Kapitel Hundertfünf

1K 105 54
                                    

Jungkook

Den ganzen Tag lang war ich Taehyung aus dem Weg gegangen. Und verdammt hatte sich dieser Schultag deswegen unmenschlich lange angefühlt, da Tae immer wieder versuchte, auf mich zuzugehen, zu reden, oder mir einfach nur nahe zu sein. Während ich mir eine Ausrede nach der anderen raus suchte, um bloß nicht die Wahrheit erzählen zu müssen. Was ihn auf der anderen Seite aber nur provozierte und ziemlich wütend zu machen schien. Nur sagte er selbst auch nichts, gab mir meinen Abstand und war dabei auch noch verdammt respektvoll, obwohl er innerlich sicherlich kochen musste.

Nach so einem Morgen, so intensiv und unglaublich, wo wir uns so nahe gewesen waren, tat ich so eine scheisse. Ich wäre sicherlich schon ausgerastet, aber er behielt seine Wut in sich und ließ sie nicht an mir aus, obwohl ich das verdiente. Nachdem ich ihn, ohne eine Erklärung anfing zu ignorieren. Wie der größte Vollidiot, der ich nunmal auch war.

Tja, nur schien der ältere entgültig genug mit mir und meinem bescheuerten Verhalten zu haben, welches ich selbst kaum erkennen konnte. Es brachte mir genau so wenig, vor Taehyung und meinen Gefühlen für ihn weg zu rennen, wie sie zu leugen. Am Ende würde es immer auf das gleiche hinaus laufen. Ich konnte nicht mehr ohne Tae und ich wollte an seiner Seite sein und wissen, was er für mich empfand und ob wir überhaupt eine Chance hatten. Egal wie sehr ich Jeongguk liebte und wie wenig ich ihn verletzen wollte, ich liebte ihn. Ich liebte Taehyung wie ich noch nie jemanden geliebt hatte und ich war nicht bereit das ganze aufzugeben.

Obwohl ich noch nicht einmal genau wusste, was der Rothaarige für mich empfand. Nur würde ich es bald heraus finden, so wie es schien.

"Jungkook warte! Wieso... Rennst du mir die ganze Zeit davon?" hörte ich es von Taehyung, auch wenn er ziemlich laut schreien musste, da es draußen in strömen regnete. Ich war gerade eigentlich auf dem Weg zu meinem Auto, wo Jeongguk sicherlich schon auf mich wartete, da ich meinen Führerschein erst in einer Woche wieder zurück bekam und mich somit mein Zwilling fahren musste. Der erste Grund, wieso ich einfach weiter lief und mich nicht zu Tae umdrehte. Zweiter war, dass ich gerade einfach zu sauer war, um zu reden. Auf mich selbst, diese Situation, dieses Scheisswetter, alles in Kombination machte mich wütend. Und ich wollte nicht noch meine Gefühle gestehen, nur weil Taehyung mich durcheinander brachte und in den Wahnsinn trieb.

Auf mehrere Arten und Weisen.

Doch gerade, als ich den Schulhof überqueren wollte, zu meinen Auto in dem mein Bruder auf mich wartete, um vorallem dem Regen und Taehyung zu entkommen, wurde ich von genau diesem an meinem Handgelenk gepackt und zu sich gedreht. Ich konnte es nicht einmal mehr verhindern, da kam ich zum Stehen und konnte tief in die leicht dunklen und genervten Augen meines Gegenübers sehen, dessen Griff an meinem Handgelenk, der mich daran aufhielt, weiter zu laufen, ein wenig durcheinander brachte.

Genau so aber auch sein Anblick. Er sah fast schon unglaublich schön aus, mit seinen klatsch nassen Haaren, die ihm teilweise ins Gesicht hingen, als kleine Strähnen, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Definitiv aber auch sein dunkler, strenger Blick, der mich fast schon klein und unterwürfig fühlen ließ. Diese dominante Art von ihm trieb mich immer und immer wieder in die Knie, selbst gerade, als ich eigentlich dabei war, wütend durch den Regen zu rennen, um nach Hause, ins trockene zu kommen. Gerade war mir dieser Gedanke ziemlich scheiss egal.

"Wieso gehst du mir aus dem Weg? Hör endlich auf, dich ständig von mir weg zu drehen und sieh mich verdammt nochmal an" brummte er und versuchte mich an meiner Hand noch ein wenig näher an seinen Körper zu ziehen, doch ich tat das Gegenteil. Sein warmer Körper so nahe an meinem, während wir im warmen Spätsommerregen standen, brachte mich durcheinander. Als würde Taehyung mich nicht schon genug verwirren.

Twins // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt