Zwanzig Minuten später standen wir bewaffnet mit zwei Eimern, einem Mob und ein paar Tüchern in der Küche und schauten dumm in die Gegend. Am liebsten würde ich jetzt bockig mit dem Fuß aufstampfen und jemanden anschreien, dass ich keine Lust hatte, bevor ich mich dann wie ein Kleinkind mit verschränkten Armen auf den Boden setzte. Aber Ruby wollte genauso wenig wie ich und es war niemand anderes da, deswegen verkniff ich mir meine leidenschaftliche Gefühlsäußerung erst einmal. Sollte Levi vor dem Mittag auftauchen und rumnörgeln, dann würde er den Raum kopflos wieder verlassen ... vermutlich nicht, aber lasst mir mein Wunschdenken.
„Und wo fangen wir an?", fragte Ruby mit dem Elan eines Faultieres. Ich atmete genervt auf und deutete mit dem Mob in der Hand auf die andere Seite des Raumes. „Ich würde dort drüben anfangen. Zuerst die Regale und Kästen herauswischen und die Töpfe und ...", ich atmete ergebend auf, „... was sonst noch alles drinsteht vielleicht einmal darüberwischen und zum Schluss den Fußboden." Während meines Vortrages konnte ich Levi mit seiner gelangweilten Miene schon direkt das Wasser reichen. „Machen wir den Vorratsraum auch?", fragte Ruby und ich plapperte stumpf nach: „Wir machen den Vorratsraum auch."
Mit der Motivation, die wir auf dem Weg in die Küche irgendwo verlegt hatten, schleppten wir unsere Sachen auf die andere Seite des Raums und suchten erst einmal eine Leiter. Die fanden wir leider viel zu schnell im Vorratsraum, sodass wir auch gleich anfangen konnten. Wir schlugen wahre Purzelbäume vor Freude. So machten wir uns daran den Staub von den Regalen zu entfernen, der sich durch den Dampf, der beim Kochen entsteht, auch schön angeklebt hatte. Ich hatte das Küche putzen schon in der Schule gehasst.
Danach nahmen wir uns die Schubladen sowie Töpfe, Pfannen, Becher, Besteck und was man eben sonst noch alles in einer Küche fand vor. Ich war zwar froh, dass uns in diesem fensterlosen Raum das Fenster putzen erspart blieb, allerdings konnte ich so auch nicht sagen, wie spät es ungefähr war. Aber da Ruby und ich uns schon ein Käsebrot stibitzt hatten, nahm ich an, dass es etwa um die Mittagszeit war. Mittlerweile hatten wir uns mit unserem Schicksal abgefunden und schrubbten so wie wir dachten, dass Levi es sich vorstellen würde, die Fliesen. Gerade als wir fast fertig waren mit der Küche und eigentlich nach dem letzten Quadratmeter Fliesen, das uns noch fehlte, mit dem Vorratsraum anfangen wollten, kam unser Putzfanatiker und machte uns einen Strich durch die Rechnung. Genauestens betrachtete er eine Fliese, die wir vor zwei Minuten geputzt hatten und fragte: „Habt ihr die Fliesen geschrubbt?" Sah er eigentlich, was wir gerade taten? Wir schauten beide von der Arbeit auf zu Levi und antworteten einstimmig leicht irritiert: „Ja." „Die ist noch dreckig", kam nach drei Sekunden Stille zurück. Ich hob meine Augenbraue als ich sah, wo Levi gerade hinschaute und stellte fest: „Levi, das ist die Fliesenmaserung. Ds sieht nunmal so aus." „Schrubbt alle noch einmal", kam der Befehl, ohne meinen Einwurf überhaupt zu beachten. Genervt stöhnten wir zwei auf, wurden aber von Levi gar nicht beachtet. Immerhin war er mit dem Rest so weit zufrieden, dass wir uns ein zweites Mal putzen ersparten. Als der schwarzhaarige auf die Tür zuging, schaute ich über die Arbeitsfläche und fragte unverfroren: „Sag mal, Levi, putzt du eigentlich gerne oder nur weil du den Dreck nicht magst?" Der Hauptgefreite blieb stehen, drehte sich wieder zu mir und verzog keine Miene, während das Funkeln in seinen Augen den Hauch von Was geht dich das an? hatte. Bevor er das jedoch aussprechen konnte, lehnte sich Ruby neben mir ebenfalls auf die Arbeitsfläche und fügte hinzu: „Oder macht es dir einfach nur Spaß uns zu quälen?" Ganz lässig zuckte er mit den Schultern und antwortete: „Wer weiß", bevor er die Küche verließ.
Wir lehnten einfach weiter auf der Fläche und starrten den Punkt an, an dem Levi eben noch gestanden hatte. Wollte er jetzt geheimnisvoll oder so was in der Art sein? Ohne mich zu bewegen, imitierte ich Levis japanische Synchronstimme und ließ verlauten: „Kamo na." Rubys Kopf wandte sich zu mir und sie meinte: „Du weißt, dass das „Könnte sein" heißt und nicht „wer weiß"?" Ich drehte meinen Kopf ebenfalls zu meiner Freundin und erwiderte: „Ja, aber es hat mich so an die Szene erinnert." Kopfschüttelnd machte sich Ruby wieder daran die Fliesen weiter beziehungsweise erneut zu schrubben. „Machst du die Fliesen, dann fang ich mit dem Vorratsraum an", meinte ich, fragte aber vorher noch: „Oder willst du mit dem Vorratsraum anfangen und ich mach die Fliesen?" Ruby hielt kurz inne und sah zu mir auf. „Ich mach die Fliesen." Als sie schon wieder weitermachte, erwiderte ich: „In Ordnung", während ich mir meinen Eimer und Fetzen nahm und in die Vorratskammer ging. Allerdings fiel mir auf, dass mein Wasser eine dunkle Brühe war, weshalb ich mir den Eimer sofort wieder schnappte und Ruby in der Küche fragte: „Kommst du mit neues Wasser holen?" Sie nickte, hievte sich hoch und griff ihren Eimer. Auf dem Weg zum Brunnen kamen wir an vielen putzenden Soldaten vorbei, die beim Zurückgehen, oh Wunder, noch immer an der gleichen Stelle waren. Zurück an unserem Arbeitsplatz machte Ruby ihre Fliesen weiter und ich begann schnaubend mit der Vorratskammer.
Als wir gerade fertig wurden, schmiss man uns schließlich aus der Küche, weil man Abendessen machen wollte. Beinahe hätten Ruby und ich gejubelt, im Großen und Ganzen waren wir fertig mit unserer Arbeit und der Speisesaal wurde sowieso dreimal täglich geputzt, allerdings verkniffen wir es uns, weil Levi gerade in den Raum kam. Mit ihrem nüchternsten und endgültigsten „Wir sind fertig" teilte Ruby unserem Vorgesetzten mit, dass wir jetzt Feierabend machten. Levi sah uns zwar mit hochgezogener Augenbraue an, sagte aber nichts, weshalb wir im Eiltempo unsere Putzutensilien verstauten und uns dann saubere Sachen anzogen. Denn, glaubt es oder glaubt es nicht, aber die Küche war verdammt staubig und unsere Kleidung damit anstatt weiß hellgrau.
Eine Stunde später saßen wir wieder mit unseren Freunden beim Essen und freuten uns darüber, dass wir den Putztag überstanden hatten und dieser uns erst in vier Monaten wieder heimsuchen würde. Leise logischerweise. Levi hatte immerhin Sinne wie Superman. Wer weiß, vielleicht war er seine Reinkarnation.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...