Die schönste Art aufzuwachen war doch nun wirklich um vier Uhr morgens durch den eigens gestellten Wecker, der das erste Intro der vierten Staffel Attack on Titan spielte, oder? Ich sage euch: Nein! Aber was sollte ich machen, wenn ich mir in den Kopf gesetzt hatte einen Kuchen backen zu wollen, bevor das Training anfing. Deswegen musste ich jetzt grummelnd meinen Hintern aus dem schön warmen Bett schleppen, nicht die Sprossen hinunterfallen und mein klingelndes Handy ausstellen ... und dann noch Ruby aufwecken. Vom Schreibtisch, auf dem mein Handy lag, schlurfte ich zu Ruby und rüttelte einmal kräftig. Die Reaktion war nur ein Murmeln: „Noch ein bisschen." Fies wie ich war, zog ich meiner Freundin die Decke weg und grummelte: „Du wolltest mir helfen, also schwing deinen Hintern aus dem Bett." Frustriert brummte sie ein paar Verwünschungen, die mich herzlich wenig interessierten und schwang die Füße über die Bettkante.
Im üblichen morgendlichen Schneckentempo zogen wir uns an, machten uns fertig und schlurften über die leeren, dürftig beleuchteten Gänge in die Küche. Dort war unsere erste Amtshandlung einmal sämtliche Kerzen anzuzünden. Danach panschten wir einen provisorischen Kuchenteig zusammen, da uns ja der Zucker fehlte. Während Ruby den mühsam per Hand aufgeschlagenen Eischaum unterhob, suchte ich nach einer Tortenform. Und natürlich gab es in einer Militärküche keine Kuchenform, geschweige denn einen Tortenring. Deshalb musste eine Runde Brotform herhalten. Allerdings erfüllte sie ihre Aufgabe bestens. Danach widmeten wir uns einer einfachen Buttercreme, die wir mit gestampften und passierten Früchten vermengten, um wenigstens etwas Süße hineinzubringen. Bevor wir diese allerdings mit dem Kuchen verheiraten konnten, musste dieser erst auskühlen. Deswegen frühstückten wir erst einmal gemütlich.
Da wir uns beim Essen eine Menge Zeit ließen und den Kuchen an ein offenes Fenster gestellten hatten, waren wir bereit die Torte zu einer Torte werden zu lassen. Schief wie sonst was teilten wir den Kuchen in drei Scheiben und bestrichen zwei Böden mit der Creme. Danach setzten wir alles wieder zusammen und kaschierten unsere schrecklichen Schnitte mit einer ordentlichen Schicht Buttercreme. Dann machten wir noch eine Kanne Tee und waren bereit den Kuchen zu verschenken.
Bester Laune schlenderten wir in den dritten Stock und blieben an einer entscheidenden Kreuzung stehen. „Zimmer oder Büro?", fragte mich Ruby und ich sah von dem einen Gang zum anderen und entschied schließlich: „Büro." Mit einem Nicken ging sie voran. Schnell hatten wir unsere Zieltür gefunden. Ruby sah mich mit der Torte in der Hand an und hatte ihren Du klopfst an-Blick drauf. „Oh nein. Ich war das letzte Mal dran. Jetzt darfst du", erwiderte ich leise, um niemanden unabsichtlich zu wecken. „Aber...", wollte meine Freundin widersprechen, doch ich sah sie über den Rand meiner Brille an, was so viel heißen sollte wie Nix da. Seufzend hob sie die Hand und klopfte gegen das Holz. Mit etwas Verzögerung ertönte das erhoffte „Ja?". Ruby drückte die Tür auf und als ich sie wieder hinter mir schloss, wollten wir schon anfangen „Happy Birthday" zu singen, allerdings wurde dieser Plan umgehend vereitelt. „Einen Moment", kam von dem Schreibtisch, an dem unser Geburtstagskind über ein Dokument gebeugt saß und nicht einmal den Blick hob. Ruby und ich im Anschlag das Lied anzustimmen, konnten einfach nur verwirrt auf den schwarzhaarigen schauen. Hörte der denn nie auf, zu arbeiten?
Levi kritzelte noch etwas auf das Papier vor ihn, ehe er aufsah und in seiner gewohnten Nüchternheit feststellte: „Ach. Ihr seid es." Als wären wir es gar nicht wert, eines weiteren Blickes gewürdigt zu werden, setzte er seine Arbeit fort, während er fragte: „Was wollt ihr?" Ruby und ich wechselten einen abwägend Blick. „Du bist schrecklich", wandte ich mich wieder unserem Vorgesetzten zu und bekam einen entsetzten Blick von Ruby zugeworfen, der etwa gleich kam mit Bist du noch ganz dicht? Levi sah nur augenbrauenhebend wieder zu mir. Ich stellte die Teekanne und die Teller mit der Teetasse auf dem Couchtisch vor dem Sofa ab und umrundete Levis Schreibtisch. Wie selbstverständlich zog ich ihm den Stift aus der Hand, legte ihn feinsäuberlich auf den Schreibtisch und zog den Sessel, auf dem Levi saß, so gut es ging zurück. „Hör auf zu arbeiten, sonst landest du irgendwann im Burn-out", führte ich weiter aus und überwand mich den Hauptgefreiten von seinem Stuhl zu drücken, „Keiner kann den stärksten Soldaten der Menschheit brauchen, wenn er mental kurz vorm Zusammenbruch steht." Ich schob Levi auf sein Sofa zu und drückte ihn auf den Fauteuil daneben. Dass er sich das einfach so gefallen ließ, grenzte dabei wirklich an ein Wunder. „Hier. Iss ein Stück von deinem Kuchen, trink ein Tässchen Tee und pack dein Geburtstags- Schrägstrich Weihnachtsgeschenk aus", meinte ich lächelnd und drückte ihm stets den passenden Gegenstand in die Hand, was Levi ebenfalls alles skeptisch beäugte, „Wir leisten dir Gesellschaft ... und danach kannst du dich mit neuer Energie in den Papierkrieg stürzen." Grinsend hockte ich mich mit zwei Tellern Kuchen auf das Sofa, zog Ruby, die ebenso irritiert schien wie Levi, neben mich und drückte ihr eines der Teller in die Hand. Im Raum herrscht eine drückende Stille, während Levi von uns zu seinem Teller mit Kuchen sah, dann weiter zu seiner Tasse Tee und schließlich zu seinem Geschenk. Mit einem leicht genervten Ausdruck gelangte sein Blick wieder bei uns an und er fragte: „Ich nehme an, ihr werdet nicht allzu bald verschwinden?" Nun schlich sich auch auf Rubys Lippen ein Grinsen und sie schüttelte ihren Kopf. „Nö." Levi seufzte nur und rammte seine Gabel in den Kuchen, sodass ich schon dachte, er wollte ihn abstechen. So begannen wir in unangenehmen Schweigen zu essen.
Als schließlich jeder sein Stück vom Kuchen unten hatte, forderte Ruby den schwarzhaarigen aufgeregt auf: „Los, mach dein Geschenk auf." Augenverdrehend stellte er Teetasse und Teller auf den Tisch und wandte sich dem Haufen Zeitungspapier zu. Er wickelte den Inhalt aus, ohne das Papier auch nur anzureißen, was wirklich bewundernswert war. Als er schließlich mehrere Tüten in der Hand hatte, fragte er: „Was soll das sein?" Grinsend sahen wir den schwarzhaarigen an und ich forderte ihn auf: „Schau hinein, dann weißt du's." Man sah ihm an, dass er sich ein genervtes Aufstöhnen verkneifen musste. Er öffnete die erste Tüte und starrte überrascht hinein. Das Grinsen von Ruby und mir wurde noch breiter als WIR erkannten, dass LEVI erkannte, was sich in der Tüte befand. „Das ist ...", setzte er an, brachte den Satz aber nicht zu Ende. „Alles, was du in dem Teeladen bei uns gekauft hast. Und ich meine wirklich alles", bestätigte ich, woraufhin Levis Mundwinkel verräterisch zuckte. Bei Tee war er eben doch sehr emotional. Als sich allerdings wirklich ein Lächeln auf seinem Gesicht formte, suchte ich blind nach Rubys Hand und flüsterte, ohne Levi aus den Augen zu lassen: „Ruby. Es passiert schon wieder. Er wird sentimental." Ruby flüsterte daraufhin zurück: „I see. Run." Eigentlich wollten wir uns schleunigst mit möglichst wenig Geräuschen aus dem Staub machen, solange Levi auf seinen Tee fixiert war. Wir waren sogar nur noch zwei Meter von der Tür entfernt, da wurden wir am Kragengepackt und zurückgezogen. „Ihr bleibt hier", befahl der Hauptgefreite. Im nächsten Moment fanden wir uns in seinen Armen wieder. Anfangs dachte ich ernsthaft, dass er uns jetzt erdrosseln wollte. Bis ich überriss, dass wir hier gerade umarmt wurden, dauerte es ein wenig. Ab da tätschelte ich dem schwarzhaarigen einfach nur noch den Rücken und erwiderte: „Das haben wir doch gerne gemacht."
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...