75. Es geht doch immer um eines: Jean und Armin

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Als wir wieder auf das Gelände des Hauptquartiers kamen, wurden uns ein paar irritierte Blicke zugeworfen, die uns allerdings nicht sonderlich interessierten. Genaugenommen war das Einzige, das MICH zurzeit interessierte ein Handtuch für meine Haare und trockene Kleidung. Dadurch das es durch die voranschreitende Zeit auch immer kälter wurde, schlugen meine Zähne auch immer mehr aufeinander. Und mir tat auch so langsam mein ganzer Rücken bis hoch in den Nacken weh, weil ich mich vor Kälte so sehr anspannte. „Tonia!", wurde ich allerdings noch vor dem Eingangstor gerufen. AAAAHHHH!!!!!

Ich drehte mich zu der Stimme meiner Freundin um, wurde aber gleich darauf am Handgelenk gepackt und mit den Worten „Wir müssen reden" mitgezerrt. „Aber ...", wandte ich ein und drehte mich während des Gehens noch einmal zu Armin um, der leicht überfordert mit der Situation vor dem Tor stand. Na ja, eigentlich sah er aus, als hätte man ihn ausgesperrt, während es aus Eimern regnete, aber Ruby war das vollkommen egal. „Nichts aber", unterbrach mich meine Freundin und schleppte mich immer weiter weg von trockenen Klamotten. So ein Dreck.

Als wir das Schloss halb umrundet hatten, hielten wir bei einer einsamen Bank, die im Schatten lag. Och menno,  nicht einmal ein wenig Sonne. Ruby drückte mich auf die Bank und plumpste dann selbst neben mich. „Also", seufzte ich mich meinem Schicksal ergebend, „Schieß los." Ruby holte Luft, um etwas zu sagen, zeigte dann jedoch verwirrt auf mich und fragte: „Warum bist du pitschnass?" „Bin ins Wasser gefallen", erwiderte ich mit diesem Mach endlich weiter-Unterton. „Aha", kam leicht skeptisch zurück, bevor sie die Bombe platzen ließ. „Jean hat mich gefragt, ob ich mit ihm zusammen sein will." Ich wollte bereits etwas erwidern, allerdings sickerte erst verspätet in mein Gehirn, was meine Freundin da eben berichtete, weshalb mir erneut an diesem Tag der Mund offenstand. Nicht wahr!

Ich schüttelte den Kopf und brachte schließlich heraus: „Er hat was?" Sie nickte und hatte dabei diesen Mhm!!!-Blick im Gesicht. „Wow", hauchte ich und versuchte das Ganze zu verarbeiten. Nach einer Minute sah ich dann meine Freundin wieder an und fragte: „Und was hast du geantwortet?" „What are you thinking?", erwiderte sie aufgebracht, „I said no." Hm, absehbar. „Und wie hat er reagiert?", hakte ich weiter und Ruby sah überlegend gerade aus. „He said, it would be okay. But it was ... strange", erklärte sie mir.
„Inwiefern?"
„Hm", überlegte sie, „ich hab' keine Ahnung."

Ich sah sie leicht ungläubig an. Irgendwie konnte ich nicht ganz glauben, dass Jean das wirklich getan haben sollte. „Wieso hast du eigentlich zwei Jacken an?", fragte Ruby mich schließlich ohne Kontext, während ich meine Freundin gedankenversunken anglotzte. Ich sah verwirrt zu ihr. Hörte sie eigentlich zu? „Ich habe doch gesagt, ich bin ins Wasser gefallen", erklärte ich, woraufhin sie verständnislos weiterforschte: „Wie konntest du ins Wasser fallen?" Ich hob eine Augenbraue und stellte eine Gegenfrage: „Ist das wichtig?" Sie sah mich einen Moment stumm an, bevor sie weniger feststellte, als dass sie langsam fragte: „Jaaaa?"

Ich schnaubte, stand auf und ging wieder Richtung Eingang. Auf diese Diskussion würde ich mich nicht einlassen. „Hey, warte!", rief sie und eilte mir nach. „Wem gehört überhaupt die andere Jacke?", fragte Ruby und ihrem Grinsen nach hatte sie bereits eine Idee. „Rate", meinte ich einfach nur und ging weiter. Ich konnte es kaum erwarten, wieder trockene Kleidung anzuhaben. „Uuuh, ist es Armins Jacke?" Ich schielte nur kurz zu meiner Freundin, sagte aber nichts weiter. Sollte sie doch denken, was sie wollte.

Sie stellte auf dem Weg in unser Zimmer wilde Spekulationen auf, wie ich nass geworden bin und zu Armins Jacke kam, doch weder bestätigte ich eine Theorie noch dementierte ich eine. Ich wollte einfach nur nicht mehr frieren. So hängte ich die Jacken zum Trocknen auf, schnappte mir neue Kleidung und ging duschen. Warm duschen. Nach dem Gletscherwasser war eine warme Dusche schon ein Luxus. Wie auch immer sie das Wasser warm bekamen ... es war mir zurzeit völlig schnuppe. Hauptsache, ich konnte warm duschen. Das war das Wichtigste.

Deswegen stand ich auch eine halbe Stunde später mit einem seligen Lächeln wieder in unserem Zimmer und warf meine nassen Sachen in unseren Wäschekorb, der langsam überging. Wird wohl mal wieder Zeit für einen Waschtag. Hm, ich bin mir sicher, man könnte Levi überzeugen uns einen Tag freizugeben, um unsere dreckigen Klamotten zu waschen. Zufrieden schnappte ich mir die Jacken und hockte mich neben Ruby auf das Bett, während ich die zwei Jacken von Grasflecken befreite.

„Also, wieso genau hast du jetzt Armins Jacke?", fragte Ruby irgendwann noch einmal in einem seriöseren Tonfall und ich erwiderte, während ich einen Fleck mit einem feuchten Tuch rubbelte: „Wie gesagt, ich bin unabsichtlich baden gegangen." „Du bist also gestolpert?", stellte sie fragend fest und ich sah kurz überlegend zu meiner Freundin, bevor ich ihr antwortete: „Irgendwie hat Armin mich unabsichtlich in einen Teich geschubst ... glaube ich." Dann ging ich diesem nervigen Fleck wieder an den Kragen, während meine Freundin vor Lachen geschüttelt wurde. „A-Armin ... hat d-dich ... geschubst!", stellte sie von Lachern unterbrochen fest. Ich sah sie mit gehobener Augenbraue an, bevor ich mich kopfschüttelnd wieder der Jacke zu wandte. Als sie sich wieder einbekommen hatte, meinte sie mit einem Grinsen den Kopf schüttelnd: „Armin, Armin, Armin."

„Was ist eigentlich bei dir und Jean passiert, nachdem ich gegangen bin?", fragte ich nach einer kurzen Gesprächspause und sah meine Freundin interessiert an. „Ich habe ihn angebrüllt", kam nüchtern zurück und meine Reaktion war ein schlichtes „Ah, gut.", während ich erneut anfing die Jacke zu schrubben. Als danach Nichts weiterkam, sah ich Ruby wieder an und hakte nach: „Und weiter?" Sie sah verlegen zur Seite und schien zu erwarten, dass ich sie möglicherweise gleich zusammenschrie. „Ich habe mit ihm gepicknickt?", kam mehr die Frage und sah mich mit einem Blick an, der mich anflehte Bitte reiß mir nicht den Kopf ab. Doch alles, was ich tat, war mich mit einem „Ah" wieder dem Putzen zuzuwenden, ehe ich fragte: „Und wie war's'?" Sie behielt ihren Blick bei und fragte abermals: „Gut?" „Schön", erwiderte ich und wir verfielen wieder einige Zeit in Schweigen. „Connie ist im Übrigen noch immer eifersüchtig", stellt ich in den Raum, ohne von der Jacke aufzusehen. „Wirklich?", wurde ich verwundert gefragt und erwiderte kichernd, „Ja wirklich", und schielte unauffällig zu Ruby, die diese Information erst verarbeiten musste und so einfach ins Leere starrte.

Als die Sonne langsam unterging, machten wir uns auf zum Abendessen. Unverhältnismäßig schnell hatten wir unser Essen in der Hand und unsere Freunde gefunden. Ich stellte mein Essen auf dem Tisch ab und reichte Armin mit einem „Hier" seine Jacke. „Danke", erwiderte er wie selbstverständlich und nahm sie entgegen. Von unseren Kameraden bekamen wir zwar einen etwas sonderbaren Blick zugeworfen, der aber sofort verschwand als ich ein scharfes „Was?" in die Runde warf.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt