Als ich mit dem Essen fertig war, brachte ich mein Geschirr weg und wollte mich eigentlich schleunigst still und heimlich im Weinkeller verstecken, allerdings kam es dazu nie. Kaum steuerte ich auf die Kellertür zu, wurde ich schon angesprochen: „Toll! Du bist fertig. Dann können wir ja los." Ich hatte mich noch nicht einmal richtig zu Hanji umgedreht, da bekam ich schon meinen Mantel in die Hände gedrückt. Fröhlich marschierte sie bereits zum Ausgang und ich schmiss mich seufzend in meinen Mantel, bevor ich ihr hinterherdackelte.
Als ich nach draußen trat und meine Schuhe im Schnee standen, fröstelte ich kurz, hatte aber keine Zeit mich darum zu kümmern, da Hanji einfach schnurstracks auf ihr Ziel zuhielt. Eigentlich könnte ich jetzt einfach umdrehen und leise verschwinden. Überlegend sah ich schon zurück zur Tür, da erklang abermals Hanjis Stimme: „Na, komm schon! Du schlägst ja Wurzeln!" Verdammt! Mit angesäuerter Miene stapfte ich Hanji in den Wald nach und fand mich keine fünf Minuten später vor einem Haufen von Planen, die an den Bäumen befestigt waren. Hanji hielt mir eine Plane zur Seite und ich nuschelte ein „Danke", während ich an ihr vorbeiging. Ich stellte mich partout neben Moblit, der möglichst weit von den zwei Titanen, die in der Mitte befestigt waren, entfernt stand und die gerade laufenden Experimente beaufsichtigte. „Hey", grüßte ich und unterdrückte ein Zähneklappern. Heute war es aber auch scheißkalt. Der braunhaarige warf mir nur ein grüßendes Nicken zu, richtete seine Aufmerksamkeit aber dann sofort auf seine Vorgesetzte. Wenn ich nicht wüsste, dass er unsterblich in Hanji verliebt war, wäre ich jetzt beleidigt.
Kaum hatte er Hanji gesichtet, ging er ihr entgegen und fragte: „Abteilungsführerin Hanji, müsstest du nicht bei der Besprechung sein?" Als die anderen Soldaten ihre Vorgesetzte ebenfalls bemerkten, zogen sie sich von den Titanen zurück und unterbrachen die Experimente. Ohne ihren Untergebenen sonderlich viel zu beachten, schritt sie abwinkend an ihm vorbei. „War mir zu langweilig", meinte sie mit der Hand fuchtelnd, ehe sie sich zu mir stellte und diese Tada-Geste machte. „Darf ich vorstellen: Siegfried", machte sie mich mit einem Zehn-Meter-Titanen bekannt, der blonde Haare hatte und mich aus grünen Augen anglubschte, „Und das ist ..." „Lass mich raten ... Brunhilde?", unterbrach ich sie und betrachtete den zweiten Titanen. Ich schätzte ihn auf knapp fünf Meter und er hatte irgendwie weibliche Gesichtszüge. Hanji sah mich kurz überrascht an. Dann wandte sie ihren Blick dem Fünf-Meter-Titanen zu und überlegte: „Eigentlich heißt er Antonio, aber irgendwie passt Brunhilde wirklich besser." Sie reduzierte den Abstand zu Antonio auf etwa drei Meter und breitete die Arme aus, während Moblit sie schon wieder voll in seiner Rolle anschrie, dass sie nicht so nah herangehen sollte. Aber er wurde wie immer nicht beachtet. „Mit der Kraft meines Amtes benenne ich dich um in ... Brunhilde", rief sie und ich fragte mich einfach nur, welche Kraft ihr ihr Amt denn gab, geschweige denn welches Amt sie überhaupt innehatte.
„Klasse", meinte ich nüchtern und klatschte die Hände zusammen, „Können wir jetzt gehen?" „Du willst schon gehen?", fragte mich die Wissenschaftlerin überrascht und sah ein wenig traurig aus. Ich schlurfte auf sie zu, hielt etwa einen Meter vor ihr an und zog sie in meine Richtung. Ich würde nicht näher als nötig an diese Dinger herantreten. Als Hanji keine Armlänge mehr von mir entfernt war, hielt ich sie an den Schultern fest und sah sie eindringlich an. „Hanji. Ich finde deine Titanen toll. Aber nach dem Debakel mit deinem spanischen Spritzgebäck das letzte Mal habe ich nicht das größte Vertrauen in die Sicherheitsmaßnahmen. Außerdem ist es arschkalt und mir frieren die Zehen ein", begann ich und ging ein wenig ins Jammern über. Mir war kalt. Meine Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen ignorierte sie vollkommen, weshalb mitleidig zurückkam: „Aw, komm wir machen uns einen warmen Tee." Hanji legte mir einen Arm um die Schultern und zog mich aus der improvisierten Operationsbasis. „Weitermachen!", rief sie noch über ihre Schulter und ließ die Plane hinter sich zufallen.
Zurück im Hauptquartier brachten wir unsere Mäntel zurück in unsere Zimmer und ich wechselte auch meine Schuhe und Socken. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet, heute noch Schnee zu stapfen, deshalb hatte ich schlichtweg die falschen Schuhe an und deswegen waren jetzt auch meine Schuhe und Socken durchnässt. Als ich fertig war, ging ich zurück in die Kantine, wo Hanji bereits mit zwei Kannen und zwei Tassen saß. Ich ließ mich ihr gegenüber nieder und sah irritiert auf die zweite Kanne. „Meinst du nicht, EINE Kanne für uns zwei würde reichen?", fragte ich und schenkte mir ebenfalls eine Tasse ein. Hanji sah von ihrem Notizbuch auf, in dem sie eben noch herumgekritzelt hatte, und sah von mir zur Teekanne, ehe sie erklärte: „Ach was, die andere Kanne gehört Levi." Ich stellte die Kanne überrascht ab. „Ist die Besprechung etwa schon vorbei? Ich dachte, die würde den ganzen Tag gehen", forschte ich weiter und begann meinen Tee zu pusten. „Ohne die ganzen Kommentare von der Brillenschlange, waren wir um einiges schneller fertig", ertönte plötzlich die liebliche Stimme meines Vorgesetzten, sodass ich erschrocken zusammenzuckte und mir den heißen Tee über die Hand kippte. Um nicht laut aufzuschreien, kniff ich die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander. Tief atmete ich aus und ein, bis der Schmerz verging und ich ein Taschentuch aus meiner Jacke fummelte. So hatte ich mir den Tag definitiv nicht vorgestellt.
„Verstehe", presste ich mürrisch heraus und trocknete mir die Hände. „So viel rede ich jetzt auch nicht", maulte Hanji, während Levi sich mit einem Sicherheitsabstand zu seiner Arbeitskollegin und einer Teetasse in der Hand auf die Bank gegenüber fallen ließ. Sagst du. Genau in dem Moment, in dem ich an diese zwei Wörter dachte, kamen sie aus Levis Mund: „Sagst du." Während ich mir äußerlich nichts anmerken ließ, fuchtelte ich gedanklich mit meinen Händen herum und versuchte irgendwie dieses Wie? Gedankenlesen? So offensichtlich? zusammenzufassen. Daraufhin kam von Hanji nichts weiter und so saßen wir einige Zeit schweigend nebeneinander. Das war das erste Mal, dass ich erlebte, dass Hanji in einem Zustand war, den man als beleidigt bezeichnen konnte.
Irgendwann schaute Hanji interessiert hinter mich, während Levi auf denselben Fleck mit gehobener Augenbraue sah. Verwirrt drehte ich mich um, entdeckte aber nichts, was so interessant war. Als ich mich wieder nach vorne drehte, hatte Hanji eines ihrer gruseligen Grinsen im Gesicht und ehe ich mich versah, hatte sie mir eine Augenbinde umgebunden. „Äääh, werde ich jetzt gekidnappt oder was soll das werden?", fragte ich verunsichert. „Das wirst du gleich sehen", kam fröhlich von der Wissenschaftlerin, deren Stimme direkt neben meinem Ohr erklang. Sie zerrte mich hoch, half mir über die Bank und schob mich dann in eine Richtung. Dabei blieb mir gar nicht die Zeit mich zu fragen, woher Hanji die Augenbinde hatte.
„Achtung, da kommen jetzt ein paar Stufen", kam der Hinweis und irgendwie stolperte ich mit Hanji die Treppen hoch. Als es eben wurde, fragte ich ins Blaue hinein: „Levi? Bist du da?" Irgendwo schräg hinter mir erklang ein zustimmendes Brummen und ich seufzte erleichtert. „Vertraust du mir etwa nicht?", fragte Hanji direkt neben mir und ich erwiderte: „Mh, na ja. Eigentlich schon. Aber wenn ich mit Augenbinde irgendwo herumlatsche, nicht mehr allzu sehr. Das soll nicht persönlich gemeint sein, aber deine Koordination ist manchmal noch schlechter als meine." Ich wusste nicht, wieso ich Levi in dieser Hinsicht mehr vertraute. Immerhin traute ich ihm genauso zu, dass er mich einfach voll Kanne gegen eine Wand rennen ließ. Okay, jetzt habe ich Angst.
Verlegen lachte die Wissenschaftlerin und stimmte mir zu: „Ist wohl leider wahr." Und, schwupps, knallte ich mit der Schulter gegen eine Kante. Und zwar mit Schwung. „Au!", schrie ich kurz auf und schon entschuldigte sich Hanji, während Levi seinen Senf dazugab: „Tz. Du sollst sie anleiten und nicht verstümmeln, Vierauge." Die Begegnung mit der Ecke war zwar nicht gerade sanft, aber verstümmeln war doch etwas hart, finde ich. „War nur halb so schlimm", meinte ich und erlaubte mir noch einen Moment meine schmerzende Schulter zu reiben.
Während ich durch die Gegend geführt wurde, herrschte Stille, die nur ab und zu von dem ein oder anderen Hinweis auf die Bodenbeschaffenheit oder etwaige Richtungsänderungen unterbrochen wurde. Irgendwann vernahm ich das Klicken einer Türschnalle und mir wurde die Augenbinde vom Kopf genommen.
„ÜBERRASCHUNG!"
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...