Einfach nur stinksauer und nur milde verängstigt sah ich dem Titanen in die tiefblauen Augen. Dieser Moment verging schleichend langsam und war vermutlich nur knapp fünf Sekunden lang, aber für mich fühlte es sich an wie eine kleine Ewigkeit. Ich begann diese menschenfressende Bestie vor mir schon richtig interessant zu finden, da brüllte mich das Vieh an, sodass ich nun auch noch von oben bis unten mit Titanenspucke voll war und mein Trommelfell einen ordentlichen Schaden hatte. Ich verschränkte einfach nur die Arme und schrie zurück: „Ist das widerlich! Nimm das nächste Mal gefälligst vorher ein Pfefferminz!" Unbeeindruckt schnappte sich das Vieh meine Beine und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, während ich wie ein Pendel kopfüber mit verschränkten Armen herumbaumelte. „Und was soll das jetzt werden? Jurassic World für Arme, oder was?", meinte ich genervt. Der Titan hob mich auf seine Augenhöhe und musterte mich erneut. „Wehe, du fängst jetzt an mich als Barbiepuppe zu benutzen. Dann werde ich wirklich sauer", grummelte ich. Der Titan hob mich noch ein Stück, legte den Kopf in den Nacken und öffnete sein Maul. Dann Adieu schöne Welt. Ich hasse dich. „Toni!", hörte ich Ruby kreischen. Verwirrt sah ich mich um und entdeckte sie, wie sie auf mich zulaufen wollte, aber von Connie zurückgehalten wurde. Und das Ganze tränenüberströmt. Naw, dich werde ich vermissen, Süße. Und meine Katzen. Und Armin. Und den Rest vom Team. Ich muss zugeben, ich werde sogar Jean vermissen. Und Hanji. Und Erwin. Und Levi. Man, ich will jetzt nicht sterben!
Im Wandel meiner Sinne begann ich plötzlich zu schreien: „VERDAMMT LEVI! ICH NEHM'S ZURÜCK! MACH DIR DOCH SORGEN UM U... Ahh!" Während ich so am Rumschreien war, hatte mich der Titan losgelassen und ich sauste wie ein Torpedo auf seinen Schlund zu. Doch als ich schon dachte, jetzt wäre alles zu spät, wurde ich von irgendetwas gerammt. Bei der Wucht hätte ich fast auf ein Flugzeug gewettet, aber da es die hier ja nicht gab und ich mich nun an einem Menschen festklammerte, konnte ich das ausschließen. Als ich den Boden mit rasender Geschwindigkeit auf mich zukommen sah, kniff ich die Augenlider zusammen. Mit einem knochenbrechenden Tempo setzten mein Retter und ich auf dem Boden auf und überschlugen uns ein paar Mal.
Blinzelnd schlug ich die Augen auf und hievte mich auf die Bein. Schweratmend sah ich mich um. Überall lagen Körperteile herum und das Gras hatte durch das Blut und die nächtlichen Lichtverhältnisse ein schwarze Farbe angenommen. Einige Meter von mir entfernt stemmte sich ebenfalls jemand mit einem grünen Umhang auf. Zu meiner wenigen Verwunderung war es Levi. Der tauchte aber auch wirklich überall auf. Vollgepumpt mit Adrenalin sprintete ich zu ihm und warf mich auf ihn. Wir schlitterten etwa fünf Meter über das nasse Gras und entkamen so um Haaresbreite der Hand des Titanen, der mich eben noch als Mitternachtssnack verspeisen wollte. Levi und ich rappelten uns wieder auf und ich meinte: „So, jetzt sind wir quitt." Er sah mich einfach nur an und ich konnte nicht ganz sagen, was als nächstes kommen würde. Doch ohne ein Wort, hakte er sich in den angreifenden Titanen und brachte ihn in wenigen Sekunden zur Strecke. Ungebremst fiel er nun wieder in Richtung Boden und rollte sich elegant ab. Wieder neben mir, klopfte er auf seine Gasflaschen und stellte fest: „Leer." In einer flüssigen Bewegung machte ich meine Gasflaschen los und hielt sie ihm hin. „Nimm meine. Die waren noch halbvoll als meine Ausrüstung angefangen hat zu streiken." Ohne zu fragen, wechselte er die Gasflaschen in Windeseile. Allerdings stapfte ein Titan genau auf uns zu und hob schon den Fuß, um uns zu Sülze zu zerquetschen als Levi erst mit einer Gasflasche fertig war. Wie sehr kann man vom Schicksal eigentlich gehasst werden? Kurzentschlossen packte ich meinen Vorgesetzten am Arm und zog ihn zur Seite. Als der Fuß einen Meter neben uns aufsetzte und leicht verwundert von Levi angeschaute wurde, stellte ich fest: „So, und JETZT bist du mir was schuldig."
Levi schüttelte nur seinen Kopf und beendete seine Arbeit, ehe er mich einfach packte und über die Schulter warf. Während er sich auf den Weg zur Burg zurück machte, bewunderte ich die Aussicht, die ich nicht hatte. Und eigentlich konnte ich nur vermuten, dass er zurück zur Burg schwang, immerhin sah ich nur seinen Rücken! „Das ist echt unbequem", schrie ich Levi über meine Schulter zu, einfach weil mir ehrlich gesagt langweilig war. „Du kannst ja laufen", kam gegen den Wind zurück und ich klammerte mich um seinen Bauch und bettelte: „Lass mich bloß nicht hier! Bitteeeee!!!" Schon lustig wie schnell ich es schaffte von „Meine Güte ist das alles langweilig" zu „Mami!" zu wechseln.
Levi setzte auf der Mauer auf, während ich dabei fast die Brüstung ins Gesicht bekam und mir die Zähne ausschlug. Ja, wirklich sehr fürsorglich. Mit einem „Runter" ließ mich der schwarzhaarige einfach seitlich von seiner Schulter rutschen, wie ein Sack Mehl und ich kam mit einem Keuchen und einem platschenden Geräusch auf. Mir die Rippen reibend hebelte ich mich an der Brüstung hoch. Wie mir der Blick auf die Ebene vor der Burg verriet, waren wir wohl zwei der letzten Lebenden, die bis eben noch nicht wieder zurück waren. „Toni!", hörte ich den Ruf meiner Freundin. Ich drehte mich mit einem fix und fertigen Lächeln zu Ruby, die mit nassen Haaren auf mich zugeeilt kam. Wow, das war wahrscheinlich Duschrekord. Im Schlepptau hatte sie den Rest der Einheit plus Hanji.
Ruby machte schon Anstalten mich zu umarmen, verzog aber zwei Meter vorher das Gesicht und deutete auf meine Erscheinung: „Uäh, was hast du da überall kleben?" „Das wüsste ich auch gerne", grummelte Levi, der soeben denFleck auf seiner Schulter angeekelt betrachtete, den ich hinterlassen hatte.„Das weiß ich auch nicht so genau. Ich bin in einem Haufen Innereien gelandet, aber es ist auf alle Fälle Blut und Titanenspucke ... was der Rest ist, das möchte ich, glaube ich, selbst nicht wissen." Meine Aussage führte zu verlegenen Lachern. „Wir sind alle echt froh, dass ihr überlebt habt, aber vielleicht solltet ihr zwei lieber duschen gehen. Ihr seid ein einziger Schleimklumpen", meinte Hanji belustigt und deutete auf Levi und mich. Ich sah an mir herunter und unter mir sammelte sich langsam eine schwarze, komisch zähflüssig Lacke. „Wah, ist das eklig", stieß ich aus und versuchte den Würgereflex zu unterdrücken. Als ich einen Schritt nach vorne machte, quatschte es so richtig schön widerlich als würde man in Schlamm spazierengehen. Oh Gott, ich glaube, ich kotz gleich wirklich. „Iiiihhh, ist das widerlich!", rief Ruby aus und ging zur Seite, dass ich ungehindert die Treppe nach unten konnte. Als ich an ihr vorbeiging, gab sie mir noch den freundschaftlichen Rat mit zugehaltener Nase: „Vielleicht solltest du gleich mit dem Gewand duschen gehen ... oder dich in eine Autowaschanlage stellen." „Haha, wirklich lustig", erwiderte ich sarkastisch und schlenderte platschend in die Gemeinschaftsdusche. Zu meinem Glück war niemand drin, sodass ich entspannt jeglichen Schleim abwaschen konnte. Ich sag's euch, wie ich gesehen habe, was da für eine rotbraune Masse in den Abfluss lief, hätte ich fast dazugereihert und hab mich dann noch dreimal abgeschrubbt, bis ich rot wurde.
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...