82. Kopfschmerzen sind echt nervige Schmerzen

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Wie schon die letzten Male war auch diese Planbesprechung sehr ergebnislos. Jemand schlug etwas vor: „Lasst uns das versuchen"  und Ruby oder ich pfuschten hinein und meinten: „Habt ihr gemacht. Es sind fast alle draufgegangen." Dann kam die nächste Idee, woraufhin wieder etwas wie „Das funktioniert auch nicht, weil dafür müsste man die oder die Person beseitigen, wofür wir noch immer keine Lösung haben." Tja, und so saßen wir bis spät in die Nacht bei Erwin und diskutierten. Selbst das Abendessen verpassten wir.

Der darauffolgende Tag mit Levis Foltertraining war geprägt von sehr vielen Blauen Flecken. Ich sage euch: Wenn ihr mit Levi trainiert, ist verschlafen sein, das Letzte, das ihr sein solltet. Es sei denn, ihr steht darauf angemeckert zu werden und im Minutentakt auf dem Boden zu landen. Zudem hatte Levi mittlerweile eine neue Methode gefunden uns für Shiganshina vorzubereiten. Anstatt jetzt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit uns zu trainieren, spielte er jetzt täglich eine Runde Fangen mit uns. Hört sich bescheuert an, aber versucht einmal Levi Ackerman, den stärksten Soldaten und Schrecken der Titanen, mit einem 3D-Manöver zu fangen. Beim ersten Mal hatte sich so gut wie jeder mit einem anderen in den Seilen seines Manöver-Apparats verheddert und hing in der Luft. Und natürlich blieben auch diverse Schrammen, Blaue Flecken und die ein oder andere leichte Gehirnerschütterung nicht aus. Und ja, Ruby und ich waren diejenigen mit der Gehirnerschütterung. Wer auch sonst.

Zum Glück hatte unser Team heute endlich einmal einen ganzen Tag frei, nachdem Ruby und ich gestern zum zweiten Mal mit dem Kopf volle Kanne zusammengekracht waren. Dementsprechend war ich heute auch nicht zu mehr zu gebrauchen als einfach im Speisesaal zu sitzen und mir jeweils einen kalten Waschlappen auf Stirn und Nacken zu pressen. Ruby hingegen wollte den freien Tag sinnvoll nutzen und Jean einen Englischcrashkurs geben. Ich war gespannt, was am Ende herauskam.

„Na, wie geht's unserer Invaliden?", kam Eren grinsend zu dem Tisch, an dem ich saß, und hatte seine zwei Kindheitsfreunde im Schlepptau. Hatte ich eben noch gedankenverloren den Tisch gegenüber angestarrt, fixierte ich nun leicht genervt den braunhaarigen, der sich mit Mikasa auf die gegenüberliegende Bank platzierte, während Armin sich neben mich setzte. Am liebsten hätte ich ihn angebrummt, dass ich nicht invalide war, aber die Tatsache, dass ich heute fast ohnmächtig von der Bettleiter gefallen wäre, sprach leider vehement dagegen.  „Mein Kopf pocht als würde jemand mit einem Presslufthammer darauf herumwerkeln", erwiderte ich deshalb und schloss kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, bekam ich nur einen irritierten Blick zugeworfen. Glücklicherweise fragte keiner, was ein Presslufthammer war, denn ehrlich gesagt, wollte ich mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen, wie ich ihnen dieses Ding erklärte. Aber da der Blick nicht wich, präzisierte ich: „Mein Kopf tut sehr weh." „Ah ja", kam erkennend von Eren und ich schüttelte einfach nur den Kopf. Leider war das keine gute Idee, da umgehend meine Sicht verschwamm und sich meine Umgebung zu drehen begann. Um nicht rücklinks von der Bank zu fallen, ließ ich die Waschlappen los und hielt mich mit einer Hand am Tisch fest und mit der anderen an Armin.

„Schlechte Idee", murmelte ich in mich hinein und merkte wie Armin versuchte mich aufrecht zu halten. Als ich wieder klar sehen konnte, bedankte ich mich bei dem blonden und versuchte meine heruntergefallenen Waschlappen wieder zu finden. Mit ganz langsamen Bewegungen versteht sich. Einen fand ich in auf meinem Schoss liegen und der andere lag hinter mir am Boden. Ich wollte ihn schon langsam und verrenkt aufheben, da meinte Armin: „Ich mach das schon." „Danke", murmelte ich und richtete mich wieder langsam auf, während mein Freund schon auf dem Weg war, die Lappen frisch zu bewässern.

Ich ließ unterdessen meine Stirn auf das Holz fallen und grummelte frustriert: „Ich bin ein Wrack." Immerhin hatte es Ruby nur halb so schlimm erwischt. Bei der waren der Schwindel und die Kopfschmerzen schon gestern abgeklungen. Die Glückliche. „Du bist doch kein Wrack", versuchte mich Eren aufzuheitern, „Du bist nur ein bisschen angeschlagen." Ich ließ meinen Kopf zur Seite fallen und schielte mit meinem besten Dein Ernst?-Blick zu dem braunhaarigen.

„Hey, wie geht's?", brüllte plötzlich eine Stimme, die ich Sasha zuordnete in den großen Raum, sodass der Schall auch noch schön von den Wänden widerhallte. „Aaaaahhhh", murrte ich und hielt mir die Ohren zu. Als sich die Bank ein wenig senkte, ließ ich die Hände wieder von meinen Ohren fallen, blieb aber weiterhin mit der Stirn auf dem Tisch liegen. „Na, noch immer Kopfschmerzen?", fragte nun Connie, meiner Meinung nach etwas zu laut. „Halt's Maul", grummelte ich wehleidig gegen die Tischplatte und erntete nur ein Lachen, dass mich dazu veranlasste mir abermals die Ohren zuzuhalten. Nur gedämpft nahm ich die Unterhaltung wahr, die soeben entstand.

Ich hätte vermutlich Stunden in meiner Stellung verharren können, allerdings ließ mich eine Hand auf meiner Schulter aussehen. Armin hielt mir meine zwei Waschlappen entgegen, die ich dankend annahm und mir wieder auf Stirn und Nacken legte, bevor ich mich zurück auf den Tisch legte. Mittlerweile unterhielten sich die restlichen Anwesenden im Flüsterton. So ein Glück.

Mein Glück hielt allerdings nicht lange. „Wo wart ihr?", hallte mit einem Mal Connies Stimme laut im Raum. Mit verzogenem Gesicht sah ich auf und blickte Ruby und Jean entgegen, die auf uns zuhielten. Als sie sich gesetzt hatten, erwiderte meine Freundin schulterzuckend: „Ich habe Jean einen Englischcrashkurs gegeben." „AHA!", rief Connie aus und ich warf ihm einen sauren Blick zu. Dann schob ich Ruby mein Buch zu, das ich mitgenommen hatte, falls ich, doch Lust bekam zu lesen. „Willst du es haben?", fragte ich und sie griff danach und zog es Connie über. Zu seinem Glück war es ein dünnes Buch mit weichem Einband.

Danach schob sie es wieder dankend zu mir und wandte sich an Connie. „Wir haben uns einvernehmlich getrennt", warf Ruby ihrem Ex energisch vor, welcher sofort erwiderte: „Da wusste ich doch noch nicht, dass du mit meinem besten Freund gehen wirst!" „Wäre es dir lieber, wenn ich mit Eren gehen würde!", warf nun Ruby lautstark ein, woraufhin Eren einen leichten Hauch Rosa auf den Wangen hatte. Ich ließ meinen Kopf wieder auf die Tischplatte sinken. Alles was ich wollte, war Ruhe. Einfach nur Ruhe. War das denn zu viel verlangt? „NEIN!", schrie Connie zurück und Jean mischte sich im Hintergrund ein. „Mir im Übrigen auch nicht", meinte er und wurde sofort von Connie angefahren: „Du red' nicht! Auf dich bin ich noch immer sauer!" „Na also. Dann hör auf dich aufzuregen! Wenn du nicht damit umgehen kannst, dass ich neue Beziehungen eingehe, warum hast du dann einer Trennung zugestimmt?!", fragte Ruby aufgebracht und es blieb still. Ich seufzte, nahm die zwei Waschlappen in die Hände und murmelte in die daraufhin entstandene Stille: „Ich gehe dann mal auf mein Zimmer." Ich wollte mir das wirklich nicht länger antun. „I'm coming with ya", schnaubte Ruby und stapfte mir nach.

Den restlichen Tag verbrachte Ruby damit mir zu erzählen, wie grottenschlecht Jeans Aussprach im Englischen war, während ich einfach nur auf meinem Bett lag mit einem nassen Waschlappen auf der Stirn und immer wieder mal ein verstehendes „Mhm" einwarf.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt