Kapitel Hunderteinundzwanzig

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Taehyung

Nachdem Jungkook ziemlich schnell meinte, sich noch duschen zu müssen, stand ich in der Küche und suchte nach etwas essbarem, was ich kochen konnte. Alles was ich fand waren Tupperdosen mit gekochtem essen, welches wohl ihre Mutter gemacht und ihnen hier gelassen hatte, damit sie das Wochenende über nicht verhungern würden. Denn da ihre Eltern beide übers Wochenende weg gegangen waren schienen sie Angst zu haben, die beiden würden sich nur Essen bestellen oder am Ende tatsächlich verhungern.

Und Jeongguk und Jungkook schafften es natürlich nicht, einzukaufen um zumindest etwas anderes hier zu haben. Die beiden schienen echt nicht gerne zu kochen.

"Ah, wie ich sehe... Warst du doch vor mir hier" hörte ich es aber auf einmal hinter mir und drehte mich etwas verwirrt nach hinten um, nur damit ich Jungkook erkannte, welcher ohne Bucket Hat und oversize Pulli da stand. Er trug einen meiner Pullover und eine Cargohose. Was mich im ersten Moment definitiv aus der Fassung brachte.

Wir hatten... Ich hatte ihn zuvor angefasst. Er war hier gewesen, ich... Was?

"Mh? Warst du nicht... Oben in deinem Zimmer, duschen?" fragte ich nach, um zu verstehen, was zur Hölle hier gerade passiert war. Denn in diesem Moment ging mir einiges durch den Kopf. Dinge, an die ich nicht einmal denken wollte. Meine Gedanken spielten tatsächlich verrückt und eine leichte Panik breitete sich in meinem Körper aus, je länger ich mir die Worte des Blauhaarigen durch den Kopf gehen ließ, welcher selbst verwirrt die Stirn runzelte und seinen Rucksack zur Seite stellte. Nur, um ein wenig näher auf mich zuzukommen und erkannte, dass irgendetwas nicht stimmte.

Das tat es auch nicht. Wenn ich Jungkooks Worte richtig deutete, war er noch nicht hier gewesen und ich alleine. Alleine mit Jeongguk.

"Nein, ich war noch bei Jimin, zocken, deswegen habe ich dir ja den Schlüssel gegeben. Nur du und Jeongguk wart hier. Wie... Wieso?" bestätigte er mir meinen Gedanken und ich konnte kaum beschreiben, was gerade in meinem Kopf passierte, als er es mir bestätigte. Einen Gedanken, der so abwegig war, sodass ich bis jetzt ehrlich versucht hatte, eine andere Erklärung zu finden. Aber die gab es nicht. Es gab nur eine. Eine so schlimme Erklärung, sodass mir nicht nur die Spucke, sondern auch der Atem weg blieb.

In meinem ganzen Körper breitete sich ein unangenehmes und bedrückendes Gefühl aus, welches mir schwer machte, überhaupt noch etwas zu sagen.

Gott ich... Hätte fast mit ihm geschlafen. Und ich hatte schon viel mehr getan, als ich hätte tun sollen, dabei wollte ich das ganze niemals. Ich wusste, dass ich Jungkook liebte und auch wenn meine Sucht mir bis jetzt in meinem Leben nur im Weg gestanden und alle von mir getrieben hatte, liebte ich ihn so sehr, sodass ich niemand anderen mehr als ihn brauchte und wollte. Und jetzt zu wissen... Dass ich ihn betrogen hatte, wissentlich oder nicht, spielte da gerade auch keine Rolle, denn es brachte mich innerlich förmlich um.

Es war ein schreckliches Gefühl und ich wollte es nicht einmal bestätigen und dem Jüngeren gestehen, indem ich es aussprach. Gerade... Schaffte ich es ja nicht mal, ihn anzusehen sonder sah leicht geschockt zur Seite und versuchte mich irgendwie zusammen zu reißen. Obwohl es sich in mir so anfühlte, als würde meine ganze Welt zusammen brechen.

Weil er meine Welt war. Der Junge vor mir, den ich soeben betrogen hatte.

Dabei spielte es auch keine Rolle, dass wir streng genommen noch in keiner Beziehung gewesen waren. Ich war kurz davor gewesen, ihn zu fragen, es offiziell zu machen, doch damals würde es vielleicht niemals kommen. Gott ich... Was hatte ich getan?

"I-ich... Jungkook ich... Dachte du bist hier und... Ich habe... Ich habe deinen Bruder angefasst." kam es dann auch schon aus mir, da es sich anfühlte, als hätte ich eine tickende Zeitbombe in mir. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie beschissen ich mich fühlte. Ich liebte diesen Jungen, so so sehr und hatte gehofft, eine Zukunft mit ihm haben zu können, sobald Jeongguk seine Zeit hatte, um es zu verarbeiten.

Und stattdessen tat dieser... Eigentlich so sanfte und liebevolle Junge so etwas. Es machte kaum Sinn, eigentlich klang es eher wie erfunden, denn auch wenn es ihn sicherlich verletzt hatte, uns beide zu erwischen und zu wissen, dass sein Bruder mit seinem Crush geschlafen hatte, würde er... Niemals so etwas tun. Jeongguk konnte seinem Bruder so etwas nicht antun und auch nicht mir. Das machte einfach keinen Sinn und doch... War es tatsächlich genau so passiert.

Jeongguk hatte sich als seinen Zwilling ausgegeben um so fast mit mir vögeln zu können. Um seinen Bruder zu verletzen, wie er ihn verletzt hat

"Was?" hörte ich es nur, eigentlich schon atemlos aus Jungkook. Man konnte kaum hören, was er sagte, eigentlich bewegten sich bloß seine Lippen und er keuchte hilflos. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie er sich gerade fühlen musste. Auch mein Kopf drehte sich und alles fühlte sich so surreal an. Als wäre es einfach nur ein schlechter Traum, ein Albtraum, aus dem man wieder aufwachen würde, aber leider war es nicht so. Das hier war die Realität.

Und ich hatte tatsächlich die Liebe meines Lebens mit seinem eigenen Zwilling betrogen.

"Er... Du meintest, du warst nicht hier, also habe ich nicht dich berührt, sondern deinen Bruder. Es kam nicht... Zum Sex, aber es war genug, ich... Er hat nichts gesagt, ich wusste nicht-" "Und du hast es nicht gemerkt? Du... hast nicht gemerkt, dass es nicht ich war, sondern Jeongguk? Dein Ernst, Tae?" unterbrach Er mich nur wütend, und auch wenn ich seine Wut verstehen konnte, war es eher die Enttäuschung, die ihn gerade so wütend machte. Den Fakt, dass sein Zwilling, sein eigener Zwilling fähig war, so etwas zu tun. Vielleicht hatte er sich darin verloren und es zu sehr genossen, um es abzubrechen und dann als seinen Bruder ausgegeben, um es noch ein wenig länger genießen zu können.

Vielleicht war es ja nicht unbedingt gewesen, um seinen Bruder zu verletzen, doch das hatte er. Und auch ich... War verletzt. Gott und wie sehr, denn ich hasste mich selbst für das, was ich getan hatte. Aber vorallem dafür, dass es mir nicht einmal aufgefallen war, dass ich nicht Jungkook berührte, sondern seinen Zwilling.

"Ich... Dein Bruder kennt dich dein ganzes Leben, ich verstehe nicht... Wieso er mir, aber vorallem dir... So etwas antun würde, aber er war sehr gut darin, sich als dich auszugeben. Wie sollte ich so wissen... Wer wer ist, Jungkook? Er ist dein Zwilling. Womöglich... Habt ihr euch schon als Kinder als den jeweils anderen ausgegeben." seufzte ich und fühlte mich gerade selbst unglaublich hilflos. Es war ein beschissenes Gefühl, etwas, dass ich niemandem so wünschte, denn alles brach gerade auf uns beide ein.

Obwohl wir so glücklich gewesen waren. Für einen Moment zumindest.

"Es tut mir leid, Gott Jungkook ich wollte nie wieder mit jemand anderem vögeln oder jemand anderem außer dir so nahe kommen, bitte-" "O-oh mein Gott. Was... Habe ich gemacht" hörte man es dann auch schon von Jeongguk, welcher mit der Hand vor seinem Mund geschockt auf der Treppe stand und uns beide entschuldigend musterte. Doch ich konnte darauf nicht sonderlich lange achten, denn ich erkannte, wie miserabel es dem Jungen vor mir ging. Die letzten Tage waren anstrengend, stressig und nerven aufreibend gewesen und hatten ihn an seine Grenzen gebracht, weswegen er so aussah, als würde er gleich zusammen brechen.

Also drehte ich mich nicht einmal zu seinem Zwilling um, sondern rannte dem Blauhaarigen hinterher, welcher versuchte, dem ganzen zu entkommen. Versuchen, vor der Realität weg zu rennen, um diesen Schmerz nicht aushalten zu müssen, welcher gerade viel zu viel für ihn war.

Und mal wieder war ich Schuld daran. Ich hatte auch den zweiten Zwilling zerstört und vorallem aber ihre Beziehung zueinander.

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Yep, viele von euch lagen richtig... Tae touched the wrong Twin

Twins // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt