64. Herzschmerz, ach weh ...

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Wir saßen eine Weile da. Ruby ließ ihrem seelischen Schmerz freien Lauf und ich strich ihr einfach beruhigend über Kopf und Rücken. „Er bekommt sich schon wieder ein. Gib ihm einfach ein wenig Zeit", meinte ich beruhigend und bekam schluchzend zurück: „Er war so gemein. Ich glaube nicht, dass das noch etwas wird." „Nicht so negativ denken, Maus", erwiderte ich, „In ein paar Tagen wird er einsichtig und dann kann man besser miteinander reden." „Ich hoffe, du hast recht", presste sie zwischen zwei Heulkrämpfen heraus.

Ich beließ es noch ein paar Minuten dabei, ehe ich mich weiter zu ihr beugte und meinte: „Weißt du was? Du bleibst heute einfach auf dem Zimmer. Ich schick dir Hanji vorbei und verklickere Levi, dass du krank bist. Hm?" Sie richtete sich auf und sah mich aus tränennassen Augen an. Schniefend nickte sie und so begleitete ich Ruby auf unser Zimmer. Mit einem besorgten Blick zurück, schloss ich die Tür und rannte im Rekordtempo zu Hanjis Büro. Ohne anzuklopfen, riss ich die Tür auf und erklärte keuchend: „Du musst mir einen Gefallen tun." Irritiert sah sie mich an, bevor sie mich leicht verwirrt fragte: „Willst du dich nicht kurz hinsetzen?" Ich schüttelte den Kopf. „Kannst du dich um Ruby kümmern? Sie hat sich mit Connie gestritten und ihr geht es schlecht. Bist du so lieb?", ratterte ich die Situation hinunter. Hanjis Miene wurde mitleidig und sie antwortete: „Die Arme. Natürlich kann i-" Kaum war die Bestätigung da, rief ich ein „Danke!", knallte die Tür wieder zu und sprintete auf das Trainingsgelände, wo ich keuchend vor versammelter Mannschaft zum Stehen kam.

Verwirrt sahen mich meine Teamkollegen an, doch die einzige Person, die mich interessierte, war Levi, der mir einen missbilligenden Blick zuwarf. Gleich kommt's. „Du bist zu spät." Und da war's. Da ich keuchte wie ein untrainierter Marathonläufer kurz vor dem Zusammenbruch, stützte ich mich auf meinen Knien ab und hob nur meinen Zeigefinger in Levis Richtung, um zu sagen Warte kurz. Mit einem letzten Durchatmen richtete ich mich wieder auf und ging auf Levi zu. Vor ihm blieb ich stehen und erklärte leise: „Ruby fühlt sich nicht sonderlich gut. Sie wird heute nicht am Training teilnehmen." Während ich keuchend auf eine Reaktion wartete, zog der schwarzhaarige erst einmal eine Augenbraue hoch, bevor er kurzangebunden nickte und meinte: „Such dir einen Partner." Ich drehte mich um und überblickte die Gruppen, da fiel mir ein, dass die Spezialeinheit, ohne Ruby und mir ja eine gerade Anzahl war. Ich wollte diese Erkenntnis schon an Levi weitergeben, da fiel mir auf, dass nur zwei Gruppen vor mir standen. Deshalb ging ich zielstrebig auf die Dreiergruppe bestehend aus Mikasa, Eren und Armin zu.

„Wie geht es ihr?", fragte Armin, kaum, dass ich bei den dreien stand. „Mies", antwortete ich. „Um wen geht es gerade?", fragte Eren und unisono kam von Armin und mir: „Ruby." „Was ist passiert? Connie fehlt auch", hakte er nach und ich erwiderte mit einem Seitenblick zu Levi, der uns im Auge hatte: „Später." Und schon packte ich Armin und zog ihn auf eine freie Fläche. Wir stellten uns in Position auf und nahmen das Nahkampftraining heute nur halb so ernst, wie Levi es vermutlich gerne hätte. Aber vielleicht fiel es nicht so auf, weil durch den Schnee das Kämpfen ohnehin erschwert wurde.

„Wäre es nicht besser, wenn du bei ihr bist?", fragte Armin, während er einem Seitenhieb von mir auswich und mir die Füße unter dem Körper wegschlagen wollte. Ich wich aus und erwiderte: „Ich habe Hanji zu Ruby geschickt und hoffe, dass sie Ruby ein bisschen ablenken kann." Ich führte einen Schlag auf Armins Kopf aus, welcher sogleich geblockt wurde. Als ich einem Schlag in die Magengrube auswich, erklärte ich: „Ich bin nicht sonderlich gut im Trösten oder Ablenken." Ich drehte mich hinter Armin und schlug ihm die Beine weg, sodass er auf den Rücken knallte. Während ich mich aufrichtete, scherzte er: „Aber dafür bist du umwerfend." Ich verdrehte grinsend die Augen und hielt dem blonden meine Hand hin, um ihn aufzuziehen. „Du alter Schleimer", grinste ich als Armin wieder stand.

In der nächsten Runde konzentrierten wir uns mehr auf das Kämpfen als auf das Reden und so stand es am Ende unentschieden. Als wir schon das dritte Mal aufeinander losgehen wollten, machte Levi durch einen Pfiff auf sich aufmerksam und erklärte uns: „Es reicht für's erst. Geht Mittagessen und dann nehmen wir uns euren Defiziten beim 3D-Manöver an." Bei ihm ging wohl wirklich nichts ohne eine Kritik. So machten wir uns zu sechst auf in die Kantine, wo ich abermals von Eren gefragt wurde: „Also, was ist jetzt passiert?" Doch ich antwortete ihm nicht, da ich Hanji gesichtet hatte, die den Speisesaal mit zwei Schüsseln Auflauf verlassen wollte. Ich eilte zu ihr und meinte kurz: „Ich komm gleich nach", und schon steuerte ich weiter zur Essensausgabe. Da die meisten bereits ihr Essen hatten, dauerte es auch nicht lange, bis ich ebenfalls mit dem Essen in der Hand auf dem Weg zu Ruby war.

Ich klopfte kurz an die Tür und ging dann in unser Zimmer, wo Ruby mit verquollenen Augen auf dem Bett saß und ihren Auflauf mampfte, während Hanji mit ihrem Löffel herumwedelte und ihr wohl irgendwas zu erzählen schien. Als die Tür hinter mir zufiel, sahen beide zu mir. Ich setzte mich neben Ruby und fragte mitfühlend: „Wie geht's dir?" Alles was zurück kam, war ein unverständliches Genuschel, weil sie ihren Löffel im Mund hatte. Aber da ihr wieder die Augen tränten, nahm ich an, dass es so viel hieß wie Schlechter als Reiner nach der Rückeroberung von Shiganshina. „Naw. Das wird wieder. Ganz sicher", erwiderte ich und strich ihr über den Rücken. Sie stopfte sich einen weiteren Löffel in den Mund und brabbelte wieder etwas Unverständliches. „Ach, was. Ich habe doch schon gesagt, du sollst nicht so negativ sein. Es wird bestimmt alles gut", gab ich einfach darauf zurück. Hanji sah mich unterdessen ungläubig an und warf ein: „Sag nicht, du verstehst das." Ich zuckte mit den Schultern. „So halb zumindest." „Ihr zwei seid mir ja welche", lachte Hanji und fuhr dann weiter: „Ich wollte Ruby eben vorschlagen, dass wir zwei einen Ausflug in die Stadt machen könnten."

Abwartend sahen wir zu Ruby, die mit einem weiteren Löffel im Mund irgendetwas dahergrummelte, dann einmal von oben bis unten auf sich deutete und dann weiter in ihren Löffel nuschelte. „Mach dir keine Sorgen. Wir bekommen dich schon wieder hin", winkte nun Hanji ab und ich mahnte noch: „Aber lasst euch von Levi nicht erwischen." Das wurde einfach abgewinkt und ich aß seufzend mein Essen.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt