87. Jetzt geht's loos! Jetzt geht's loos!

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Am Tag des Aufbruches durften wir ausnahmsweise einmal länger schlafen, bevor wir uns in die Uniform werfen mussten und zur blitzblank geputzten Kantine gingen, wo eine recht freudige Aufbruchstimmung herrschte. Unglaublich wie sehr die alle drauf aus waren abzukratzen. Danach wurde ein drittes und viertes Mal kontrolliert, ob die Vorräte reichten und ob alles in Takt war. Keiner wollte die Operation dem Zufall überlassen, weshalb Levi am Nachmittag als wir uns alle ausrüsteten auch zehn Mal fragte, ob die Klingen scharf, die Gastanks voll und die Funktionen der Manöver einwandfrei waren. Der Mann konnte richtig nervig werden, wenn er sich Sorgen machte. Beim zehnten Mal bekam er deshalb von Ruby nur noch ein genervtes „Levi!".

Nachdem dann endlich alles doppelt und dreifach überprüft worden war und alles anscheinend in zufriedenstellenden Zustand war, brachen wir endlich zur Außenmauer von Trost auf, um uns mit den Aufzügen über die Mauern bringen zu lassen. Ich sag euch, das war das Highlight meines ganzen Lebens. Dort zu stehen. Im Schatten. Und zu warten, bis die Aufzüge aufgebaut waren, ... eine Division, bestehend aus etwa 200 Mann ... mit Pferden ... auf dieser dämlichen Mauer stand ... und auf der anderen Seite wieder hinuntergelassen wurde. Das war der Spaß meines Lebens.

Während ich mit Ruby auf der Mauer stand und wartete, dass wir endlich auf der anderen Seite wieder hinunterkonnten, murmelte ich: „Das ist so öde." Gelangweilte schaute ich nach unten auf die versammelten Menschen, die uns Anfeuerungen nach oben riefen. Immerhin irgendjemand der seinen Spaß an der Sache hatte. „Aw, not for long", versuchte mich meine Freundin zu trösten und tätschelte mir die Schulter. Ich hob nur eine Augenbraue und zweifelte fürs erste an ihrer Aussage. Seufzend wollte ich wieder die Mauer hinunterschauen, da brüllte unser Idiotentrio, also Connie, Sasha und Jean, den Menschen entgegen: „VERLASST EUCH AUF UNS!!!" Überrascht sahen wir zu den dreien, während sich auf unserer anderen Seite die Abteilungsführer Dirk und Harold darüber unterhielten, wann der Aufklärungstrupp das letzte Mal mit so viel Unterstützung verabschiedet wurde.

Ich schüttelte verständnislos den Kopf als Harold und Dirk gerade mit Erwin zu dem Schluss kamen, dass das noch nie der Fall gewesen war. Das nahm Erwin dann gleich einmal zum Anlass seine Faust in die Höhe zu schleudern und zu brüllen, was meine Aufmerksamkeit nun auf unseren Kommandanten richtete. Nein, keine große Rede oder so etwas ... einfach nur ein motiviertes Brüllen. Ich muss ja sagen, dass Erwin vor einer Expedition meistens zu brüllen anfing, aber diesmal schaute selbst Levi dumm. Und das heißt schon was.

Nachdem die Menge am Fuß der Mauer ebenso motiviert zurückbrüllte, kam doch noch Erwins Schlachtruf: „Die Mission zur Rückeroberung der Mauer Maria startet jetzt!" Dabei zog er seine Klinge und reckte sie in Richtung Außenwelt. „Pass auf, gleich sticht er jemanden aus Versehen ab, wenn er so weitermacht", murmelte ich und Ruby schüttelte den Kopf: „Ne, Erwin doch nicht ... hoffe ich halt."

Ab diesem Zeitpunkt ging alles ganz flott. Innerhalb einer Viertelstunde waren alle Soldaten samt Pferden von der Mauer nach untern verfrachtet worden und keiner wurde von Erwin abgestochen. „Warum nicht gleich so?", fragte ich und schwang mich auf Kara, während Ruby mir bereits auf dem Pferd sitzend antwortete: „Weil Baum." Ich seufzte nur und wartete auf den obligatorischen Startbefehl. „RÜCKT VOR!!", schrie unser Kommandant an der Spitze und damit galoppierten wir in den Sonnenuntergang.

... Wäre ein tolles Ende nicht? ... Wäre nämlich auch toll gewesen, wenn wir in dem Tempo die Nacht durchgeritten wären. Aber nein, als wir einen Wald vor Shiganshina betraten, kam der Befehl zum Absitzen. Wir kramten die Lampen mit dem leuchtenden Erz heraus und betraten den Wald zu Fuß. Warum genau wir den nicht im Reiten durchquerten, war mir ein Rätsel. Aber wer war ich schon, dass ich die Entscheidungen unseres leicht irren Kommandanten in Frage stellte. Alles war still, da kaum einer sprach. Den Rest unserer Teamkollegen hatten wir auf dem Weg hier her in der Menge verloren und irgendwie hatten wir es geschafft bei Hanji und Levi zu landen.

„Ich finde dieses Zeug ja unheimlich interessant", stellte ich  fest und sah von der Seite auf die Lampe in Rubys Hand. „Leuchtende Steine gibt es bei uns nämlich nicht", erklärte ich, „oder zumindest leuchten sie nicht so, dass man sie als Taschenlampe verwenden kann." „Uns war dieses Material ja ebenfalls bis voriges Jahr unbekannt, aber jetzt erleuchtet es unser Leben", grinste Hanji im Halbdunkel zu mir, woraufhin Ruby und ich leicht zu lachen anfingen. „Das war gut", kicherte meine Freundin und Hanji verbeugte sich, „Danke, danke." „Hey. Konzentriert euch", wurden wir von Levi ermahnt, woraufhin unser Lachen zu einem Schmollen wurde. Nicht mal ein wenig Spaß gönnt er uns.

Wir gingen einige Zeit in Schweigen gehüllt weiter, bis Hanji die Still kurz unterbrach: „Ich werde mal nach Eren sehen." Levi, Ruby und ich verabschiedeten uns mit einem Nicken von ihr und schon war sie nach hinten verschwunden.

Nach kurzer Zeit hatte Dirk Hanjis Platz eingenommen und ging schweigend neben Levi her. „Tonia? Darf ich dich vollquatschen?", fragte Ruby irgendwann in die Stille und ich sah überrascht zu ihr. „Du darfst mich doch immer vollquatschen. Das weißt du", erwiderte ich und Ruby wollte anfangen zu erzählen, da warf Levi zuvor noch ein: „Aber wehe du quatscht mich voll." Wir wandten uns beide unserem Vorgesetzten zu und Ruby erwiderte: „Hatte ich nicht vor." „Gut", kam zurück und Ruby und ich schüttelten verständnislos unsere Köpfe. Als ob wir nicht wissen würde, dass er es hasste, vollgequatscht zu werden.

„Wenn das hier vorbei ist, müssen wir zusehen, dass wir eine Lösung für Staffel vier finden", meinte meine Freundin und sah mich bedeutungsvoll an. „Du meinst, dass Eren ein unsympathischer Menschenhasser wird und lauter Fehlentscheidungen trifft?", fragte ich nach und sie nickte. „Ja, du hast recht. Das könnte ein Problem werden", grübelte ich und Ruby erwiderte: „Genau. Außerdem verdient Eren auch ein gutes Ende." Ich schaute skeptisch zu Ruby und widersprach: „Nein, tut er nicht. Er ist ein Idiot." „Toni!", kam daraufhin vorwurfsvoll zurück, „Seriously?" Ich kicherte: „Nein, tut mir leid, aber ich fand's leider zu lustig", ich wurde ernst und fügte hinzu, „Aber er ist ein Idiot." Ruby seufzte und überdrehte die Augen, ehe wir wieder schwiegen.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt