Kapitel 63

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Harper PoV.

Als ich mit Ava auf dem Arm in den Wohnbereich trat, stand Jayden am Fenster. Er hielt sich sein Handy ans Ohr. Was mich darauf schließen ließ, dass er gerade mit Jemandem telefonierte. Vielleicht ja mit Aylin. Allein dieser Gedanke erinnerte mich schmerzhaft daran, dass die beiden immer noch zusammen waren. Und sich das trotz der Sache von gestern und unserem Kuss und diesem intimen Moment auf dem Sofa, bestimmt nicht so schnell ändern würde. Ich schlich mich näher an ihn heran. Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber ich konnte es nicht verhindern. Meine Neugier siegte schließlich. „Na klar. Wie wäre das denn rübergekommen? Ich hab eine Freundin und frage ein anderes Mädchen einfach, ob sie mit mir kuschelt. Ich wäre rübergekommen wie ein notgeiler Volltrottel Grace."

Er telefonierte also mit seiner Cousine. Aber was bitte meinte er denn mit ‚Er wäre ein notgeiler Volltrottel.'. Wahrscheinlich würde ich das nicht verstehen, wenn ich Grace Antworten darauf nicht kannte. Mein ursprünglicher Plan war leise zu bleiben. Aber Ava machte mir einen Strich durch die Rechnung. Freudig fing sie an zu quietschen und zu strampeln, als sie Jayden am Fenster stehen sah. Erschrocken drehte er sich zu uns um und sah irgendwie so aus, als hätte ich ihn bei irgendwas Schlimmen erwischt. Dieser Gesichtsausdruck ließ mich schmunzeln. Um ihn nicht auch noch in Verlegenheit zu bringen, ging ich zum Wohnzimmerteppich, um Ava auf ihrer Decke dort zu legen. Dann konnte sie etwas mit ihrem Spielzeug spielen, während ich in der Zwischenzeit ihre Milch zubereitete und Jayden und mir was zu essen machte.

Wäre er jetzt nicht hier gewesen, hätte ich mein Essen von gestern Abend gegessen. Aber da er nun mal hier war, musste ich wir was anderes einfallen lassen. Denn selbst wenn es ihm geschmeckt hätte, war nicht mehr genug für uns beide da. Deshalb blieb mir nichts anderes übrig als die Schränke zu durchstöbern. Ich hatte nicht mitbekommen, dass Grace und Jaydens Gespräch beendet war, denn plötzlich stand zweiterer hinter mir. Genauso wie vor ein paar Monaten bei den Kings in der Küche. „Lauschen gehört sich nicht.", raunte er mir ins Ohr. Schon wieder breitete sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aus und mein Herz klopfte merklich schneller. Verräter! Mit zittriger Stimme entschuldigte ich mich bei ihm, „Ich hab nicht gelauscht. Ich bin gerade erst reingekommen. Und wenn es den Anschein gemacht hat, dann tut es mir leid.".

Als ich meine Worte aussprach, sah ich auf seine großen, tätowierten Hände, die vor mir auf dem Tresen lagen. Am liebsten würde ich meine Finger mit seinen Verschränken, um zu sehen, wie viel größer seine waren. Keine Ahnung, wo dieser Gedanke plötzlich herkam, aber Jayden schien es ähnlich zu gehen. Ohne jegliche Worte legte er seine warmen Hände über meine, die ich vor mir aufgestützt hatte. „Mir ist egal, ob du gelauscht hast. Ich habe keine Geheimnisse vor dir. Nicht mehr.", sprach er plötzlich weiter, während er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte. Diese Aussage überraschte mich. Was hieß denn, dass er keine Geheimnisse vor mir hatte? So weit waren wir doch noch lange nicht. Oder? Um meine Verlegenheit zu überspielen, kam ich auf das Thema Essen zurück.

„Was willst du essen?", drehte ich mein Gesicht zu seinem. „Mir egal. Was möchtest du denn?", sah er mir direkt in die Augen. „Kartoffeln oder Nudeln?" „Was?" „Was magst du lieber?" „Ganz klar Kartoffeln." „Gut, dann schälst du sie?" „Warte! So war das nicht abgemacht." Ich grinste ihn nur verschmitzt an und zuckte unschuldig mit den Schultern. Dann drehte ich mich um und ließ ihn einfach stehen. Denn jetzt musste ich mich erstmal um mein Baby kümmern. Ich beugte mich über mein kleines Mädchen, fing an sie kitzeln und pustete ihr auf den Bauch. Sie bewegte ihre kleinen Arme und Beine, bevor sie niedliche Geräusche von sich gab. Als ihre Augen einen Punkt über mir fixierten und anfingen zu strahlen, wusste ich, dass Jayden hinter mir stand.

Ava freute sich jedes Mal, wenn er da war. Ich glaubte, sie sah eine Art Vaterfigur in ihm. Auch wenn das mit ihren fünf Monaten eigentlich nicht möglich war, konnte sie sich an ihn erinnern. Denn in den ersten Monaten war er fast immer da gewesen. Für mich und für die Kleine. Nachdem ich mich noch eine Weile mit Ava beschäftigt hatte, blickte ich zu Jayden. Dieser saß, mit einer zweiten Tasse Kaffee auf dem Sofa und beobachtete uns von dort aus. „Wollen wir jetzt was zu essen machen?", fragte ich ihn. Denn zugegeben, musste er schon ziemlich lange auf sein wohlverdientes Essen warten. „Wenn du jetzt Zeit hast?", ließ er mir die Wahl zwischen Ava und dem Essen. „Na dann. Auf geht's.", erhob ich mich vom Boden, um zurück in den Küchenbereich zu gehen.

The Fate of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt