37. Wir haben einen Weinkeller?

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Während des Mittagessens beruhigte sich der Schwindel und die Übelkeit wieder und als ich beim Aufstehen von Sasha grinsend gefragt wurde: „Geht's wieder?", grinste ich genauso zurück: „Alles wieder paletti." Voller Euphorie auf einen weiteren Nachmittag voller Quälerei – zwar durchaus lehrreicher Quälerei, ABER Quälerei – packte Ruby meine Hand und zog mich mit einem „Wunderbar" vor allen anderen aus der Kantine hinaus. Mal ehrlich, Ruby, wo kommt so viel Motivation her?

Doch wir waren noch keine zwanzig Meter im Gang, da verlangsamte sie abrupt ihren Gang und ich knallte mit Wucht in ihren Rücken. Allerdings kam ich gar nicht dazu, mich aufzuregen, da ich genauso interessiert wie meine Freundin das Geschehen vor uns beobachtete. Einige Meter vor uns ging Levi und auf diesen schlenderte Hanji mit breiten Grinsen und beschwingten Schritt zu. „Leeeeviiiiiii", kam langzogen, während sich die Wissenschaftlerin neben ihren Kollegen hängte und ihm auf seinem Weg folgte. Ruby und ich schlichen den zweien auf leisen Sohlen nach, wobei ich mir ziemlich sicher war, dass wenigstens Levi wusste, dass wir hinter ihnen waren. Das wird mindestens noch eine Standpauke geben, darauf verwette ich meine Katzen. „Du weißt doch bestimmt, was heute ist, oder?", fragte Hanji soeben aufgedreht, wohingegen Levi absolut emotionslos einfach antwortete: „Nein." „Ach, komm schon, welchen Tag haben wir heute?", stocherte sie weiter nach und anhand ihrer Stimmlage vermutete ich, dass unsere Titanenliebhaberin gerade eine Schnute zog. „Dienstag", kam von dem Eisklotz neben ihr zurück. „Und welches Datum?", kam nun die Frage. „Keine Ahnung. Ist das wichtig?", gab Levi zurück und schaute weiterhin gerade aus. Unterschwellig merkte man ihm an, dass er genervt war.

Nun stellte sich Hanji vor ihren Kollegen und versperrte ihm so den Weg. Ich konnte direkt durch Levis Hinterkopf sehen, wie er eine Augenbraue hochzog und kurz davor war der Wissenschaftlerin etwas Beleidigendes an den Kopf zu werfen. „Och, komm schon, Levi." Mit in die Hüften gestemmten Händen stand sie vor dem Hauptgefreiten. „Heute ist der fünfte September. Heute ist mein Geburtstag", grinste Hanji den schwarzhaarigen an. Der fünfte September? Wow, in etwa zwei Monaten war Halloween. Das mussten wir hier unbedingt einführen. Ruby machte da bestimmt mit. Dann zeigte Hanji auf ihn: „Und dich lade ich zu meiner Geburtstagsparty ein ... und wehe du kommst nicht." Dann schwenkte ihre Hand zu uns und sie erklärte: „Und euch lade ich auch ein." Ruby und ich sahen uns überrascht an, ehe wir grinsten und Ruby antwortete: „Wir kommen auf jeden Fall." Levi gab dazu nur sein übliches „Tz" und setzte seinen Weg, ohne Hanji, fort, welche ihm allerdings noch nachrief: „Und du kommst auch! Wenn nicht: Ich weiß, wo du wohnst!" Das brachte uns gleich einmal zum Lachen.

„Also dann, ich muss wieder. Und nicht vergessen, nach dem Abendessen im Weinkeller!", meinte Hanji und rannte schon in Richtung Ausgang. Ich versuchte noch herauszubekommen: „Aber, Hanji, wo ist der Weinkeller überhaupt?!" Doch die Irre war schon längst außer Hörweite. Mensch. „Was wollt ihr denn im Weinkeller? Euch volllaufen lassen?", wurden wir gefragt und ich ordnete die Stimme einer gewissen Person, die man leicht mit einem Pferd verwechseln konnte, zu. Ruby und ich drehten uns zu unseren Teamkameraden um, die es wohl auch endlich geschafft hatten, uns hinterher zu kommen. „Hier gibt's also wirklich einen Weinkeller?", fragte ich überrascht. „Na klar. Was glaubst du denn, wo die ganzen guten Sachen gelagert werden?", kam von Jean zurück und ich zuckte die Schultern: „Ich dachte, die werden extra geliefert." Als hätte ich einen unglaublich lustigen Witz gerissen, begann die versammelte Mannschaft zu lachen. Selbst Mikasa konnte es nicht verhindern, dass sich ein Mundwinkel nach oben zog. Hä? Was's denn jetzt los? „What's so funny?", fragte Ruby, woraufhin natürlich nur Connie antworten konnte: „Ach, nur die Vorstellung, dass uns der Alkohol ausgeht." „Ihr seid echt versoffen", stellte ich nüchtern fest und es wurde erneut herzlich gelacht. Eren ging als Erster an uns vorbei und klopfte mir auf die Schulter. „Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht." „Du red' nicht! Das letzte Mal als ich gesehen habe, wie du was getrunken hast, warst du eine Alkoholleiche ... eigentlich die letzten zwei Mal sogar!", rief ich dem braunhaarigen nach, wurde aber vollkommen ignoriert. Ja, ja, verleugne es nur.

Der Rest lachte einfach weiter und ging ebenfalls an uns vorbei. Jetzt lassen uns die hier einfach so stehen. Elende Verräter. „Hey, wartet auf uns!", schrie Ruby und wir hetzten ihnen nach. Am Eingangstor holten wir sie schließlich ein und auf dem Weg zurück zum Trainingsplatz gesellte ich mich neben Armin, um meine Informationskartei zu erneuern. „Wo soll dieser ominöse Weinkeller denn überhaupt sein?", fragte ich den blonden und er erklärte mir: „Der ist eigentlich ganz einfach zu finden. Du gehst vom Eingang aus einfach in Richtung Kantine und ..." „Ruby! Tonia!", wurde Armins Erklärung von einem miesepetrigen Hauptgefreiten unterbrochen. Ich sah skeptisch zu unserem Vorgesetzten, ehe ich mich wieder Armin zuwandte und meinte: „Erklär es mir später." Dieser nickte und murmelte irgendwas, dass sich wie „Vielleicht auch besser so" anhörte. Während Armin zu dem Rest abzweigte, watschelte ich auf Levi zu und kam mit Ruby vor ihm zu stehen. „Hat man euch nicht beigebracht, dass man nicht lauscht?", wurden wir gefragt, konnten aber gar nicht antworten, da er uns gleich einmal ordentlich auf den Hinterkopf schlug. Uns die getroffene Stelle reibend, konterte Ruby: „Wir haben gar nicht gelauscht." „Genau, wir dürfen den Gang ja wohl genauso benutzen wie du und jeder andere Soldat", meckerte ich. „Außerdem was können wir dafür, wenn ihr gerade den Gang entlanggeht, den wir auch benutzen. Wir wollten euch halt nicht stören", fügte nun Ruby hinzu und ich nickte entschlossen als Bestätigung.

Levi zog skeptisch eine Augenbraue hoch, ehe er uns am Kragen packte und seiner üblichen Tonlage mit dem üblichen Gesichtsausdruck meinte: „Wenn ich euch zwei noch einmal beim Lauschen erwische, dann rennt ihr Runden, bis ihr Tod umfallt." Ich hätte ihm am liebsten noch einmal an den Kopf geworfen, dass wir nicht gelauscht hatten, aber bei dem Kerl war manchmal echt Hopfen und Malz verloren, weshalb ich einfach nur ein „Ja" grummelte und Ruby ein „Ist ja gut" ausstieß. Wir wurden losgelassen und das Training begann wieder. Was war der Typ empfindlich.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt