Harper PoV.
Die Zeit, bis das Essen kam, führten die anderen angeregte Gespräche. Bis auf Aylin. Diese versuchte die ganze Zeit verzweifelt Jaydens Aufmerksamkeit zu bekommen. Dieser unterhielt sich jedoch in aller Ruhe mit Logan und Aiden, während er sie eiskalt ignorierte. Und so komisch es auch klang. Ich freute mich darüber. Mehr als ich eigentlich sollte. Mason, Penelope und Grace unterhielten sich ebenfalls miteinander, wobei ich mich nicht beteiligte. Stattdessen beschäftigte ich mich mit Ava. Jedoch hatte ich die Befürchtung, dass sie gleich wieder einschlafen würde und deshalb mein einziger Grund, mich nicht am Gespräch beteiligen zu müssen, verschwand. Ich fühlte mich zunehmend unwohler. Dazu trug Aylins Anwesenheit nicht unwesentlich bei, weil ich wusste, dass Jayden sie hinter ihrem Rücken mit mir betrogen hatte.
Inständig hoffte ich einfach, dass das Essen schnell kommen würde und ich danach endlich verschwinden konnte. Ich zwang mich wirklich sie einfach zu ignorieren. Aber es klappte nicht. Immer wieder sah ich zu ihr herüber, nur um festzustellen, dass sie sich an Jaydens Arm klammerte, ihre Hand auf sein Bein legte oder ihn auf den Hals küsste. Meine Vermutung wuchs, dass sie das alles mit voller Absicht machte. Obwohl ich sie am Anfang nicht so eingeschätzt hatte. Grace schien meine verstohlen Blicke zu Jayden zu bemerken und strich mir über meinen Unterarm, um mich zu trösten. Dann lehnte sie sich zu mir und flüsterte mir ins Ohr, „Ignorier sie einfach.". Mit traurigem Blick sah ich zu ihr. „Ich kann nicht." Meine Augen wurden wässrig aus Verzweiflung.
Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen. Deshalb entschuldigte ich mich schnell und machte mich auf den Weg Richtung Toiletten, bevor die anderen meine Tränen noch sahen. Ich konnte mir selbst nicht mal erklären, warum ich jetzt plötzlich so stark darauf reagierte. Wahrscheinlich, weil ich die beiden das erste Mal zusammen in der Öffentlichkeit sah. Abgesehen von der Silvesterfeier. Aber dort war ich nicht live dabei. Und dem Vorfall in meiner Wohnung. Aber da hatte ich noch gehofft, dass es nicht lange halten würde zwischen den beiden. Und Aylin fand ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nett und sympathisch. Ob sie irgendwas wusste?
„Auch wenn du dich freust bei den anderen zu sein mein Schatz, gehen wir sofort nach dem Essen. Es tut mir wirklich leid. Aber wir besuchen sie ein anderes Mal. Versprochen.", sprach ich mit meinem kleinen Mädchen, welche ich in meinem Arm leicht hin und her schaukelte. Das führte dazu, dass sich ihre Augen immer wieder schlossen, bis sie irgendwann nicht mehr aufgingen und das für mich das Zeichen war, dass sie schlief. Allein mit meinen Gedanken, wurde mir klar, dass ich heute schon zum zweiten Mal davonlief. Was war ich nur für ein Feigling? Anstatt mich dem ganzen zu stellen, verkroch ich mich auf der Toilette und heulte einfach. Dabei müsste ich die beiden doch nur ignorieren. Oder meine Gefühle gegenüber Jayden verdrängen. Aber das war nicht so leicht, wie das gerade in meinen Gedanken klang. Das war es ganz und gar nicht.
Als ich gerade beschloss, kein Feigling mehr zu sein und an den Tisch zurückzugehen, wurde die Tür der Toilette geöffnet. Weil es mir peinlich war, dass mich irgendjemand Fremdes so sah, drehte ich mein Gesicht von den Spiegeln weg und tat so, als würde ich mich mit Ava beschäftigen. Was eigentlich total blöd war, weil sie schlief und die Person das auch ganz genau sehen konnte. „Harper. Alles okay?", erklang die Stimme hinter mir, die ich heute eigentlich nicht mehr hören wollte. Ich wischte über mein Gesicht, um die restlichen Tränen zu beseitigen, bevor ich mich zu Aylin umdrehte. „Mir geht's gut.", versicherte ich ihr. „Dann ist ja gut.", war ihre Antwort darauf. Bis sie mir ins Gesicht sah und feststellte, „Du hast geweint. Was ist passiert?". Ihre Fürsorge brauchte ich nicht. „Nichts. Alles gut.", wehrte ich ihre Frage höflich ab.
„Du siehst heute sehr hübsch aus.", wechselte sie plötzlich das Thema, was mich sofort misstrauisch werden ließ. Trotzdem blieb ich freundlich und bedankte mich bei ihr. „Nur leider wirst du mir nie das Wasser reichen können.", schlug Aylins Stimme plötzlich um. Und ich verstand rein gar nichts mehr. Deshalb fragte ich sie, „Was meinst du?". „Jetzt tu nicht so blöd. Du weißt genau von was ich spreche. Du magst Jayden sehr. Wenn du nicht sogar verliebt in ihn bist. Jeder Blinde sieht dir das an.", setzte sie ihre Rede unbekümmert fort. „Nur leider ist es mir egal. Und ihm übrigens auch." Auch wenn das unten im Parkhaus nicht den Anschein machte, sah ich sie dennoch geschockt an. „Woher weiß er das?", sprach ich meine gedachte Frage sogleich aus.
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The Fate of Life
RomanceHarper hatte es das letzte Jahr nicht leicht. Sie musste sich zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern entscheiden. Als dann jedoch ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben verändert, ist nichts mehr wie es war. Harper ist von jetzt an auf sich allei...