79. Levi, dieser kaltblütige Trainingsgnom

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Am nächsten Morgen waren, wie zu erwarten, unsere fünf Saufnasen nicht sonderlich zu gebrauchen. Alle außer Ruby waren verkatert, aber meine Freundin schlief dafür während dem Laufen schon fast ein. Aber wer jetzt glaubte, Levi wäre so nett und würde das Training deswegen abbrechen, hatte sich gewaltig geschnitten. Nein, trotz der Tatsache, dass nur drei von acht Personen richtig bei der Sache waren, wurde das ganze Training beinhart durchgezogen. Anscheinend konnte Levi sinnlose Tode noch weniger leiden als Gejammer.

Deswegen wurde Connie heute auch fast von Erens Titan erschlagen. Denn irgendwie war Levi auf die geniale Idee gekommen, Eren als Trainingsrequisit zu verwenden. Nur leider wusste anscheinend keiner, dass wenn Eren in seiner Titanengestalt einschlief, sein ganzer Titan ebenfalls schlief. Weshalb diese Riesenpappnase einfach nach vorne kippte, sobald er sich verwandelt hatte und Connie, der von seinem Kater total benommen vor Eren stand, einfach plattiert hätte. Zum Glück handelte Mikasa schnellgenug und fischte ihn noch gerade so aus der Falllinie dieser Schnarchnase. Sasha stand währenddessen etwas abseits und ihr Kinn lag auf ihrer Brust. Die Schlafende fuhr hoch als Eren mit einem Donnern seine Umrisse in die Trainingsfläche stanzte. Mikasa setzte Connie auf den Boden ab und sein einziges Problem war zurzeit, dass seine Kopfschmerzen aufgrund des Krachs wohl gerade explodierten. So kann das doch nicht weitergehen!

Natürlich würde es sich wohl kein Soldat trauen, sich bei dem Hauptgefreiten zu beschweren. Nun ja, kein Soldat außer Ruby und mir. Und da Ruby ja zum aktuellen Zeitpunkt einfach nur neben der Spur am Boden hockte und Eren anglotzte, als wäre diese riesenhafte Gestalt aus dem Nichts aufgetaucht – war sie zwar auch, aber eigentlich hätte ich erwartet, dass Ruby das bewusst war – übernahm ich mal alleine diesen Part. Ich stapfte leicht sauer auf Levi zu und regte mich auf: „Levi, wenn du so weitermachst, sind deine Leute tot, noch bevor sie überhaupt wissen, wann die Expedition nach Shiganshina ansteht."

Mich trafen die stahlharten grauen Augen und ich konnte mir schon denken was jetzt kam. Sie sind selbst schuld äffte ich in meinen Gedanken und wie zu erwarten, kam so etwas in der Art: „Sie haben ihre Disziplin vergessen. Das ist der Preis, den sie jetzt dafür zahlen müssen." Frustriert schrie ich auf. Das war ja so klar! „Levi, das ist unverantwortlich!", begann ich lauter zu werden, „Sie sind nicht einmal fähig, ihre Aufmerksamkeit länger als eine Minute auf einen Punkt zu richten, geschweige denn ohne Eigengefährdung den 3D-Manöver-Apparat zu verwenden! Sieh sie dir an!" Ich deutete zur Seite auf Ruby und Sasha, die gerade wieder am einnicken waren. Als ich wieder zu meinem Vorgesetzten sah, hatte sich sein Blick noch immer nicht verändert und ich wetterte weiter: „Du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass sie in SO einem  Zustand trainieren? Bei ihrem Glück bricht sich die Hälfte was und kann Shiganshina erst recht abhaken! Und dann ist alles im Arsch!"

Von dem Donnern und der Erschütterung nach draußen gelockt, stand bald das halbe Hauptquartier auf dem Trainingsplatz und starrte mich dabei an, wie ich Levi zusammenbrüllte, den das Ganze nicht die Bohne interessierte, während Mikasa Eren aus dem Titanen befreite und uns so mit Dampf einhüllte.

„... Du bist sowas von ignorant und sturköpfig!", schrie ich mein Gegenüber an, „Ich habe gar kein Wort dafür!" Ich wurde weiterhin einfach nur emotionslos betrachtet, sodass ich endgültig die Nerven schmiss: „Weißt du was?! Du kannst mich mal! Für heute quittiere ich den Dienst! Da mache ich nicht mit! Ich gehe jetzt!" Sauer stapfte ich davon, bemerkte aber auf halben Weg zum Eingangstor, dass ich die Ausrüstung noch oben hatte, weshalb ich wieder umdrehte, an Levi mit einem geknurrten „Kein Wort" vorbeistampfte, die Ausrüstung ablegte und im Lager verstaute.

Als ich wieder aus der Tür kam, meinte ich lautstark: „Jetzt gehe ich!", und marschierte nun endgültig auf das Tor zu, durch das soeben Hanji und Erwin kamen. „Was ist denn hier los?", fragte Hanji verwundert. „Frag doch diesen Dickschädel, der SEIN GANZES TEAM ABMURKSEN WILL!", antwortete ich erst Hanji, drehte mich dann jedoch noch einmal in Levis Richtung und schrie ihm meine abschließende Meinung entgegen, bevor ich mich wieder daran machte, auf mein Zimmer zu trampeln. Dort schnappte ich mir mein derzeitiges Buch und setzte mich mit dem Schreibtischstuhl ans Fenster, wo ich gut beobachten konnte, wie langsam die Schaulustigen begleitet von den Dampfschwaden wieder zurück ins Schloss gingen.

Ich saß eine geschätzte Dreiviertelstunde da und tat irgendetwas zwischen lesen und dumm aus dem Fenster starren, bis die Tür aufging. Interessiert drehte ich mich um und sah wie Ruby die Zimmertür wieder hinter sich zuzog. „Hat Levi das Training jetzt doch abgebrochen?", fragte ich noch immer etwas wütend. Meine Freundin nickte müde und teilte mir noch mit: „Erwin, will dich sehen", bevor sie in ihr Bett plumpste und sich samt Kleidung in die Decke einkuschelte. Ich seufzte, legte das Buch beiseite und ging zu Erwins Büro.

Dort klopfte ich an und ging nach Erwins „Herein" hinein. Schon als ich Levi auf einem der zwei Stühle vor Erwins Schreibtisch sah, ahnte ich, was hier gleich passieren würde. Levi völlig ignorierend ließ ich mich in den leeren Stuhl fallen. „Schieß los", forderte ich den Kommandanten auf anzufangen. „Nun Levi verlangt ...", begann mein Gegenüber und da musste ich schon einmal eingreifen. „Tut mir leid, wenn ich dich unterbreche, aber da haben wir schon den ersten Haken", meinte ich, „Levi VERLANGT ... vermutlich, dass ich mich entschuldige und das ist etwas, das ich sicher nicht mache. Ich habe alles, was ich gesagt habe, ernst gemeint und bereue kein einziges Wort. Außer vielleicht die Beschimpfungen." Demonstrativ lehnte ich mich in den Sessel zurück, während Erwin frustriert seufzte. „Es wäre aber ein sehr hilfreiches Entgegenkommen deinerseits", erwiderte Erwin. Missmutig sah ich zwischen den zwei Männern hin und her und grummelte dann: „Na gut", bevor ich seufzte und mich Levi zuwandte.„Es tut mir leid", brachte ich zwischen meinen Zähnen hervor, setzte aber dann noch mahnend hinten dran, „Du bist aber trotzdem ein Dickkopf." Eine Reaktion gar nicht erst abwartend drehte ich mich zu Erwin und fragte: „Kann ich jetzt gehen?" Kaum war das Nicken da, war ich auch schon aus dem Büro und wieder auf dem Weg zurück in mein Zimmer.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt