Kapitel 70

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Harper PoV.

Von einem lauten Hämmern an der Tür wurde ich aus meinem unruhigen Schlaf gerissen. Wobei ich mich nicht daran erinnern konnte, überhaupt eingeschlafen zu sein. Total geschafft von diesem Scheißtag erhob ich mich von meinem Bett und trottete zur Tür. Ich rechnete fast schon mit Grace, doch die Stimme, die durch die Tür durchdrang, gehörte nicht Grace, sondern Jayden. „Komm schon Harper. Wenn du da bist, mach bitte die Tür auf." Ohne groß nachzudenken, öffnete ich dir Tür und fand mich somit vor Jayden stehend wieder. „Harper wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht. Wo warst du denn?", konnte ich wahrhaftige Erleichterung aus Jaydens Stimme heraushören. „Ich war beim Arzt." krächzte ich, da meine Stimme vom ganzen Weinen deutlich in Mitleidenschaft gezogen wurde.

„Ich weiß.", klang seine Stimme jetzt vollkommen ruhig. „Woher?", fragte ich den Tränen schon wieder nah. „Von Grace. Nachdem du weder auf meine Anrufe noch auf meine Nachrichten reagiert hast, bin ich zu ihr gefahren, nur um zu sehen, dass sie Ava hatte." Ich nickte stumm, war nicht fähig zu antworten. Wieso auch? „Was ist passiert? So siehst du nicht aus wegen nichts.", stellte Jayden sofort fest. Erneut bekam er von mir keine Antwort. Stattdessen warf ich mich regelrecht in seine Arme und fing wieder an bitterlich zu weinen. Da er anscheinend nicht auf dem Flur stehen bleiben wollte, wo es jeder mitbekam, fasste er mir an die Oberschenkel und hob mich einfach hoch. Weil ich Angst hatte er würde mich in der Wohnung runterlassen, umklammerte ich ihn mit meinen Beinen und verschränkte sie in Höhe seines Kreuzes.

Nebenbei bekam ich mit, dass er die Tür mit seinem Fuß ins Schloss drückte und sich ohne Hände seine Schuhe abstreifte. Alles mit mir auf dem Arm. Mit einer Hand hielt er mich am Po fest und die andere legte er an meinen Hinterkopf, um ihn an seine Schulter zu drücken. „Shh Harper. Ich bin da. Es ist alles gut." Ich schüttelte meinen Kopf. Gar nichts war gut. Um mich zu beruhigen, lief er mit mir auf dem Arm durchs Wohnzimmer, so wie ich es am Anfang immer mit Ava gemacht hatte. Erstaunlicherweise funktionierte das Ganze ziemlich gut und ich wurde merklich ruhiger. Jayden schien es auch zu bemerken, denn nach einer Weile setzte er sich, mit mir auf seinem Schoß, auf das Sofa. Da er sich hinten anlehnte war ich gezwungen meine überkreuzten Beine zu lösen und diese rechts und links neben ihm zu positionieren.

Meinen Kopf rutschte ich ein Stück nach unten, sodass ich mit meinem Ohr auf Höhe seines Herzens lag. Dabei fiel mir auf, dass sein Herz ebenfalls schneller schlug. Vielleicht, weil er Angst um mich hatte? Eingelullt von seinem langsamer werdenden, kräftigen Herzschlag, schlossen sich meine Augen von allein. Ich versuchte meinen unregelmäßigen Atem an seinen anzupassen, in dem ich mich nur auf das Heben und Senken seiner Brust konzentrierte. Es zeigte kurze Zeit später Wirkung, als ich in regelmäßigem Tempo amtete und meine Herzfrequenz sich wieder auf ein normales herunterfuhr. Das war einfach zu viel Aufregung für einen Tag. Jayden behielt es bei, weiterhin über meinen Rücken und meinen Hinterkopf zu streicheln, was mich vollends entspannte.

Und ich war ihm in diesem Moment unfassbar dankbar, dass er mich einfach hielt, nichts sagte und mich auch zu nichts drängte. So hätte ich glatt wieder einschlafen können, doch ich zwang mich wach zu bleiben, um ihm wenigstens noch seine Fragen beantworten zu können. Schlafen konnte ich nämlich auch noch später, wenn ich nachher im Bett lag. Ich wusste nicht, wie lang wir schließlich so dasaßen, doch irgendwann sammelten ich meinen ganzen Mut und entfernte mich ein Stück von Jaydens warmer Brust, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Es spiegelte sich ehrliche Besorgnis in seiner Miene wider. Da mir meine offenen Haare im Gesicht hingen, schob er sie mit seinen großen, warmen Händen hinter meine Ohren. Anstatt mir meine Tränen jedoch wegzuwischen, beugte er sich nach vorn und küsste jede einzelne weg, bis irgendwann keine mehr kamen.

Als Jayden schließlich meine Stirn küsste, öffnete ich meine Augen und sah in seine. „Was ist passiert? Warum weinst du?", flüsterte Jayden. Ich wollte ihm eigentlich antworten, aber erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen, die ungehindert über meine Wangen liefen. Ich konnte es einfach nicht verhindern. Der grauäugige seufzte und zog mich einfach an seine muskulöse Brust. Wieder wartete er geduldig, bis ich mich endlich ausgeheult hatte. „Ich hatte einen Termin im Krankenhaus.", schluchzte ich mit Tränenerstickter Stimme. „Shh. Ich weiß. Grace hat es mir gesagt. Wegen deinem Herzfehler, stimmts?", wollte er auf Nummer sicher gehen. „Ja.", nickte ich schwach. „Was haben die Ärzte gesagt?", versuchte er mich mit einfachen Fragen nicht schon wieder zum Weinen zu bringen.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt