Kapitel 7

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Harper PoV.

Nachdem der Arzt gegangen war, fing Ava plötzlich an zu quengeln. „Hey meine Maus was hast du denn?" Ich verstand schnell was das Problem war. Ihre Windel war voll. „Na dann machen wir dir mal eine frische Windel dran.", sagte ich zu ihr. Woraufhin sie fröhlich quietschte. Also ging ich mit ihr zusammen ins Bad und legte sie dort auf den Wickeltisch ab. Während ich alles zusammensuchte, was ich benötigte, hatte ich immer ein Auge auf sie, da ich gehört hatte, dass es öfters mal vorkam, das kleine Babys vom Wickeltisch fielen. Auch wenn ich glaubte, dass es mit nicht mal einem Tag eher unwahrscheinlich war. Aber wissen konnte man ja bekanntlich nie. Alles Nötige beisammen, wechselte ich ihr schnell ihre Windel. Da Ava danach wieder anfing zu quengeln, vermutete ich stark, dass sie hungrig war. Also bereitete ich ihr die Flasche so zu, wie mir die es Schwester gestern Abend gezeigt hatte.

An meinem Handgelenk überprüfte ich, ob die Milch die richtige Temperatur hatte. Dann nahm ich mir eins von den Spucktüchern und legte es mir über die Schulter, bevor ich mich in den Sessel von gestern niederließ. Ich nahm die kleine Maus wieder richtig auf den Arm und hielt ihr die Flasche hin. Sie griff wieder nach meinem kleinen Finger, mit welchem ich nicht die Flasche hielt und umschloss ihn mit ihrer winzigen Hand. Fertig mit trinken schlossen sich ihre Augen immer wieder. Ein Zeichen dafür, dass sie müde war. Bevor sie jedoch ganz einschlief, nahm ich sie an meine Schulter und rieb ihr leicht den Rücken, damit sie ein Bäuerchen machte. Auch wenn diesmal noch zusätzlich ein bisschen Milch mit rauskam. Die Schwester erklärte mir gestern, dass das ganz normal war und immer mal passieren konnte. Dafür war ja das Spucktuch gedacht.

Ich stand mit ihr auf und legte sie in ihr Bett, da ich schnell ins Bad gehen mir die ausgespuckte Milch von der Hand waschen und aufs Klo gehen wollte. Doch sobald sie in ihrem Bett lag, war sie wieder hellwach, schaute mich an und streckte ihre kurzen Ärmchen nach mir aus. „Mausi die Mummy geht schnell ins Bad und ist gleich wieder da okay.". Das war alles andere als okay und sie fing an zu weinen. „Ach meine Maus. Mummy will nur kurz ins Bad." Daraus wurde natürlich nichts. Ich nahm sie wieder in meine Arme, in der Hoffnung, dass wenn sie eingeschlafen war, kurz in ihrem eigenen Bett bleiben konnte. Wie als ob sie meine Gedanken lesen konnte, schlief sie natürlich nicht mehr ein und krallte sich zusätzlich wieder an meinem T-Shirt fest. Als es plötzlich klopfte war ich sehr erleichtert. Als es dann auch noch eine junge Krankenschwester, vielleicht ein paar Jahre älter als ich, mit einem Tablett voll Essen und Trinken war, fiel mir regelrecht ein Stein vom Herzen.

„Entschuldigen Sie.", begann ich zu sprechen. „Könnten sie eventuell kurz die Kleine nehmen, damit ich mal auf die Toilette gehen kann?". „Aber natürlich, warten Sie kurz. Ich nehme sie Ihnen gleich ab." „Danke.", sagte ich leise. „Klar gar kein Problem.", erwiderte sie freundlich lächelnd. Als ich ihr Ava dann überreichte, flitzte ich schnell ins Bad, um meine Hand erst abzuwaschen und danach noch auf die Toilette zu gehen. Nach meiner kurzen Erfrischung sah ich die Krankenschwester zusammen mit Ava am Fenster stehen. Ich hielt kurz inne und versank wieder in meinen Gedanken. Als Ava mich bemerkte fing sie an zu zappeln und gab niedliche Geräusche von sich. Die Krankenschwester drehte sich ebenfalls zu mir um und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich lächelte nur schwach als sie auf mich zu kam und mir meinen kleinen Engel wieder überreichte.

„Sie sehen noch ziemlich jung aus, um jetzt schon ein Kind zu haben. Ich will hier niemanden verurteilen. Aber haben Sie nicht eigentlich ihr ganzes Leben noch vor sich?" „Das stimmt wohl. Aber die ganze Geschichte ist etwas anders als Sie jetzt vielleicht denken." Sie musterte mich nur weiter und fragte dann, „Wie alt sind Sie noch genau?". „Ähhm...", stammelte ich etwas unbeholfen, bevor ich ihr dann doch noch antwortete, „Ich bin 19.". Sie schüttelte nur leicht den Kopf und was sie als nächstes fragte verwirrte mich sehr. „Waren Sie schon beim Arzt zur Nachuntersuchung?" „Welche Nachuntersuchung?" „Sie haben vor nicht mal 24 Stunden ein Kind bekommen und wissen nichts von einer ärztlich angewiesenen Nachuntersuchung." „Nein.", schüttelte ich meinen Kopf. „Sie verstehen das Ganze glaube ich ein bisschen falsch."

„Dann erklären sie es mir!", ging ihre Stimme leicht nach oben. „Na schön, aber bevor ich anfange ich bin Harper Wilson. Es wäre also nett, wenn sie mich Harper nennen würden."

„Na gut. Sie können mich Grace nennen." Und durch diesen einen Satz wurde sie mir gleich viel sympathischer. „Wollen wir uns nicht vielleicht hinsetzen. Da ich glaube, dass das Ganze ein bisschen länger dauern wird." „Natürlich, nach dir.", lächelte sie mich plötzlich freundlich an. Als Antwort nickte ich nur einmal, bevor ich mich auf das Sofa gegenüber von dem Bett setzte. „Übrigens habe ich viel Zeit, das heißt du kannst mir alles in Ruhe erklären." „Na gut.". Bevor ich allerdings anfing zu erzählen, atmete ich noch einmal tief durch und legte Ava in die Mitte des Sofas zwischen uns beiden ab. „Ich weiß das mag jetzt sehr verrückt klingen aber... ich... ich bin eigentlich noch Jungfrau.", fing ich zögerlich an und wurde auch fast sofort, nachdem ich das sagte, schon unterbrochen.

„Wie bitte? Wie ist es dann möglich, dass du ein Kind hast?" Ich schaute kurz zu Avy runter und versuchte verzweifelt die aufkommenden Tränen zurückzudrängen, was aber leider nicht klappte. Ich legte meine Hand auf den Bauch des Kindes und fing an sie liebevoll zu streicheln, während ich wieder nach oben schaute und Grace traurig anlächelte. „Meine Schwester... es ist... Mist!... Ich... Es ist eigentlich die Tochter meiner Schwester. Sie ist gestern bei einem Autounfall gestorben. Die Ärzte konnten ihr leider nicht mehr helfen. Nur die Kleine hat es, wie durch ein Wunder, überlebt." Dabei machte ich eine Kopfbewegung in Richtung des Sofas, wo Ava lag und mich aufmerksam ansah. „O mein Gott. Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht unterstellen, dass du... Oh man voll ins Fettnäpfchen getreten." „Ist schon in Ordnung du konntest es ja nicht wissen.", lächelte ich sie tapfer an.

„Aber trotzdem fühle ich mich jetzt schlecht." „Nein das musst du nicht. Es ist ja nicht deine Schuld." „Deshalb habe ich dich vorhin auch mit der Frage über die ärztliche Nachuntersuchung überfallen. Ach, man bin ich blöd." Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, deshalb senkte ich einfach meinen Blick, um die Kleine anzuschauen. Nach längerem Schweigen unterbrach ich die Stille schließlich, „Weißt du Grace, irgendwie erinnerst du mich an sie. Ihr habt dieselbe Haar- und auch Augenfarbe. Und ihr Charakter ist dem von deinem, jedenfalls was ich bis jetzt von dir kenne, gar nicht so unähnlich." „Es ist mir eine Ehre mit deiner großen Schwester verglichen zu werden." „Wirklich." „Ja." Geistig abwesend strich ich Ava weiter über den Bauch, bis sie plötzlich anfing zu weinen.

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