5. Überraschungen sind doch was Schönes ... oder?

36 4 0
                                    

Die zwei Ranghohen blieben stehen und drehten sich zu mir um. In Hanjis Augen glitzerte die Neugier und sie blickte uns gespannt entgegen, während Levi gelangweilt und auch etwas genervt danebenstand und wartete, dass er sich endlich aus dem Staub machen konnte. Nun war auch Ruby auf den Füßen und stand grinsend neben mir. Feierlich als würde ich auf einem Geburtstag eine emotionale Rede halten, verkündete ich: „Also für unsere allerliebste Titanenliebhaberin und die beste Freundin, die man sich wohl wünschen kann, haben wir ein ... Tamagotchiiii!" Ruby übergab der Brillenträgerin feierlich das eiförmige Gerät und erklärte: „Das ist jetzt dein persönlicher kleiner Freund, um den du dich kümmern kannst." Hanji betrachtete das Gerät von allen Seiten und meinte als sie die Lasche entfernt hatte: „Das ist ja so süüüüüß!" Wir wussten doch, dass es ihr gefallen würde. „Und für unseren Lieblingshauptgefreiten eine Mund-Nasen-Schutz-Maske, sowie eine stylische FFP2-Maske. Und obendrauf noch ein Desinfektionsmittel", verkündete nun Ruby. Ich überreichte dem wenig begeisterten schwarzhaarigen seine Präsente, die er mit einem weiteren „Tz" kommentierte und sich ohne Weiteres umdrehte und verschwand. Hanji sah kurz zwischen ihrem Kollegen und uns hin und her, ehe sie Levi nachlief und uns noch ein „Danke!" zurief. Wir hatten natürlich erwartet, dass Levi so reagierte. Aber den Masken-Gag wollten wir uns trotzdem erlauben.

„Und wo sind unsere Geschenke?", fragte Connie schließlich von seinem Platz aus. „Na eure Geschenke sind wir. Ist doch offensichtlich", antwortete Ruby, nachdem wir uns umgedreht hatten und sie angrinsten. Die Begeisterung schlug METERHOHE Wellen. So hoch, dass sie fast die Grille fortgespült hätte, die gerade die Lautstärke unter unseren Freunden diktierte. Allerdings setzte Ruby noch nach: „Oh wartet, für Jean haben wir ein Geschenk ... nämlich eine Freundin." Ruby holte ein Steckenpferd hervor, das einen Blumenkranz mit Brautschleier aufhatte. Mich wunderte ernstlich, dass es keiner eigenartig fand, dass wir mit dem Ding rumgelaufen sind.

Jean schien absolut beleidigt. Er schnappte sich sein Geschirr und stapfte mit wütender Miene davon, während wir anderen uns über den kleinen Spaß prächtig amüsierten. Mich darf hier jetzt keiner falsch verstehen. Wir konnten Jean gut leiden, aber er war eben so eine Person, zu der man einfach eine Hass-Liebe empfand. Einerseits mochten wir den Jungen, aber andererseits konnten wir es uns nicht verkneifen, ihn zu ärgern.

Als wir uns schließlich wieder einigermaßen beruhigt hatten, meinte ich: „Heute war ein aufregender Tag. Ich gehe ins Bett. Kommst du mit, Ruby?" Meine Freundin nickte und wir verabschiedeten uns von den Rekruten. Allerdings nahm uns Connie vorher noch das Steckenpferd ab und meinte, er würde es Jean ans Bett stellen.

Wie bei unserer Ankunft auch nahmen wir diesmal die Haupttreppe und nicht den Umweg über die Kerker. Antriebslos schlurften wir vom Treppenende im ersten Stock zur Treppe in den zweiten Stock als uns eine bekannte Stimme überrascht ansprach: „Ruby! Tonia! Ihr lebt ja noch!" Ich zog eine Augenbraue hoch und besah mir die Person zu der Stimme. Peter und Fred kamen mit großen Augen auf uns zu. Falls ihr euch nicht mehr an die zwei erinnern könnt: Peter und Fred waren die AoT-Versionen unserer Freunde Liam und Karsten aus unserer Welt ... und irgendwie musste ich bei den Namen immer an die Weasley-Zwillinge aus Harry Potter denken. Zugegebenermaßen sah man die zwei auch nur miteinander, aber ich schweife vom Thema ab.

Verwirrt fragte Ruby: „Warum sollten wir nicht mehr leben?" Der dunkelblonde Fred antwortete etwas unsicher: „Es hieß, ihr wärt vom Dach gefallen." Ich musste den Drang niederkämpfen mir die Hand auf die Stirn zu deppern. Natürlich! Irgendwie musste man unser Verschwinden ja erklären. Hätte ja niemand ahnen können, dass wir nach nicht einmal zwei Monaten wieder hier aufschlugen. Aber so logisch die Erklärung auch wäre ... ernsthaft? Vom Dach fallen?

Langsam in die Gänge kommend versuchte ich das Spiel mitzuspielen und eine Erklärung für unser plötzliches Auftauchen zu finden. „Äh, ja. Unsere Ausrüstung war defekt ... und aufgrund der schweren Verletzungen waren wir in Behandlung. Wahrscheinlich war das mit unserem Tod nur ein Missverständnis." Ich lächelte verlegen. „Der Kommandant meinte aber, ihr hättet Selbstmord begangen. Angeblich hat es keiner gesehen", erläuterte uns das braunhaarige Liam-Double. Erwin war sowas von TOT!!!! Mit einem erzwungen Lächeln erwiderte ich: „Ach wirklich? Nun, das war bestimmt nur unglücklich ausgedrückt. Aber um euch zu beruhigen: uns geht es bestens." Ich hatte schon meinen Weg nach oben fortgesetzt als man noch fragte: „Bist du sicher?!" Ruby, die neben mir herlief, schnaubte und murrte: „Whoever came up with that idea is a dead person."

Anstatt wie geplant in unser Zimmer zu gehen, führte uns unser Weg in den dritten Stock zu Erwins Büro. Hätten wir uns jetzt verlaufen, wäre dass meine persönliche Enttäuschung. Kaum vor der Tür angekommen, stieß ich sie, ohne anzuklopfen, auf und wir wurden erst einmal verwundert angesehen. Ein Abteilungsführer, den ich jetzt nicht mit Namen kannte, fragte aufgebracht: „Was fällt euch eige-... ?" Doch er wurde von Ruby unterbrochen, die fuchsteufelswild fragte: „Wer kam auf die bescheuerte Idee mit dem Selbstmord?!"

Einen Moment waren alle leicht irritiert, ehe jeder einheitlich auf den Hauptgefreiten zeigte, der sich kein Stückchen aus der Ruhe bringen ließ. Mit einer Teetasse in der Hand, zuckte er mit den Schultern und erklärte: „Euch hat ohnehin jeder für verrückt gehalten, weil ihr nach der Expedition nicht die Nerven verloren habt." Das sollte die Erklärung sein?! Entgeistert sahen Ruby und ich Levi an. „Hast du sie noch alle?!", fragte Ruby aufgebracht und ich setzte fort: „Wir sind zu verkorkst, um uns einen Zusammenbruch zu leisten. Sonst wären wir ja wirklich reif für die Klapse." Ruby nickte zustimmend und wir wurden einfach nur angeschaut.

Die Blicke sagten mir eindeutig, dass die Anwesenden hier im Raum erst den Sinn hinter der Aussage suchen mussten. Doch bevor sie zum Ende ihrer Überlegungen kommen konnten, meckerte Ruby: „Das nächste Mal sagst du uns gefälligst vorher, wenn wir angeblich Selbstmord begehen. Dann können wir dir wenigstens noch eine überbraten, bevor wir verschwinden." Ruby drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Ich blickte kurz überrascht auf die Stelle, an der meine Freundin eben noch gestanden hatte. Dass sie sich überhaupt getraut hatte, das zu sagen. Allerdings war der Tag lang und Ruby stink sauer, also konnte man es ruhig als Unzurechnungsfähigkeit ansehen. Schließlich stapfte ich ebenfalls aus dem Raum.

In unserem Zimmer gingen wir unserer üblichen Abendroutine nach, wenn auch mit einer leicht aggressiven Methode, und wünschten uns am Ende noch eine Gute Nacht, ehe wir in unseren Kissen versanken und ich für meinen Teil irgendetwas über Titanen mit defekten 3D-MGs träumte.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt