6. 2für1: Leistungsbeurteilung mit Gratisdusche

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Durch ein Krachen fuhr ich aus dem Schlaf hoch und sah mich kerzengerade im Bett sitzend verwirrt im Zimmer um. Wo war ich? Wie bin ich hierhergekommen? Warum stand Levi in der Tür? „Auf mit euch, Rotzgören! Leistungsbeurteilung!", wurden wir monoton angefahren. Im nächsten Moment fiel die Tür auch schon wieder knallend ins Schloss.

Langsam sickerte in mein verschlafenes Gehirn, dass wir ja nun wieder in der Welt eines Animes waren und dementsprechend auch wieder zum Training gezwungen werden konnten. Ich ließ mich mit einem gequälten „Och menno" wieder in die Kissen fallen. Unter mir murmelte Ruby fragend in die Leere: „Leistungsbeurteilung?" Müde schnaufte ich, raffte mich auf und erwiderte beim Herunterklettern mürrisch: „Was weiß ich." Mit viel Gegrummel und einigen beinahe Kollisionen mit dem ein oder anderen Möbelstück in unserem Zimmer und im Bad schlurften wir im Schneckentempo zur Kantine. Allerdings nicht ohne unsere Brillen. Wer wusste schon auf was für Ideen Levi kam und wenn er uns mit irgendetwas bewerfen sollte – ja ich traute ihm das durchaus zu -, war es besser, wenn man es nicht erst einen Meter, bevor man getroffen wurde, sah.

Als wir dort in der Tür standen, traf uns gleich der nächste Schock. Sie war nahezu leer. Nur vereinzelt saßen Soldaten an den Tischen verteilt und aßen in Ruhe ihr Frühstück, während ein Soldat die Kerzen in dem weitläufigen Raum ausblies. Wie früh war es denn, verdammt?!?!

Mit einem Ächzen löste sich Ruby zuerst aus ihrer Starre und hielt auf die Essensausgabe zu. Mit etwas Abstand folgte ich ihr und wir ließen uns mit unseren Käsebroten an einen leeren Tisch fallen. Völlig verschlafen kauten wir auf unserem Essen herum, bis es endlich weg war. So lange hatte sich noch nie ein Essen angefühlt. Mit dem Essen fertig, schleppten wir uns schließlich auf's Geratewohl zum Trainingsgelände, wo Levi schon mit finsterem Blick wartete.

Noch einige Meter entfernt wurden wir von unserem Vorgesetzten schon angemotzt: „Ihr seid zu spät." Wir kamen vor ihm zum Stehen und ich erwiderte: „Du hast nie gesagt, wann wir da sein sollen. Geschweige denn, wo wir hinsollen." Ich war zu müde, um meiner Stimme irgendeinen anderen Unterton zu verleihen als Ich schlafe fast im Stehen ein, weshalb ich noch fragte: „Wie spät ist es überhaupt?" „Viertel Sechs", kam die Antwort links von uns. Dort stand ein junger Mann mit braunen Haaren und diesen klischeehaften grün-braunen Augen. Ich schätzte ihn etwa einen Kopf größer als Ruby und mich und irgendwie kam er mir bekannt vor. Stand der schon die ganze Zeit da? Und wieso war der so gut drauf. Um Viertel Sechs hat man noch nicht gut drauf zu sein!

Leicht verwirrt beäugte ich den Mann, richtete meine Aufmerksamkeit, allerdings schnell wieder zu Ruby, die Levi gerade anjammerte: „Why so early?!" Ich deutete auf mich selbst und fügte hinzu: „Sie hat recht. Schau mich an. Um so eine Zeit schlaf ich dir noch unterm Laufen ein." Ohne einen Konter, was mir schon komisch vorkam, hob Levi einen von zwei Eimern auf, die neben ihm standen. Wollte er mich jetzt putzen lassen?

Doch entgegen meiner Annahme kippte er mir den Kübel über. Bibbernd starrte ich den schwarzhaarigen geschockt an. Was zum Teufel?!?! Mein Mund öffnete und schloss sich, ohne nur einen Ton von sich zu geben. Mir war arschkalt. „Wach?", wurde ich emotionslos gefragt. Ich konnte gar nicht antworten, sondern versuchte meine Zähne davon abzuhalten aufeinanderzuschlagen. Allerdings zitterte ich so sehr, dass mein Kopf ungewollt eine nickende Bewegung machte. Mit einem „Gut" nahm Levi lässig den zweiten Eimer hoch und sah nun mit seinem gelangweilten Blick, dem man auch etwas leicht Fragendes entnehmen konnte, zu Ruby. Rubys Blick flog entsetzt zwischen mir und dem Hauptgefreiten hin und her. Sie wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. „I-Ich bin hellwach."

„Na dann", kam monoton von unserem Trainer, ehe er sich zu dem braunhaarigen Mann drehte und erklärte: „Das ist Jan Spickner. Er ist von der Mauergarnison zu uns gewechselt. Erwin erwartet von ihm und euch eine Leistungsbeurteilung." Schweigend hörten wir dem kurzen Vortrag zu und warteten schließlich auf weitere Anweisungen, die auch ohne Umschweife kamen. „Zwanzig Runden um den Platz." Levi schnappte sich ein Klemmbrett, dass ebenfalls am Boden lag, und notierte sich etwas. Als er aufsah und noch immer auf uns drei Gestalten blickte, meinte er streng: „Abmarsch." Wie von der Tarantel gestochen, begannen wir in der kühlen Morgenluft unsere Runden zu laufen. Also, wenn ich morgen nicht krank war, dann hatte ich ein außerordentliches Immunsystem. Oder ich war ein Alien.

Nach knapp fünf Runden stach die kühle Luft schmerzhaft in meiner Brust und Ruby und ich keuchten wie ein asthmatischer Marathonläufer. Allerdings hatten nicht nur wir Schwierigkeiten, denn Jan hatte nach der zweiten Runde bereits weh ab gegeben, weshalb er sich einen missbilligenden Blick von Levi einfing und ich mich wunderte, wie er noch untrainierter sein konnte als wir. Zugegeben, er hatte das doppelte Tempo von uns an den Tag gelegt, aber trotzdem. Er war Soldat!

Keuchend und hustend beendeten wir die Runde und ließen uns in das taunasse Gras fallen. Da ich ja ohnehin schon nass war, machte mir das ausnahmsweise auch nichts. Levi machte unsere Leistung weniger als nicht glücklich, doch er kritzelte nur etwas auf sein Brett und beorderte uns zur nächsten Übung. Weiter ging es mit Liegestütz und anderen sportlichen Aktivitäten. Ich hasste Sport. Noch immer!

Am Ende waren wir alle drei völlig fertig und saßen in der mittlerweile warmen Sonne, während wir auf unser Ergebnis warteten, dass vermutlich äußerst erbärmlich ausfallen würde. In der Zwischenzeit war mir auch eingefallen, woher ich Jan kannte. Er war der Typ, der uns bei unserem ersten Aufenthalt hier mit Rico vor den Titanen gerettet hatte. Ich weiß noch genau, dass er mir damals nicht geheuer war. Und das hatte sich irgendwie nicht geändert. Vor allem trugen Levis misstrauische Blicke, die immer mal wieder auf Jan lagen und die ich mir durchaus einbilden konnte, nicht gerade dazu bei Vertrauen aufzubauen.

Eine halbe Stunde nach der letzten Übung war es endlich so weit. Jan stand Spalier seit Erwin, Hanji und die restlichen Abteilungsführer sich ebenfalls versammelt hatten, um mit uns auf Levis Ergebnis zu warteten. Wir hatten uns im Übrigen nicht die Mühe gemacht, um aufzustehen und dem Kommandanten den nötigen Respekt zu zollen, was uns einige missbilligende Blicke von den Abteilungsführern einbrachte, die uns nicht so gut kannten.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt