29. Alarm! Alarm! Code Rot!

19 4 0
                                    

„Sie verglühen ... in der Luft ...senden ihren letzten Gruß ...", sang eine eindeutig männliche Stimme und aufgrund Rubys teuflischem Grinsen und der bereits gezückten Kamera konnte ich auch schon erahnen, wer da gar nicht mal so schief sang. Vor dem Bereich mit den Duschen befand sich, so wie im Hauptquartier, ein abgetrennter Bereich mit Regalen und Bänken. Allerdings waren hier die Duschen nicht untereinander abgetrennt, weshalb sie sich in einem offenen Raum an den Wänden befanden. Wir spickten von dem Umkleidebereich zu den Duschen und Ruby begann zu filmen. Und zwar Jean, allen übersinnlichen Wesen sei Dank in Unterhosen, der sich wie ein Popstar fühlte und gerade ein Konzert für sein imaginäres Publikum gab. „... aber dies ist der Beweis der Existenz ..." „Das ist das perfekte Erpresservideo", kicherte ich leise wie eine Irre. Tut mir leid, Levi, aber das war einfach zu verlockend. Als Ruby schließlich eine Minute Videomaterial hatte, schlichen wir uns wieder nach draußen und in unser Zimmer. Ruby wollte in ein paar Minuten noch einmal ins Bad. Was sie auch tat, diesmal ohne gleich wieder zu kommen. Das hieß dann wohl, dass das Bad diesmal leer war. Ich haute mich unterdessen wieder in die Federn und schlief auch bald ein.

Als es lautstark krachte, fuhr ich aus dem Schlaf hoch und schaute verschlafen zu der Tür, die mal wieder unter einem Trampel leiden musste, der selbst anscheinend keine hatte, die er an die Wand deppern konnte. „Alles auf Gefechtsstation! Wir werden angegriffen!", kam von dem mir unbekannten Soldaten in der Tür, ehe er schon weiter zu nächsten Tür eilte und die Tür NICHT SCHLOSS! Unzivilisierter Tölpel. Hmpf. Unter mir bekam Ruby sofort die Krise: „Shit, das muss noch zehn Minuten einwirken."

Müde und genervt kletterte ich aus dem Bett, reichte Ruby eine Duschhaube, die ich aus ihren Taschen zog und welche sie überrascht blinzelnd annahm, und schrie erst mal den Typen, der nun von der Tür gegenüber verschwinden wollte, an: „Hast du keine Türen zuhause, du Bauerntrampel?! Die sind zum Zumachen da!" Demonstrativ warf ich dem überrumpelten Mann die Tür mit Schwung vor der Nase zu. Dass ich nur im Nachthemd herumlief, versuchte ich einfach zu verdrängen. Hier fehlte es eindeutig am Feingefühl einer Frau ... Hanji ausgeschlossen. Ich drehte mich schnaubend um und sah mich von Angesicht zu Angesicht mit drei leicht überraschten Gesichtern. „Was? Ich weiß ja, dass es hier Privatsphärenprobleme gibt, aber die Tür kann man deswegen ja trotzdem zumachen", regte ich mich auf.

Meine Zimmerkameradinnen erwiderten darauf nichts, sondern stiegen einfach aus den Betten und begannen sich anzuziehen und auszurüsten, wobei ich mich ihnen anschloss. In Rekordzeit waren Ruby und ich fertig, was in etwa die doppelte Zeit von Sasha war und die Vierfache von Mikasa, aber wen interessiert das schon. Kaum fertig, stürmten wir aus dem Zimmer und WIR machten die Tür hinter uns zu. Da wir nicht so recht wussten wohin, folgten wir einfach dem Strom an Soldaten. Auf dem Weg zu Wohin-auch-immer wurden Ruby einige irritierte Blicke zugeworfen, was sie irgendwann so sehr nervte, dass sie eine Gruppe von Soldaten anging: „Hört auf zu glotzen! Habt ihr noch nie jemanden gesehen, der sich die Haare färbt?!" Vermutlich nicht, aber in so einem Zustand war Ruby furchterregender als Levi, deshalb wollte ich sie jetzt lieber nicht ansprechen.

Am Ende befanden wir uns schließlich im Burghof und hatten keine Ahnung, was wir jetzt tun sollten. Auf der Suche nach unserer Einheit suchten wir das Getümmel der herumbrüllenden Soldaten ab, allerdings war alles was wir fanden Hanji, die mit einem breiten Grinsen auf uns zu hüpfte wie ein Blumenmädchen. „Ist das nicht aufregend?", schrie sie uns in die Ohren als sie bei uns ankam, „Ein Titanenangriff bei Nacht." Sie begann verrückt zu kichern und mehr zu sich selbst zu sprechen: „Das bietet ganz neue Untersuchungsmöglichkeiten!" Verwirrt sahen Ruby und ich erst Hanji an und dann uns. „Ich dachte, Titanen wären nachts nicht aktiv", meinte ich und sofort kam von Ruby die Korrektur: „Die von Zeke schon."
„Ja, aber das werden doch kaum welche von ihm sein. Immerhin bringen sie ihm außerhalb der Mauern doch nichts."
„Ich hab' zwar keine Ahnung, wer dieser Zeke ist, aber durch unzählige Versuche konnten wir durchaus beweisen, dass es Exemplare gibt, die nachts sehr wohl aktiv agieren", klinkte sich nun Hanji fachmännisch ein, ehe sie wieder wie irre zu grinsen begann und fragte: „Ist das nicht toll?" „Ganz toll", erwiderte Ruby sarkastisch, was von Hanji nicht wirklich wahrgenommen wurde.

Als nach Hanji gerufen wurde, stürmte sie mit einem freudigen „Bis später" schon davon und ließ uns zurück. Ruby und ich sahen uns nur skeptisch an und wir wussten beide, dass wir dasselbe dachten: Isayama hat's mal wieder verbockt. Wir stießen ein Seufzen aus und Ruby meinte: „Let's look for the others." Ich nickte und unser nächster Weg führte auf die Burgmauer, wo wir schnell Erwin entdeckten, der Befehle herumbrüllte. Das war doch mal ein Anfang. Da wo Erwin herumschrie, war Levi für gewöhnlich nicht weit. Und kaum eine Sekunde nach diesem Gedanken stand unser verehrter Vorgesetzter auch schon vor uns und kommandierte uns rum: „Verschwindet von hier. Das ist zu gefährlich." Ja, genau. Dafür sind wir jetzt die ganzen Treppen raufgerannt wie zwei Irre, haben uns zweimal hingepackt und uns drei Wochen von dir quälen lassen. Ruby und ich warfen uns einen skeptischen Blick zu, bevor wir anfingen zu lächeln und jede von uns Levi eine Hand auf die Schulter legte. „Süß wie du dir Sorgen machst", lächelte ich und Ruby fügte hinzu: „Aber wir haben die letzte Expedition auch überlebt, da werden wir die auch überleben." Wir stiegen auf die Brüstung und drehten uns noch einmal zu dem schwarzhaarigen um. „Levi, mach dir keine Sorgen um uns", erklärte ich. „Ja, uns werdet ihr nicht so schnell los, dafür haben wir noch viel zu viel vor", meinte Ruby und wir ließen uns nach unten genau auf einen Titanen der zehn-Meter-Klasse fallen, der uns mit offenem Maul empfing.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt