Kapitel Hundertvierundzwanzig

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Taehyung

Ich konnte nicht bestreiten, dass ich ein wenig besorgt war. Zwar hatte ich es heute fast selbst nicht in die Schule geschafft, da ich tatsächlich immernoch müde war, denn meine Nacht war, nach all den Ereignissen gestern, dementsprechend beschissen gewesen. Und doch hatte ich keine Nachricht von Jungkook oder etwas in der Art, um mir keine Sorgen um ihn machen zu müssen. Auch Jimin schien nicht sonderlich viel zu wissen, da der Blauhaarige auch ihm nicht viel gesagt hatte. Weswegen ich eigentlich den ganzen Morgen nicht wirklich schaffte aufzupassen und somit auch nicht sonderlich viel mitnehmen konnte, von diesem Schultag.

Alles woran ich denken konnte war der Jüngere und wie es ihm gerade wohl ging. Vielleicht hielt er sich auch absichtlich von mir fern und schrieb mir nicht, um sich selbst nicht noch mehr zu verletzen. Gerade war er sicherlich genug enttäuscht und verletzt.

"Taehyung! Ich... Können wir... Reden? Ich muss mich... Bei dir entschuldigen für das, was ich getan habe. Es war nicht richtig... Ganz im Gegenteil. Aber ich will nicht... Hier darüber reden" wurde ich auf einmal von dem anderen Zwilling aus meinen Gedanken gerissen und sah vom Boden auf, um den Jungen vor mir zu mustern. Seine Augen waren geschwollen und leicht rot, wahrscheinlich weil er gestern auch nichts anderes getan hatte, als zu weinen. Ähnlich wie sein Bruder, den ich gestern noch beim Einschlafen zusehen konnte, bis ich mich irgendwann doch dazu entschlossen hatte, zu gehen und ihm seine Zeit zu geben.

Jedoch änderte diese Entscheidung nichts an dem Fakt, dass ich mir unglaubliche Sorgen um ihn machte.

"Natürlich... Können wir das. Es regnet, sollen wir zu meinem Auto?" fragte ich den Jüngeren vor mir, welcher sehr unsicher nickte und seinen Blick sofort beschämt senkte, als Jimin an uns vorbei, aus dem Gebäude lief, direkt zu seinem eigenen Auto. Wahrscheinlich wusste auch dieser schon davon, nur nicht den Grund, wieso Jungkook heute fehlte. Vielleicht könnte mir ja Jeongguk mehr sagen, dem ich gerade zu meinem Auto folgte, um reden zu können. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, was genau ich überhaupt sagen sollte.

Ich war der Grund, wieso all das hier passieren musste und somit konnte ich auch Jeongguk ein Stück weit verstehen, egal wie dreckig ich mich fühlte, da ich seinen Bruder betrogen hatte, dabei liebte ich ihn so unglaublich sehr. Es war keine Entschuldigung für Jeongguks Verhalten, aber er war verletzt gewesen. Und nach all diesen schweren Tagen die Nähe einer Person zu spüren, die er gerne hatte und dessen Nähe er wohl auch ein wenig vermisste, musste überwältigend sein. Ein wenig konnte ich es ihm ja definitiv nachempfinden. Jedoch entschuldigte es seine Tat nicht.

"Es... Tut mir ehrlich leid, was gestern passiert ist. Ich weiß selbst nicht... Was in mich gefahren ist. Gott Tae eigentlich habe ich... Dich ja fast vergewaltig, wenn man es so will, nur weil ich mich... In dem Moment so wohl und gut gefühlt hatte. Und ich wollte vorallem... Nie Jungkook so verletzen. Es ist okay für mich... Dass ihr euch liebt, wirklich. Aber ich war die letzten Tage so verletzt und durcheinander ich... Es tut mir so verdammt leid" schluchzte er dann auch schon, als wir uns langsam in mein Auto setzen und dabei zum Glück auch dem Regen entkommen waren.

Als wüsste die Natur, was gerade in meinem Leben passierte, schickte sie auch noch das passende Wetter, um das ganze um einiges zu verschlimmern und schon wie eine Art Film wirken zu lassen, in dem all die Protagonisten gerade verletzt und traurig waren, weswegen das Wetter gerade mitspielte. Und es eigentlich nur einmal am Tag regnete, nämlich die ganze Zeit lang, ohne Unterbrechung. Ohne eine Pause, ohne um auch nur kurz Luftzuholen und seine Gedanken sortieren zu können. Es beschrieb mein Leben gerade ziemlich gut.

"Es... Ist in Ordnung, Jeongguk. Wir können auch nicht mehr rückgängig machen, was passiert ist und es... Zeigt mir, dass du meinst, was du sagst. Ich... Es tut mir leid, ich bin einfach unglaublich durcheinander und nicht sonderlich bei der Sache. Aber ich verzeihe dir, kleiner. Und das meine ich auch so. Was du getan hast war nicht richtig, vorallem deinem Bruder gegenüber, aber ich habe das hier auf gewisse Weise ja auch verdient. Es war meine Schuld, dass du dich so beschissen Gefühlt hast also bekomme ich gerade wohl mein Karma dafür" seufzte ich und lachte kurz, dabei war es eher ein verzweifeltes, sehr hilfloses Lachen, da ich meine Gedanken nicht sortieren konnte. Aber es ja auch stimmte, was ich sagte.

Eigentlich hatte ich nichts anderes als das hier verdient. Und am Ende auch keinen von ihnen an meiner Seite zu haben mein Schicksal, wie es schien, aufgrund all der falschen Entscheidungen, welche ich getroffen hatte, ihnen gegenüber. Ich hätte Jungkook gegenüber ehrlich sein sollen, doch ich war zu ängstlich, meine Gefühle zuzulassen und hatte das getan, was ich am besten konnte. Meine Gefühle zu verdrängen und mit ihm zu vögeln, anstatt ihn an mich heran zu lassen.

Und auch mit Jeongguk wäre alles anders gelaufen, hätte ich es früh genug beendet. Zu dem Zeitpunkt wo ich wusste, dass ich eigentlich nur seinen Bruder wollte und bloß seine Nähe genoss, was egoistisch war. Verdammt egoistisch.

Gott war ich ein verdammtes Arschloch. Natürlich verdiente ich nichts anderes als das hier.

"Taehyung... Du verdienst es genau so glücklich zu sein, wie Jungkook und ich... Stand euch die ganze Zeit nur im Weg. Ich habe euch noch viel mehr verletzt, als ihr mich. Weil ich nie wirklich wütend war, es war nur... Überraschend, euch beide auf einmal so zu sehen und ich ein idiotischer sturkopf. Ich wusste... Dass ich nie dein einziger war und keine Chance bei dir hatte. Und trotzdem... War auch ich nicht ehrlich und habe am Ende... So etwas getan" schluchzte er und wischte sich dabei mit dem Ende seines Pullis die Tränen aus dem Auge, was ich mit leicht gebrochenem Herzen mit ansah. Denn auch der Schwarzhaarige war mir wichtig und lag mir am Herzen, weswegen ich ihn nicht so verletzt sehen wollte.

"Du solltest dringend mit deinem Bruder reden, Jeongguk... Mir geht es gut damit, versprochen. Es war auch keine Vergewaltigung, mach dir darüber keine Sorgen. Nur musst du es deinem Bruder erklären. Und ich bin mir sicher... Dass ihr das durchstehen werdet, wenn du ihm die Wahrheit sagst" erklärte ich und der jüngere nickte nur. Er wusste natürlich genau, dass er mit seinem Bruder reden musste, nur war das ganze einfacher gesagt, als getan. Jeongguk hatte ihn auf eine ziemlich krasse Art und Weise verletzt, die ihn noch viel mehr mitgenommen hatte, als er wohl selbst dachte.

Aber durch die letzten Tage und unsere Abschlussprüfungen noch dazu, war Jungkook am Rand seiner Kräfte und verdrängte die meisten seiner Gefühle selbst, bis sie alle auf einmal auf ihn herab geprasselt waren und er das Gefühl bekam, dass der Boden unter seinen Füßen mit einem Mal weg gerissen wurde. Ich konnte mir immernoch nicht vorstellen, wie beschissen es ihm gehen musste.

"Apropos Jungkook... Er will mich in seinem Zustand momentan sicherlich am wenigsten sehen, deswegen... Kannst du heute zu ihm gehen und nach ihm sehen? Er ist unglaublich krank und... Unsere Eltern noch nicht da. Es war schon schwer genug... Ihn alleine zu Hause zu lassen. Also passt du... Auf ihn auf?"

"Oh Jeongguk... Natürlich tue ich das, keine Angst. Und jetzt komm her, ich verspreche dir... Alles wird gut, wenn du, sobald die Gelegenheit da ist, mit ihm redest und es ihm erklärst, genau so, wie du es mir erklärt hast"

~

Ich habe gestern tatsächlich das Buch in meinen Entwürfen beendet. Damn.

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Twins // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt