28. Der Klügere gibt nach.

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Auf dem Weg zum Speisesaal kamen wir durch den verlassenen Burghof, der, als wir ihn verlassen hatten, rappelvoll war. Ich hasse mein Leben. Wirklich ... ich glaube, es lacht mich aus. Keine fünf Minuten später fanden wir uns auch schon in einem vollgestopften Raum wieder. Im Großen und Ganzen sah dieser Speisesaal genauso aus wie der im Hauptquartier. Nur war dieser hier kleiner. Mensch, gibt's eigentlich noch was, dass mir das Universum jetzt reinpfeffern wollte? „Hey, Rotzgören. Wo wart ihr?" Na, das hat ja noch gefehlt. Ich bin für heute echt fertig mit allem.

Genervt drehte ich mich zu Levi um und erwiderte: „Wir haben uns verlaufen." Grummelnd fügte ich leise hinzu: „Mal wieder." Alles nur, weil man es nicht für nötig erachtet hatte, einen Lageplan zu erstellen. „Tz, ihr seid wirklich unfähig." Aaaaahhhh, ich sagte doch mein Leben hasst mich. Ruby riss sich von Connie los, baute sich vor dem etwas kleineren Mann auf und hielt ihm den Zeigefinger unter die Nase. „Jetzt hör mal! Wir haben halt einfach keinen guten Orientierungssinn! Ist doch nicht unsere Schuld, dass man vergessen hat, hier eine Beschilderung anzubringen! Wir können eben nicht alles!" Levis Augenbraue wanderte einfach immer weiter nach oben. Unterdessen sicherte sich Ruby die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen im Raum. „Ach, ihr könnt etwas? Das ist mir aber neu", musste sich nun noch ein kleiner, vorlauter Volltrottel einmischen. Die Stimme mit diesem Hohn konnte ich schon blind einer gewissen Pferdefresse zuordnen, weshalb ich kurzerhand eine herumliegende Kerze vom Regal neben mir griff und mit einem wütenden „Schnauze" auf Jean warf. Dieser war schon wieder am Weitergehen, weshalb ihn die Kerze volle Kanne am Hinterkopf traf. Ha!

Mit einem zornigen Ausdruck drehte er sich wieder zu uns. „Geht's dir noch gut?! Das wirst du büßen!" So das war genug für heute. Mein Geduldfaden war heute echt kürzer als die Lebensdauer einer Eintagsfliege. Stinksauer schoppte ich mir die Ärmel hoch und knurrte: „Jetzt reicht's aber mal." Ich stapfte zwei Schritte auf Jean zu und wollte mich gerade voller Rage auf ihn stürzen, da wurde ich am Kragen gepackt. „Hey, es reicht", drang Levis Stimme zu mir. Ohne ihn wirklich zu beachten, stemmte ich mich gegen den Zug. „Ja, du hast recht. Es reicht ... und zwar mir. Irgendwann muss ihm mal jemand einen Kopf kürzer machen ... und wenn's sonst keiner tut, dann bin dieser jemand eben ich", knurrte ich als Antwort und versuchte erfolglos vorwärts zu kommen. Ich spürte nur einen Ruck und wie mir kurz die Luft abgeschnürt wurde, bevor ich drei Schritte zurückstolperte, um nicht am Hosenboden zu landen. Mit einem Mal stand Levi vor mir, der mich noch immer am Kragen festhielt und mich die sieben Zentimeter zu sich hinunterzog, sodass wir uns nun auf derselben Augenhöhe befanden.

„Was?", grummelte ich ihn an, woraufhin er leicht eine Augenbraue hochzog. Beleidigt sah ich ihn an und wartete auf das Kommende. Es blieb jedoch kurz still, weswegen ich mir schon dachte, dass er irgendwie versucht mich einzuschüchtern, allerdings geschah dann etwas recht Unerwartetes. Er schnipste mir gegen die Stirn und ließ mich los. Perplex richtete ich mich auf und rieb mir die Stirn. „Du bist nicht dumm. Also fang an dein Hirn einzuschalten und steh drüber", hielt mir mein Vorgesetzter nun eine Moralpredigt. Verwirrt wollte ich etwas sagen, allerdings war der schwarzhaarige noch nicht fertig: „Du kennst doch das Sprichwort: Der Klügere gibt nach?" Verwirrt blinzelnd nickte ich. „Na also. Dann handle auch danach", damit bekam ich noch einen Schlag auf den Hinterkopf und Levi zog ab. Ääääääähhhh ... „Was ist gerade passiert?", fragte ich Connie und Ruby, die das alles stumm verfolgt hatten. „Ich glaube, Levi hat dir den Kopf gewaschen ... oder so", antwortete Ruby leicht irritiert. Verwirrt blinzelte ich erneut und versuchte das Geschehene irgendwie zu verarbeiten. Ich bekam zwar mit wie Ruby sich bei mir einhakte und Connie meinte, am besten wäre es, wenn ich erst einmal etwas essen würde, aber die Bedeutung der Worte konnte ich nicht so ganz erfassen. Deshalb ließ ich mich einfach, wie Sack Kartoffeln mitziehen und mich auf eine Bank drücken.

Von links kam die Frage: „Tonia? Ist alles in Ordnung?" Ich sah nach links in Armins besorgte blaue Augen und versuchte mein Leben irgendwie zu begreifen. Als das jedoch nicht funktioniert, konnte ich nur wie in einem Delirium antworten: „Levi ist sehr inspirierend. Er sollte Lebensberater werden." Dann wandte ich mich wieder nach vorne und begann mein Essen zu essen. Seit wann auch immer das da stand. „Vielleicht war der Schlag doch etwas heftig", meinte jemand an unserem Tisch, aber ich nahm nicht wirklich wahr, wie sie über meinen Geisteszustand diskutierten.

Nach dem Essen zeigte man uns unsere Zimmer. Zu diesem Zeitpunkt war ich wieder klar im Kopf und führte mich nicht mehr auf als wäre ich mit dem Kopf wie ein Rammbock gegen einen Felsen gelaufen. Wie sich herausstellte, waren Ruby und ich mit Mikasa und Sasha in einem Zimmer. Da die Kapazitäten hier weniger waren als im Hauptquartier waren die Mädchen- und Jungenzimmer im Gang buntgemischt verteilt. Das hieß wiederrum, dass das Bad von allen gemeinsam verwendet wurde, weshalb Ruby und ich lieber beschlossen das Duschen auf den Zeitpunkt unserer Rückkehr zu verlegen. Stattdessen packten Ruby und ich die Powerbanks aus, sowie einen Auto-DVD-Player mit einer kleinen Auswahl an DVDs und begannen mit Sasha und Mikasa einen Film zu schauen, um den Abend angenehm ausklingen zu lassen. Und wen es interessierte: es war Harry Potter und die Kammer des Schreckens.

Nach dem Film meinte Ruby kurzerhand noch sich JETZT unbedingt die Haare färben zu müssen, weshalb sie sich ein Handtuch, sowie ihre Haarfarbe schnappte, die Connie ja fälschlicherweise als Shampoo verwendet hatte und ins Bad verschwand. In der Zwischenzeit warfen sich wir anderen drei in die Federn. Doch zu meiner Überraschung ging drei Minuten nach Rubys Verschwinden wieder die Zimmer Tür auf und meine Freundin kam hereingeschlichen. „Hast du was vergessen?", flüsterte ich in die Dunkelheit, um Sasha, von der ein leises Schnarchen kam, nicht zu wecken. „Nein, aber das muss ich einfach filmen", antwortete mir meine Freundin und kramte weiter in ihren Taschen. Neugierig geworden, stieg ich langsam aus dem Bett und folgte Ruby als sie ihr Handy gefunden hatte zum Bad. „... vor dem Kampf .... Haaaa aaaaa ... verbraaaannt ... im Flug ... ich seh' tausend Federn fallen" *

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*Danke hier an ALiNA WiNKLeR, dass sie ein Deutsches Cover von „Shock" dem Ending der vierten Staffel gemacht hat. Wie immer: Video ist oben verlinkt.

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt