitel 96

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Jayden PoV.

08. März

Ich verließ gerade Aidens Firma, um zu Harper zu fahren, damit wir dann ins Krankenhaus konnten. Ich hatte meinen Onkel nicht gefragt, ob ich heute frei machen konnte, nur, ob ich eher gehen durfte. Deshalb hatte ich von sechs bis zehn gearbeitet. Da blieb mir jetzt also noch genug Zeit zu ihr zu fahren, damit wir dann pünktlich um 11 im Krankenhaus waren. Die letzten drei Wochen waren ziemlich ruhig, was das zwischen Harper und mir anging. Nur bei Ava hatte sich nichts geändert. Die Zähnchen waren zwar schon ein Stück durchgekommen, aber eben noch nicht ganz draußen. Trotzdem war es besser als davor. Außerdem war Harper die letzten drei Wochen sehr still und in sich gekehrt. Weil sie an fast nichts anderes mehr dachte als an ihre anstehende OP.

Sie hatte noch ein paar Mal mit ihren Eltern telefoniert und auch Grace kam öfters vorbei, um sie ein bisschen abzulenken und aufzumuntern, was aber nur bedingt klappte. Und ich machte mir unheimliche Sorgen um sie. Ich hatte schon alles Mögliche versucht, aber nichts hatte wirklich geholfen diese Anspannung und Angst etwas zurückzudrängen. Gut. Ich konnte ja verstehen, dass sie Angst hatte, aber bis zur OP waren es jetzt immer noch drei Wochen. Und die sollte sie doch wenigstens noch ein bisschen genießen. Deshalb hatten wir einiges zusammen mit Ava unternommen, aber auch ruhig Tage gehabt. Und ich hatte die Zeit über bei ihr gewohnt, um sie im Auge zu behalten. So in Gedanken hatte ich nicht mal bemerkt, dass ich schon vor ihrer Wohnung angekommen war.

Mein Gehirn kannte den Weg mittlerweile in- und auswendig. Es lief quasi alles automatisch ab. Ich parkte schnell, stieg aus und schlug hinter mir meine Tür zu. Aus meiner Jackentasche holte ich meinen Schlüssel, den Harper mir am Wochenende nach ihrem Telefonat mit dem Krankenhaus gegeben hatte, um die Eingangstür aufzuschließen. Ich machte mich daran die Treppen nach oben zu steigen und zu ihrer Wohnungstür zu laufen. Diese schloss ich ebenfalls auf. Dann trat ich ein. „Harper?", fragte ich, nachdem ich sie hinter mir ins Schloss gedrückt hatte. „Im Schlafzimmer.", rief sie mir zu und ich machte mich daran, zu ihr zu kommen. „Hey.", zog ich sie an mich heran und küsste sie zärtlich auf den Mund. „Hi.", kam es leise von ihr, als sie sich von mir löste und sich wieder Ava widmete, die auf dem Bett lag und vor sich hin brabbelte.

„Hey Prinzessin.", ging ich neben dem Bett in die Hocke. Die Kleine drehte ihren Kopf zu mir und quietschte freudig. Deswegen lehnte ich mich ein Stück nach vorn und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor ich ihre ausgestreckte Hand in meine nahm. Von unten sah ich zu Harper nach oben. „Bist du schon fertig?", sah ich sie besorgt an, weil sie sehr blass aussah. „Gleich. Ich muss nur Ava noch schnell wickeln. Dann können wir fahren." „Okay. Ich zieh mich noch schnell um und dann können wir los. Hm?", fragte ich sie. „Ja.", nickte sie kaum merklich. Ihre heutige Verfassung gefiel mir noch weniger als die letzten Wochen, seit wir aus Blue Ridge wieder da waren. Deswegen beschloss ich so bald wie möglich mit ihr wieder dort hinzufahren. Natürlich erst nach ihrer OP und diesmal vielleicht mit den anderen zusammen.

Ich ließ Avas Hand los, stand auf und zog Harper an meine Brust, bevor ich ihr ins Ohr flüsterte, „Das wird schon. Wir kriegen das hin.". Nach diesen Worte lehnte ich meine Stirn an ihre und strich behutsam mit meinen Daumen über ihre Wangen, bevor ich zum Schluss noch einen Kuss auf ihren Mund hauchte. Dann löste sie sich von mir und wendete sich wieder Ava zu. Ich nahm mir in der Zeit aus meinem Schrank eine schwarze Jeans und einen grauen Pullover, um damit im Bad zu verschwinden und mich dort umzuziehen. Als ich zurückkam, stand Harper schon fertig angezogen im Flur und schien auf mich zu warten. Wortlos trat sie an mir vorbei, um ins Bad zu kommen. Ich sah ihr über meine Schulter nach, sagte aber nichts, weil ich keine Ahnung hatte, wie sie sich gerade fühlen musste.

Wahrscheinlich war es auch eine Art Selbstschutz, damit sie nicht bei ihren nächsten Worten in Tränen ausbrach. Ich ging zu Ava herüber, die schon in ihrem Kinderwagen lag und zu mir hochsah. Ich schmunzelte, weil sie mir ihre Maus entgegenhielt und ich genau wusste, was sie von mir wollte. Deswegen nahm ich sie ihr aus der Hand, bewegte sie hin und her und machte ein paar Geräusche dazu, was sie augenblicklich fröhlich vor sich hin brabbeln ließ. Es dauerte zwei Minuten, bis Harper aus dem Bad kam und neben mich trat. „Fertig?", fragte ich mit Blick auf sie. Stumm nickte das braunhaarige Mädchen und ich beließ es dabei. Während Harper das kleine Mädchen in ihrem Maxi-Cosi auf die Rückbank schnallte, verlud ich den Kinderwagen im Kofferraum.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt