Harper PoV.
Heute war Freitag. Genauer gesagt schon 17.00 Uhr. Das hieß, dass meine Eltern jeden Moment kommen würden. Deshalb stand ich mit Ava, dick angezogen, vor dem Haus, um auf sie zu warten. Meine Mum hatte mir vor 20 Minuten geschrieben, dass sie gleich da wären. Da ich aber schon eingeplant hatte, dass sie sowieso etwas zu spät kommen würden, stand ich erst seit drei Minuten draußen. Ich hätte natürlich auch drinnen warten können, aber ein persönlicher Empfang war immer schöner. Außerdem mussten sie dann nicht noch den richtigen Eingang des Hauses suchen. Gerade als ich mich in der Weltgeschichte umsah, hielt ein Auto an der Straßenseite. Da es schon dunkel war, dauerte es einen Moment, bis mir klar wurde, dass das der Ford meiner Eltern war. Ich lief mit schnellen Schritten auf das Auto zu und wartete, bis meine Eltern ausstiegen.
Als die Beifahrertür sich öffnete, stieg meine Mum aus. Während sich beinahe zeitgleich die Fahrertür öffnete und mein Dad zum Vorschein kam. „Hallo mein Schatz.", zog mich meine Mum gleich in eine mütterliche Umarmung. „Hey Mum.", sagte ich leise. „Na wen haben wir denn da?", redete sie mit Ava, welche sie aus großen Augen ansah. Da meine Mum ihr bedächtig über ihren Kopf strich, gab ich meine kleine Maus an sie weiter. Dann trat mein Dad auf mich zu und zog mich ebenfalls in eine Umarmung, welche ich sofort erwiderte. Immerhin waren beinah schon wieder eineinhalb Monate vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Auch wenn das nichts im Vergleich zu dem letzten Jahr war, in dem zwischen uns Funkstille herrschte. „Es ist schön dich wiederzusehen mein Engel", meinte mein Dad zu mir und strich mir über die Haare.
Als er sich von mir löste, hielt er mich auf eine Armeslänge von sich entfernt und sah mir eindringlich in die Augen. „Du riechst nach Männerparfüm.", stellte er misstrauisch fest. Natürlich ging ich gleich in die Defensive. „Das stimmt nicht Dad. So rieche ich immer." „Nein tust du nicht.", behaarte er auf seiner Aussage. „Na gut. Vielleicht liegt es auch an meinem neuen Shampoo.", versuchte ich eine plausible Erklärung zu finden. Auch wenn mein Dad mit dieser Antwort nicht zufrieden war, ließ er es vorerst auf sich beruhen. Trotzdem war mir das sehr peinlich, dass mein Dad Jaydens Parfüm an mir roch. Eigentlich hätte ich auch selbst daran denken können, da Jayden bis vor einer halben Stunde noch da war und mir geholfen hatte, ein bisschen aufzuräumen und das neue Bett noch fertig aufzubauen.
Ich hatte tatsächlich mit ihm zusammen ein neues Bett für mein Gästezimmer geholt. Auch wenn ich mir noch nicht mal sicher war, ob ich es so bald nach ihrer Abreise nochmal brauchen würde. Trotzdem hatte ich mich darüber gefreut, da wir die Zeit, die wir noch hatten, zusammen verbringen wollten. Denn ich wusste nicht genau, ob wir uns am Wochenende noch sehen würden. Das würde nämlich voraussetzen, dass ich meinen Eltern von ihm erzählen müsste und so wie mein Dad gerade schon reagierte, würde er das ganz und gar nicht gutheißen. Ich fing langsam an zu bereuen, dass ich nicht nochmal ein Fenster in meiner Wohnung aufgemacht hatte. Denn ich war mir sicher, wenn mein Dad Jaydens Parfüm an mir riechen konnte, roch er es garantiert auch in meiner Wohnung.
Glücklicherweise mischte sich meine Mum ein. „Jetzt lass doch das arme Kind in Ruhe Matthew.", sprach sie mit meinem Dad, bevor sie sich an mich wendete und mir verschwörerisch zuzwinkerte. Sie ahnte also etwas. Und ich war ihr unfassbar dankbar, dass sie es nicht ansprach, solang mein Dad dabei war. „Hier wohnst du also mein Engel?" „Ja. Seit kurz nach Weihnachten. Unsere andere Wohnung ist einfach zu groß gewesen und die konnte ich mir auch nicht mehr leisten. Deshalb hab ich mir was anderes, überschaubares gesucht." Die unschönen Details, wie es dazu kam, ließ ich lieber aus, um die Nerven meiner Eltern nicht übermäßig zu strapazieren. Außerdem wollte ich gewiss nicht der Grund sein, dass sie einen halben Herzinfarkt erlitten.
„Es sieht sehr gemütlich aus.", fügte sie ihrem Gesagten hinzu, nachdem sie das Haus nochmal näher betrachtet hatte. „Danke.", erwiderte ich schüchtern. „Wollen wir vielleicht erstmal reingehen?", fragte ich meine Eltern. „In Ordnung mein Engel.", bekräftigte mein Dad diesen Vorschlag. Zusammen mit ihm ging ich an den Kofferraum, um Mum's und seine Taschen zu holen. Meine Mum wollte gerade ansetzen und sich beschweren, dass ich ihre Taschen nicht tragen sollte, als ich es abwinkte. Denn ihre Tasche wog wahrscheinlich weniger als Ava und die trug ich auch regelmäßig durch die Gegend. In meiner Wohnung führte ich meine Eltern erstmal in den Wohnbereich. Anhand des Gesichtsausdrucks meiner Mum konnte ich erkennen, dass sie begeistert war.

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The Fate of Life
RomantizmHarper hatte es das letzte Jahr nicht leicht. Sie musste sich zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern entscheiden. Als dann jedoch ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben verändert, ist nichts mehr wie es war. Harper ist von jetzt an auf sich allei...