Kapitel Hundertsiebenundzwanzig

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Jungkook

Taehyung war tatsächlich weg. Ich konnte es definitiv nachvollziehen, wahrscheinlich war auch diese Nacht hier nicht die angenehmste für ihn gewesen, da er immer wieder aufgestanden war, um mir einen kalten Lappen zu holen, oder mich einfach in seinen Armen zu halten, sobald mein Körper mal wieder anfing, wie wild zu zittern. Aber um ehrlich zu sein fühlte ich mich schon um einiges besser als gestern. Wahrscheinlich brauchte ich nur eine warme Dusche, um wieder etwas wacher zu werden und heute Abend, bei meiner Abschlussfeier nicht auszusehen wie eine Leiche.

Und trotzdem hatte ich irgendwie gehofft... Auch wieder in seinen Armen aufzuwachen. Ich wusste nicht einmal, wann genau er gegangen war. Wahrscheinlich hatte ich es tatsächlich irgendwann geschafft, tatsächlich einzuschlafen und der Ältere war nach Hause gefahren, um selbst noch etwas Schlaf zu bekommen. Womöglich aber auch, da Jeongguk heute morgen von einer Nacht bei seinen Freunden zurück gekommen war und Tae nicht weiter zwischen uns stehen wollte. Was er garnicht tat.

Ja, auch er hatte Fehler gemacht und es war nicht sonderlich cool gewesen, dass er mit mir gevögelt hatte, während er irgendwas mit meinem Bruder anfing, was sie beide wohl nicht genau in Worte fassen konnten. Denn auch Jeongguk wusste, dass Tae ihn nicht lieben würde. Und natürlich musste es scheisse sein, dann zu sehen, wie sein Crush den eigenen Bruder küsste, mit dem er schon seit einer Weile eine Art Friends With Benefits Beziehung führte, doch ich hatte niemals auch nur damit gerechnet, dass er deswegen so etwas tat. Mich auf solch eine Art verletzen konnte.

Aber es war nicht Taes Schuld, dass Jeongguk mich so hintergehen konnte. Das war ganz alleine meine Schuld gewesen. Nur verstand ich natürlich, wieso er sich selbst die Schuld gab. Zudem konnte ich mir nur ausmalen wie beschissen er sich fühlen musste, da er sich sicher sagte, es hätte merken zu müssen. Was er garnicht könnte. Nicht in diesem Moment, dennoch war diese ganze Situation einfach scheisse.

Und man erkannte es immernoch an meinem Zustand, wie schlecht es mir eigentlich ging. Obwohl ich ehrlich versuchte, mich ein wenig zusammen zu reißen, immerhin fühlte ich mich nach dieser Nacht schon wieder um einiges gesünder und fitter. All das nur... Wegen dem Älteren, der mich einen ganzen Tag und auch noch die ganze Nacht gesund gepflegt hatte, was ich eigentlich garnicht verdiente. Nicht nach dem was mein eigener Bruder auch ihm angetan hatte, weil er sauer war. Sauer und enttäuscht, wegen dem, was ich für Entscheidungen getroffen hatte.

"Ich... Können wir reden, ich... Es tut mir ehrlich leid, ich... Kann ich es dir... Irgendwie erklären?"  hörte ich es aber auf einmal und drehte mich sofort und mit großen Augen zu meiner Tür um, in dem sich mein Zwilling befand. Er selbst sah nicht sonderlich gut aus, als hätte er eine ganze Nacht nichts anderes getan, als zu weinen. Und egal... Wie verletzt und wütend ich war, hasste ich es dennoch, meinen Bruder so zu sehen. Es war genau so ein Stich ins Herz wie gestern, als ich eindeutig sehen konnte, wie es Taehyung ging. Und er verheimlichte es mir, zumindest versuchte er das, um für mich da zu sein.

Ich hoffte ehrlich... Dass auch ich ihm gestern zumindest ein wenig helfen konnte. Denn alleine der Fakt, wie eng wir aneinander gelegen waren, eine ganze Nacht, schien förmlich Therapie zu sein, für uns beide. Und genau das, was wir beide und unsere Körper gebraucht hatten. Einfach nur die Nähe des anderen.

Doch gerade war das alles ziemlich schnell vergessen, als ich in die kleinen und roten Augen meines Bruders sah, was wohl an der Menge der Tränen lag, die er gestern Nacht noch vergossen hatte. Aufgrund von all den Dingen... Die in den letzten Tagen und Stunden passiert waren.

"Wieso, Jeongguk? Wieso hast du... Mir das angetan? Ich kann verstehen, dass du sauer und verletzt warst, weil ich nicht mit dir geredet habe aber du wusstest... Dass Taehyung nicht nur dich hatte. Du wusstest, dass da andere waren. Und ja, es ist beschissen, dass diese Person ich war und es dir nie sagen konnte aber... Wieso?" wimmerte ich am Ende fast schon, denn ich verstand es ehrlich nicht. Ich wusste, wie sehr ich ihn verletzt hatte, aber dass er das hier tun würde... Taehyung zu hintergehen und mich damit auf diese Weise zu verletzen war etwas, dass ich mir niemals auch nur hätte ausmalen können. Ich kannte ihn so garnicht, er war mein eigener Zwilling und wir waren uns eigentlich so verdammt nahe und trotzdem... Verletzte er mich. So... So sehr.

Ihm war die ganze Zeit bewusst gewesen, was er da tat. Wen er sich berühren ließ in dem Wissen, dass Tae glaubte, mich zu berühren. Auch wenn es einfach war, sich in Taehyungs Nähe und seinen Berührungen zu verlieren, wusste er es genau. Jede Sekunde lang, die er den Älteren und mich hintergangen. Aber am meisten hatte er eigentlich Taehyung verletzt.

"Du wusstest genau... Wie sehr ich ihn liebe. Und trotzdem bringst du ihn dazu... Fast mit dir zu schlafen, ohne, dass er das wollte. Er wollte... Treu sein. Er wollte mir... Treu sein. Es tut mir leid, dass er es bei dir nicht konnte und mit mir gevögelt hat aber wieso... Ich verstehe nicht... Wieso" redete ich weiter doch unterbrach mich am Ende schon selbst, da mir die Kraft fehlte, um weiter zu reden. Meine Stimme gab einfach auf, da es unglaublich weh tat, ihn dabei auch noch anzusehen.

Ich liebte meinen Bruder, Gott und wie sehr ich das tat. Wir hatten immer so eine Enge Bindung und ja, ich fühlte mich beschissen wegen dem, was auch er wegen meiner Liebe zu Taehyung durchmachen musste, doch dass er das tun würde... Hätte ich niemals gedacht. Dass es ihm so einfach fiel.

"I-ich... Es tut mir s-so leid ich... Weiß nicht einmal... Wieso ich... Gott ich wollte dich niemals so verletzen, ich-" "Jeongguk... Bitte sieh mich nicht so an. Ich liebe dich so verdammt sehr und bin auf der anderen Seite... So verletzt" seufzte ich und drehte mich ein wenig von meinem Bruder, um auf mein Bett zuzugehen und mich auf dieses zu setzen. In diesem Moment schaffte ich es einfach nicht, ihn anzusehen. Ich war so verletzt... So durcheinander und meine Sinne immernoch etwas vernebelt, da ich weiterhin nicht ganz gesund war.

Und doch wollte ich eigentlich nur meinen kleinen Zwilling in die Arme nehmen, auch wenn er nur ein paar Sekunden jünger war als ich. Trotzdem war er mein kleiner Bruder und ich fühlte mich so beschissen ihm gegenüber. Dabei war er derjenige... Der einen unglaublich großen Fehler gemacht hatte, den ich nicht wusste, wie ich ihn verzeihen sollte.

"Ich habe nie geplant das zu tun, ehrlich. J-ja, ich war verletzt a-aber ich würde dich doch niemals absichtlich so verletzen. Meine G-Gefühle für Tae waren stärker... Als ich dachte in dem Moment und ich h-habe mich einfach von ihnen.. Mitreißen lassen, sodass ich so etwas... Ekelhaftes getan habe. Ich habe euch beide... So sehr verletzt, Taehyung genau so sehr wie dich und es tut mir unglaublich leid" schluchzte er und kam langsam auf mich zu, setzte sich vollkommen fertig neben mich und versteckte sein verheultes Gesicht in seinen Händen.

Ich wusste, dass ich noch Zeit brauchte. Eine Menge sogar, denn das, was Jeongguk getan hatte, konnte ich nicht einfach so vergessen. Aber er war mein Bruder... Und ich liebte ihn auf eine unbeschreibliche Weise und das letzte was ich wollte war für immer wütend zu sein. Irgendwann... Würde ich ihm sicherlich vergeben können, auch wenn es dauern und Zeit brauchen würde. Dieser Junge... War meine ganze Welt, egal was er getan hatte. Wir hatten schon ganz andere Dinge überstanden.

Auch das hier... Würden wir überstehen. Egal wie lange es dauerte, um darüber hinweg zu kommen. Jeongguk war mir so wichtig...

"Jungkook es tut mir wirklich so leid, alles was ich die letzten Tage wollte, war in deine Arme zu rennen und dann... Tue ich so etwas" weinte er weiter, doch ich konnte das ganze nicht mehr mit ansehen und zog den völlig fertigen Jungen in meine Arme, der sich definitiv erst einmal beruhigen müsste. Er hatte mir gesagt wieso und ich wusste, dass er sich schlecht fühlte
Es entschuldigte das ganze nicht, aber es machte es verständlicher für mich.

"Ist... Ist schon okay. Wir stehen das irgendwie durch... Kleiner. Haben wir bis jetzt immer. Aber ich brauche... Definitiv Zeit"

~

Time is so weird. Es fühlt sich irgendwie so an, als hätte ich Twins erst vor kurzem angefangen and now we are here

Twins // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt