43. ... und total unhöfliche, die noch dazu irre sind

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Ich überreichte Ruby ein Stück des gekauften Hefekuchens und wir gingen schmatzend zum Markt. Der Hefekuchen war verdammt lecker, das glaubt ihr nicht. Der besagte Markt war der kreisrunde Platz, ich rate jetzt einfach mal und sage der Hauptplatz, auf dem unzählige Stände standen und so ein Gewirr aus Gassen bildeten. „Erinnert mich irgendwie an einen Kirtag*. Fehlen nur noch die Fahrgeschäfte", stellte ich fest als ich auf das Gewimmel blickte. „Voll", stimmte mir Ruby zu und wir begannen zu lachen. Keine Ahnung wieso, aber wir waren auch nie wirklich ganz bei Sinnen, also sollte es niemanden wundern, oder? Wir schlenderten durch die Stände, blieben hier und da stehen und sahen uns die Waren an. Allerdings fanden wir nichts, was wir sonst noch gebrauchen konnten und kauften einfach drei handliche Kürbisse, in die aber trotzdem noch Kerzen hineinpassten. Mit einem „Schönen Tag noch" verabschiedeten wir uns von dem Verkäufer und gingen zurück zu unseren Pferden. Dort befestigten wir unsere Taschen wieder und auch irgendwie die Kürbisse, was gar nicht so einfach war. Zum Glück hatten wir ein dünnes Seil mitgenommen, sodass wir es schafften sie so irgendwie festzubinden. Schnaufend zogen wir unsere Jacken aus und warfen diese ebenfalls in unsere Satteltaschen, ehe wir uns auf den Weg zur Mühle machten.

Auf dem Feldweg, der sich auf unserer Route befand, sahen wir bereits den Abzweiger zur Mühle und waren keine fünf Minuten später schon dort. Die Sonne knallte auf unsere Köpfe als würde sie uns zum Spiegeleier braten verwenden wollen. Wieso war es Ende Oktober eigentlich so warm? Wir stiegen ab und wurden schon von einem Mann um die Fünfzig mit Sonnenhut und Rechen in der Hand aus einigen Metern Entfernung begrüßt: „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen, die Damen?!" Ich lächelte den Mann an und meinte: „Man hat uns gesagt, Sie würden Mehl und Butter verkaufen." Mit einem enthusiastischen Grinsen nickte der Mann. „Ja, ja, das ist wahr. Wie viel brauchen Sie denn? Ich hole es Ihnen sofort." Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern eilte schon davon. Ruby und ich wechselten einen Blick und folgten ihm dann in die Mühle. Der hat auch zu viel in der Sonne gestanden.

Wir betraten das Gebäude und sahen uns um. In der Mitte befand sich ein riesiger Mahlstein, hinter dem soeben der Mann hervorschaute. „Ähm, wir brauchen zirka drei Kilo Mehl und einen Kilo Butter, wenn das möglich ist", erklärte ich dem Müller. „Oh, ja, ja. Für das Militär doch immer gerne", antwortete der Mann und wuselte hin und her. Woher...? Ich sah kurz an mir herab als mir einfiel, dass wir ja unsere Uniform anhatten und dementsprechend auch im Gurtsystem steckten. Ich hätte mich fast selbst geschlagen, wegen meiner Vergesslichkeit, konnte es aber gerade noch verhindern. Was würde das denn für einen Eindruck machen? Als der Müller wieder hervorkam, drückte er mir einen verpackten Block in die Hand, der wohl die Butter sein sollte, bevor er verschwand und einen Sack Mehl holte. „Ich helfe Ihnen beim Tragen", sagte der quirlige Typ und ging neben uns zurück zu den Pferden. „Wie viel schulden wir Ihnen?", fragte Ruby den Mann, der soeben den Sack Mehl auf Dione befestigte. „Das macht ein Goldstück", grinste er. Ganz schön teuer. Aber Hauptsache, wir hatten, was wir brauchten. Ruby fischte in ihrem Geldbeutel nach dem Geld, worauf der Bauer begierig wartete, während ich meine Jacke aus der Satteltasche zog, um die Butter unterzubringen. Dann muss ich sie mir halt umbinden.

Als ich mir die Jacke mit den Ärmeln um die Hüfte band und Ruby dem Müller sein Geld geben wollte, stockte dieser und starrte entsetzt auf das Emblem auf meiner Jacke. Was war denn jetzt kaputt? Ich zog den Knoten in den Ärmeln zusammen und schaute den Mann irritiert an. Ruby hob eine Augenbraue und setzte an: „Geht es Ihn- ..." Plötzlich erwachte der Bauer aus seiner Starre, entriss Ruby das Goldstück und brüllte: „Wie könnt ihr es wagen euch hier blicken zu lassen! Ihr seid eine Schande für das ganze Königreich! Eine rigorose Verschwendung an Steuergeldern! Nur große Reden schwingen und dann mit nichts als Blut zurückkommen! Ihr unnützen Bälger! Was fällt euch ein! Haut ab! Verschwindet von meinem Grundstück!" Ruby und ich wechselten einen Blick, der irgendwo zwischen Überraschung und Entsetzen schwankte, ehe wir uns auf die Pferde schwangen und zusahen, dass wir verschwanden. Noch in der Ferne konnten wir ihn rumschreien hören: „Kommt nie wieder auf dieses Land!" „Okay", stellte Ruby langsam fest, „Das war weird." „Der Typ hatte 'ne Klatsche. Und zwar eine gewaltige", kam mein Kommentar dazu und Ruby nickte. „Es hätte uns ruhig jemand warnen können, dass der so ausflippt, wenn er sieht von welcher Division wir kommen", meinte meine Freundin und ich nickte. Es herrschte einige Zeit Stille. Als wir jedoch das Schloss am Horizont erblickten, teilte mir Ruby mit: „Also ich würde sagen, ich mache die Kostüme fertig, währenddessen kümmerst du dich um die Deko und dann machen wir die Kürbisse und das Essen." „Das klingt nach einem Plan", grinste ich und freute mich schon richtig auf die Gesichter unserer Kollegen, wenn sie statt beim Abendessen plötzlich in einer Party standen.

Wie sich herausstellte, war später Vormittag als wir zurückkamen. Denn die Kantine war nahezu leer und in der Küche wurde schon fleißig gekocht. Wir stellten die Kürbisse in die Küche und ich ermahnte die zwei Soldaten beim Hinausgehen: „Keiner fasst die Kürbisse an", was mit einem verwirrten „Okay" beantwortet wurde. Danach gingen wir auf unser Zimmer. Ruby stellte die Kostüme für heute Abend fertig und ich begann mit der Deko, welche einfach aus Moos und Hagebutten in einer Tonschüssel bestand, wo ich eine Kerze hineinstellte. Einfach und hübsch. Mir wäre zwar lieber, wenn ich irgendetwas gehabt hätte, womit ich Spinnenweben imitieren konnte, aber man musste eben mit dem arbeiten, was man hatte. Als das erledigt war, schlenderte ich in die Küche und holte zwei Schüsseln mit Mittagessen, die ich dann hinauf ins Zimmer brachte, wo wir fleißig weiterarbeiteten.

Als Ruby die Kostüme und ich die Deko fertig vorbereitet hatten, schnappten wir uns die Sachen und die Suppenschüsseln und gingen in die leere Kantine. Ruby würde sich erst einmal um das Dekorieren kümmern und ich würde die Köche für heute Abend aus der Küche schmeißen.
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* Ich glaube, der Ausdruck Kirtag ist in Deutschland eher unbekannt (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Es ist im Prinzip das gleiche wie eine Kirmes.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt