Kapitel Hundertzehn

965 99 18
                                    

Taehyung

Ich wachte tatsächlich alleine auf. Jungkook hatte die Nacht hier verbracht, in meinen Armen geschlafen und bis zum Morgen auch in diesen gelegen, aber nachdem ich irgendwann wieder eingeschlafen war, schien er gegangen zu sein. Was ich ihm nicht verübeln konnte, ganz im Gegenteil, gerade musste er einfach nur durcheinander sein und seine Aufmerksamkeit vorallem seinem Bruder gelten, was auch gut so war.

Dennoch war es ein komisches Gefühl, ohne ihn aufzuwachen, wobei wir gestern noch zusammen eingeschlafen waren. Ich hatte ihn die ganze Nacht in meinen Armen gehalten und fast nackten Körper gezogen, sein leises schluchzen gehört und versucht, ihn zu beruhigen, bis er wieder einschlafen konnte. Weswegen meine Nacht nicht sonderlich erholsam gewesen war, aber das wäre sie nach all den, was gestern passieren musste, sowieso gewesen. Denn auch ich konnte an kaum etwas anderes denken als das, was jetzt vielleicht alles passieren würde. Und ob ich überhaupt noch eine Chance hatte, Jungkook an meiner Seite zu haben.

Es war eine Angst, die ich hasste. Dabei war es meine eigene Schuld, immerhin war ich derjenige, der sie beide an meiner Seite gehalten hatte, obwohl mir eigentlich von Anfang an bewusst gewesen war, dass mich einer von ihnen mehr anzog. Ich liebte Jungkook und das tat ich schon eine ganze Weile. Am Anfang hatte er mich bloß genervt und mit seiner schnippischen Art und diesem besserwisserischen in den Wahnsinn getrieben, bis er das auf eine ganz andere Art und Weise geschafft hatte.

Mir war definitiv auch Jeongguk wichtig und das damals mit ihm nicht, weil ich bloß mit ihm spielen wollte. Ich genoss es, das tat ich damals tatsächlich. Bis sein Zwilling es schaffte, mich um den Finger zu wickeln.

Irgendwann jedoch versuchte ich, all diese Gedanken erst einmal abzuschütteln. So wie ich Seokjin kannte würde er sowieso gleich in meinem Apartment stehen, da er, ähnlich wie Jungkook das Passwort kannte und direkt zu meinem Apartment fahren konnte. Nutzte Das natürlich nur aus, um mit Namjoon hier zu vögeln, wovon ich aber definitiv auch wusste. Denn da wir heute eine kleine Party hier hielten, mit meinen, sowie Jungkooks Freunden, da diese sich alle untereinander kannten, käme der älteste sicherlich mal wieder viel zu früh.

Was er dann auch war. Ich konnte mir gerade mal ein Shirt über den Kopf und meine Jogginghose meine Beine hoch ziehen, in meine Küche laufen und anfangen, mir einen Kaffee zu machen, bis ich den Klang des Aufzuges hörte, welcher in meinem Apartment zum Halt kam und sich auch schon die Türen öffnete. Und da meine Küche offen war und man von hier in den kleinen Flur zum Aufzug sehen konnte, erkannte ich auch schon Seokjin, welcher mich ein wenig verwirrt ansah. Denn ich sah sicherlich unglaublich müde und fertig aus, denn das war ich auch. Und mein enger Freund kannte mich gut. Verdammt gut. Ohne ihn und seine Eltern würde ich wahrscheinlich auch auf der Straße leben, oder schon längst nicht mehr auf dieser Welt sein.

Seokjin war immer hier gewesen, wenn ich ihm am meisten brauchte selbst, wenn es mir nicht einmal selbst bewusst gewesen war. Und er kannte mich besser, als jeder andere. Nunja... Wahrscheinlich machte ihm der Blauhaarige Schlumpf jetzt Konkurrenz, nachdem ich ihn so nahe wie kaum jemand anderen an mich heran gelassen hatte und es ihm gelungen war, dass ich mich ihm öffnete.

"Hast du... Die ganze Nacht durch gemacht oder wieso siehst du so fertig aus?" fragte mich mein bester Freund, doch ich seufzte nur, widmete mich meinem Kaffee und der Schüssel Jogurt, der neben mir stand, da ich dringend etwas zum Essen brauchte. Ich hatte gestern kaum was in meinen Körper bekommen, da mir schlecht wurde, auch nur daran zu denken. Weswegen es ein paar zu viele Stunden her war, dass ich etwas gegessen hatte und nach dieser Nacht brauchte ich sowieso irgendetwas in meinem Magen, um diesen Tag überhaupt überstehen zu können.

Aber ich würde es für Jungkook auch immer wieder tun. Selbst wenn er heute Abend wieder in meinen Armen einschlief und ich ihn immer wieder beruhigen musste, aufgrund seiner Träume und seiner Hilflosigkeit, würde ich das. Ich war immerhin auch Schuld an der Situation. Hätte ich damals anders gehandelt und das mit Jeongguk beendet, dann wäre all das hier niemals passiert.

"Jungkook... War gestern den ganzen Abend hier. Jeongguk... Hat uns beide auf dem Pausenhof gesehen, als der Blauhaarige mir tatsächlich seine Liebe gestanden hat. Wahrscheinlich stand er schon zu dem Zeitpunkt da. Als wir uns dann ziemlich... Intensiv geküsst hatten, war es dann auch schon... Zu spät" seufzte ich und drückte auf den Knopf meiner Kaffeemaschine, sodass diese diesen auch schon ausspuckte und er in meine Tasse floss. Gerade das brauchte ich, um wirklich wach zu werden, obwohl ich nicht gerade der größte Fan von Kaffee war. Weswegen mein bester Freund auch zuvor sehr verwirrt angesehen hatte.

Jetzt aber weitete er seine Augen ein wenig geschockt und konnte kaum glauben, was ich gerade meinte. Ich ließ viele Details aus, zudem wusste Seokjin noch nicht sonderlich viel von meinen Gefühlen für den Blauhaarigen. Jetzt aber bekam er die ganze Story auf einmal, was seine Reaktion definitiv erklärte.

"Du... Ich wusste ja, dass da mehr zwischen euch beiden war und ihr euch schon längst nicht mehr hasst, vorallem seitdem du das mit Jeongguk doch ziemlich schnell beendet hast. Aber... Es muss eine Menge zwischen euch passiert sein, dass gerade sein Zwilling es schafft... Deine Mauer zu zerreißen. Du liebst ihn... Wirklich?" fragte mich der Schwarzhaarige vor mir, doch ich nickte nur. Ich war noch etwas müde und durcheinander, da ich selbst kaum Zeit gehabt hatte, es überhaupt richtig zu verarbeiten.

"Mhm er... Hatte es definitiv ziemlich einfach mit mir. Tja und jetzt... Wo Jeongguk davon weiß und ich an dem ganzen scheiss Schuld bin... Kam Jungkook hier her und unsere Nacht war damit auch sehr kurz. Wieso... Siehst du mich so an?" meinte ich am Ende aber ein kleines bisschen durcheinander, als Seokjin immer nachdenklicher wurde. Er sah teilweise fast schon unglaublich besorgt aus, da er wusste wie beschissen ich mit solchen Dingen umgehen konnte.

Ja, ich wollte Jungkook nicht verlieren, ganz im Gegenteil. Ich liebte diesen Jungen, nachdem ich geglaubt hatte, niemals wieder jemanden an mich heran lassen zu können, geschweige denn so zu lieben, wie ich ihn liebte. Es war nicht richtig, vorallem verdiente ich es nicht, nach alle dem, was ich seinem Zwilling zumutete. Und jetzt auch Jungkook, immerhin war ich der Grund für ihre zerüttete Beziehung, die eigentlich so unglaublich stark war. Nur weil ich so ein verdammter Egoist sein musste.

"Tut mir leid, dass ich einen Moment brauche um zu verarbeiten, dass die zwei größten Feinde der Schule nicht nur miteinander gevögelt haben, sondern sich auch gegenseitig lieben. Und... Was machst du jetzt? Du lässt ihn sicher nicht einfach so davon rennen, oder?" kam es aus Jin, doch ich zuckte innerlich mit den Schultern und wusste nicht genau, was ich antworten sollte. Denn eigentlich hatte ich es nicht vor, ihn einfach so gehen zu lassen, doch es war auch falsch, ihn bei mir zu behalten, wohl wissend was dann mit seiner Beziehung zu seinem Zwilling passierte.

Gott ich wollte diesen Jungen so sehr... Aber ich konnte ihn auch nicht kaputt machen oder mich zwischen ihn und seinen Bruder stellen. Und das tat ich gerade.

"Taehyung... Rede mit Jungkook und vorallem Jeongguk. Lass ihnen... Noch etwas Zeit, aber nicht zu viel, damit du ihn nicht tatsächlich noch verlierst. Du wärst ein Idiot, würdest du das, was ihr habt wegwerfen. Und jetzt... Will ich jedes Detail wissen, von Anfang an. Hast du mich verstanden, ich weiß ja garnichts, mh?"

~

Einfach Kapitel 110. How crazy is that

Twins // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt