Als ich am nächsten Morgen langsam aus meiner Traumwelt hochkam, war das Zimmer gut beleuchtet von den fröhlich tanzenden Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereindrangen. Ein kurzer Blick in den Raum versicherte mir, dass Ruby bereits anderswo war. Sehr wahrscheinlich beim Training. Ich rieb mir einmal quer über das Gesicht, um die Müdigkeit ein wenig loszuwerden. Als ich mich wieder in die Kissen zurückfallen ließ, merkte ich, dass ich mich deutlich besser fühlte als gestern.Vorteil: Ich verschlief nicht den ganzen Tag. Nachteil: Da ich den Tag nicht verschlief, wurde das vermutlich ein richtig langweiliger Tag.
Jetzt schon fertig von der Langeweile stieß ich die Luft genervt aus. Ich musste unbedingt jemanden fragen, ob er mir ein Buch borgen konnte, sonst würde ich vor Unproduktivität noch sterben. Und da kam bereits die erste Frage für den Tag auf: Was machte ich jetzt, bis überhaupt irgendwer vorbeischaute? Aaahh, das ist schon wieder so frustrierend. Mit einem Ruck setzte ich mich auf, woraufhin sich der Raum erstmal zu drehen begann. „Eeeeh, schlechte Idee." Ich wartete, bis ich wieder klarsah, ehe ich mich an den Abstieg aus dem Stockbett machte und mir erstmal etwas Bequemes zum Anziehen suchte, damit ich mich zumindest einmal duschen gehen konnte. Die Leute hier würden bestimmt schauen, wenn ich im Nachthemd durch die Gegend rennen würde.
Ich öffnete also den Schrank und betrachtete die Auswahl ... was nicht sonderlich viel war. Da Ruby und ich angenommen hatten, dass man uns die Uniformen und unauffällige Alltagskleidung wieder zur Verfügung stellen würde, hatten wir unsere Kleidung auf zwei Wintergarnituren und ein etwas sommerlicheres Outfit beschränkt. Doch so verlockend eine Jeans mit einem einfachen T-Shirt und einer Weste auch waren, der Tarnung halber zehrte ich eine weiße Bluse und einen blassblauen Rock aus dem Kasten. Wie es aussah, hatte mal wieder ein Wichtel, wie zu erwarten, unseren Kleiderschrank ausgestattet.
Fünf Minuten später war ich im Flur und suchte nach dem Gemeinschaftsbad. Da es das letzte Mal am Ende des Flures war, wird es doch jetzt auch irgendwo am Flurende sein, oder? Ach, einfach weitergehen, bis du anstehst, Tonia. Wie gedacht, so getan. Und tatsächlich. Wo der Flur endete, befand sich eine Tür mit einem Türschild, dass auf das Gemeinschaftsbad der Frauen hinwies. Erleichtert atmete ich auf und betrat das Badzimmer. So wie das letzte sah auch dieses aus wie eine Dusche in einer Therme.
Schnell entledigte ich meiner Kleidung, verstaute sie in einem Fach und huschte unter die Dusche. In der Erwartung, dass warmes Wasser herunterkam, stellte ich mich gleich unter den Strahl. Mit einem Quietschen sprang ich zurück. So langsam habe ich das Gefühl, dass mich dieses Gebäude hasst. Wie bei unserem ersten Aufenthalt hier, war auch diesmal das Wasser gletscherkalt. Mit einem bösen Blick zu der Dusche - ich hoffte, dass sie sich jetzt getroffen fühlte – drehte ich am Temperaturregler und wartete auf wärmeres Wasser. Glücklicherweise war die Temperatur keine Minute später wieder akzeptabel und so wusch ich mir den Dreck, der letzten zwei Tage hinunter. Nach der Dusche fühlte ich mich frisch wie eine Sommerbrise und rubbelte mir zufrieden meine Haare trocken. Mit einigermaßen trockenen Haaren zog ich mich wieder an und schlenderte mit bester Laune wieder zurück zu meinem Zimmer.
Ich war noch knapp zehn Meter von der Tür entfernt, da kam mir eine völlig aufgelöste Hanji entgegen. „Tonia! Wo warst du denn?! Ich habe dich überall gesucht!" Sie hastete auf mich zu und als sie bei mir ankam, schüttelte sie mich mal wieder wie einen reifen Apfelbaum. „Du kannst doch nicht einfach so verschwinden!", brüllte sie mich hysterisch an. „Ich war doch nur kurz duschen", meinte ich leise und leicht verängstigt. Sie starrte mir noch einen Moment lang in die Augen, ehe sie die Hände fallen ließ, die auf meinen Schulter geruht hatten. „Oh", kam mit einem Hauch Überraschung von der Wissenschaftlerin.
Plötzlich drehte sie sich um und ging auf meine Zimmertür zu. Als wäre nie etwas passiert, lächelte sie mich mit einer Hand an der Klinke an und fragte munter wie eh und je: „Kommst du?" Und schon war sie im Zimmer verschwunden. Verdattert starrte ich auf den Fleck, an dem Hanji eben noch gestanden hatte. Das war beängstigend. Selbst für Hanjis Verhältnisse. Ich schüttelte schnell meinen Kopf und folgte der Abteilungsführerin. Hinter mir zog ich die Tür zu und als ich mich dem Geschehen im Raum widmete, erblickte ich Hanji, die gerade Fläschchen auf dem Schreibtisch sortierte.
Ohne mich zu beachten, fragte die brünette: „Und wie geht's dir?" Ich zuckte die Schultern und antwortete: „Ganz gut eigentlich." Nun sah sie mich an und grinste von einem Ohr bis zum anderen. „Wunderbar", Hanji wurde wieder etwas ernster und sie fuhr fort, „Am besten du ruhst dich heute und morgen noch aus und dann kannst du langsam wieder mit dem Training anfangen." Während sie sprach, befühlte sie meine Stirn und drückte mir den Mund auf, um mir dann mit dem altbekannten Holzspatel die Zunge herunterzudrücken und mir in den Mund zu glotzen. „Sieht alles sehr gut aus", stellte sie fachmännisch fest als sie mir das Holzstück wieder aus dem Mund entfernte. Während sie ihre Fläschchen hin und herschob wie bei einem Schiebepuzzle, versuchte ich mit verzogener Miene den Geschmack des Holzstücks aus meinem Mund zu bekommen. Ich will gar nicht wissen, wo das Ding schon überall war, um so zu schmecken.
Ich akzeptierte gerade, dass mir der Geschmack wohl bleiben würde, da hielt sie mir, ohne überhaupt zu mir zu sehen, eine dunkelgrüne Phiole entgegen und meinte: „Trink das." Ich nahm ihr das Fläschchen mit skeptischem Blick ab und entkorkte es. „Bist du noch sehr verschnupft?", wurde ich gefragt, während ich an der Medizin roch. „Nicht, dass es mir aufgefallen wäre", erwiderte ich und schaute überrascht auf die Öffnung der Phiole. Das Zeug war absolut geruchsneutral. Jetzt einfach nur noch hoffen, dass der Geschmack nach dem Geruch kam. Als ich aufsah, nickte Hanji überlegend und ich stürzte mir die Medizin mit zusammengekniffenen Augen hinunter. Leider war der Geschmack nicht ganz so neutral wie der Geruch. Angewidert schüttelte ich mich und reicht Hanji ihr Behältnis wieder. Wieso konnte Medizin nicht gut schmecken? Vielleicht nach Erdbeeren oder so.
Als ich meine Augen endlich wieder dazu brachte, sich zu öffnen, sammelte die Wissenschaftlerin ihre sieben Sachen zusammen und war schon drauf und dran mit einem „Bis später" hinauszugehen. „Hanji", hielt ich sie gerade noch davon ab die Tür zu schließen. Mit großen Augen sah sie mich fragend an und ich lächelte ein wenig verschüchtert: „Darf ich mir vielleicht wieder ein Buch von dir ausborgen?" Sie begann zu grinsen und meinte: „Ich bring dir eins vorbei, wenn du jetzt brav wieder ins Bettchen huscht." Ich lachte und versicherte ihr, dass ich ihrer ärztlichen Anweisung sofort nachkommen würde.

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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
ФанфикTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...