68. Die Levi'sche Gruppentherapie

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Nach etwas mehr als zwei Wochen dümpelte der Teamspirit noch immer auf dem Meeresgrund herum, weshalb Levi das Problem an der Wurzel packte und seine ganz eigene Konfliktlösungstechnik benutzte. Das Ganze sah dann so aus, dass er Ruby und mich mit Jean am Generalreinigungstag, wie unser Vorgesetzter es nannte, zusammen zum Dachboden putzen einteilte und die einzige Tür, die von diesem nach unten führte, zusperrte. Natürlich waren wir alle drei nicht sonderlich erfreut, weshalb wir, aber vor allem Ruby und ich, der geschlossenen Tür erst einmal eine halbe Stunde lang Schimpfwörter und Beleidigungen entgegenwarfen, bis Jean meinte: „Ihr wisst schon, dass der Hauptgefreite schon längst weg ist, oder?" „Ja, na und?", fauchte Ruby den gleichaltrigen an, stapfte an ihm vorbei und griff im Gehen so energisch nach einem Lappen und einem Wassereimer, dass sie gleich einmal ein Viertel des Inhaltes auf dem Boden verteilte. Da der Boden allerdings ohnehin gewischt wurde, war das jetzt nicht allzu tragisch. Schnaubend ging ich meiner Freundin nach und schnappte mir den zweiten Kübel, sowie einen Lappen. Schweigend begannen wir zu putzen und auch Jean machte sich schließlich seufzend an die Arbeit.

Wir verrichteten unsere Arbeit einige Stunden schweigend, bis Jean sich räusperte. Da wir uns allerdings nicht die Mühe machten, ihn eines Blickes zu würdigen, begann er einfach zu sprechen: „Ähm, Ruby, ich ... ich habe noch was von dir. Ich dachte, du willst es wieder haben." Wir unterbrachen unsere Arbeit und sahen skeptisch zu dem verlegen auf den Boden schauenden jungen Mann, welcher uns Rubys Handy entgegenstreckte. Schnaubend ging Ruby auf die Pferdefresse zu, riss ihm das Kommunikationsgerät aus der Hand und stopfte es, ohne ihm ein Wort zu schenken, in ihre Jacke, bevor sie weiter mit mir die Regalbretter entstaubte. Den Geräuschen nach wandte sich auch Jean wieder seufzend seiner Arbeit zu und wir verfielen wieder in Schweigen.

Allerdings dauerte es nicht lange, bis Ruby, ohne von ihrem Tun aufzuschauen, fragte: „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, mich zu küssen?" Überrascht schaute ich meine Freundin an und drehte mich schließlich abwartend zu Jean, während Ruby ihre Arbeit nach wie vor nicht einstellte. Der Angesprochene unterbrach das Putzen eines anderen Regals und drehte sich zu uns. Er schaute überrumpelte zu Ruby, ehe er sich fasste. „Na ja, du hast da eine ganz schöne Menge an Bilder von mir auf deinem Dingsda." Mir klappte der Mund auf. DAS war der Grund? Was ... Wieso ... Wie dumm und eitel kann man sein? Auch Ruby drehte sich schwungvoll zu dem Trottel uns gegenüber und schaute ihn ungläubig an. Erzürnt depperte sie den schmutzigen und nassen Lappen auf das eben geputzte Regal und echauffierte sich, die Hände in die Luft werfend: „Ich habe doch auch von Connie Bilder. Und Armin und von Levi. Bist du dumm?!" Danke, meine Rede.

Nun da Ruby einen recht ausfallenden Ton draufhatte, stieg Jean natürlich mit ein und erwiderte mit einer Mischung aus Wut und Überlegenheit: „Aber die haben keinen eigenen Ordner ... Album ... du weißt, was ich meine!" „Das ist der dämlichste Grund, den ich je gehört habe", warf ich skeptisch und noch recht ruhig ein, woraufhin Ruby gleich zurückgeschrien bekam: „Was ist, wenn du in den 2 Jahren, in denen ihr uns nicht gesehen habt, eigentlich deine Gefühle für Connie verloren hast und dir jetzt nur etwas einredest? Ha? Schon einmal daran gedacht?" Ruby sah einfach nur geschockt zu dem Trampel und schien nichts zur Erwiderung parat zu haben, weshalb ich kurzerhand übernahm: „Hör auf ihr irgendeinen Blödsinn einzutrichtern. Sie war immer glücklich mit Connie und sie wird es immer sein." „Das sah mir letztens aber ganz anders aus", konterte er und mir blieb kurz die Luft weg. Wie dreist dieser Hohlkopf doch war. „Na und?! Ich glaube kaum, dass es eine Beziehung ohne Missverständnisse und Streitereien gibt. Mit etwas Zeit hätten sie sich wieder vertragen", erwiderte ich sauer, woraufhin abfällig zurückkam: „Tz. Na klar." Wie konnte ER es wagen, Levis patentiertes „Tz" zu verwenden? Das bedeutet Krieg!

„Behalt dir dein dämliches „Na klar", du feiges Wiesel. Immerhin hast du den Streit zwischen den zweien überhaupt erst ausgenutzt, um dich an meine Freundin ranzumachen. An die feste Freundin deines besten Freundes wohlgemerkt. Nennst du so etwas Freundschaft? Dem besten Freund die Freundin auszuspannen?", knallte ich ihm beinhart hin, woraufhin er mir leicht verzweifelt entgegenbrüllte: „Ich habe auch Liebe verdient!" Wirklich? „Aber doch nicht von ihr!", gab ich zurück und zeigte auf Ruby, bevor ich fortfuhr, „Nicht, solange sie in einer Beziehung ist! Du hättest ja auch einfach dein kleines Häufchen Mut zusammenkratzen können und mit Ruby über deine Gefühle reden. So wie JEDER ANDERE MENSCH AUCH! Aber nein! Der werte Herr muss ja noch jede zwischenmenschlich Beziehung, die er hat, in Scherben legen." So. JETZT bin ich fertig. Selbstzufrieden zog ich meine Uniformjacke zurecht und nahm mit Ruby wieder meine Arbeit auf, während Jean mir einfach sprachlos nachsah. Tja, um sich mit mir auf eine Debatte einzulassen, fehlt dir noch einiges an Niveau.

Den restlichen Tag reinigten wir schweigend den Dachboden. Jean und Ruby waren in Gedanken versunken und ich wollte meine Freundin nicht da herausreißen und mit Jean war ich für heute sowieso fertig. Als die Dachbodentür mit einem Klicken aufgesperrt wurde, stellte ich die letzte Schachtel an ihren Platz. Levis Rumgemecker über unsere Putzkünste ertrugen wir ebenfalls schweigend, bis wir endlich entlassen wurden. Das Abendessen ließ Ruby aus und so wie sie dreinschaute, wollte ich sie nicht alleine lassen, weshalb ich wehmütig ebenfalls das Abendessen ausfallen ließ.

In unserem Zimmer plumpste Ruby auf ihr Bett, als wäre sie einen Marathon gerannt. Seufzend setzte ich mich neben sie und fragte: „Also, gut.Was geht dir durch den Schädel?" Aus trüben Augen sah sie mich an. „Was ist, wenn Jean recht hat und ich mir meine Gefühle für Connie nur einrede?" Leicht entsetzt schaute ich zu meiner Freundin. „Lass dir von Jean nichts eintrichtern, ja? Die einzige Person, die weiß, was sie fühlt und was nicht, bist du. Okay?", meinte ich und zog Ruby zu mir. Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und bestätigte, schon wieder weit weg mit ihren Gedanken: „ Mhm."

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt