Als Hanji mit mir auf dem Gang stand, sah ich sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Und du bist sicher, dass du nicht dabei sein solltest?", fragte ich zweifelnd. „Das ist nur olles Gelaber. Mach dir deswegen keine Gedanken", winkte sie ab und zog mich schon den Gang entlang. „Also, wo hast du bis jetzt schon gesucht?", fragte sie, während sie sich bei mir einhakte und mich neben sich herschliff. Ich hatte erst etwas Mühe mich ihrem Schritttempo anzugleichen, doch als das geschafft war, erwiderte ich: „Ich habe ihre Zimmer abgeklappert und beim Frühstück war auch keiner."
Hanji sah überlegend nach vorne, ehe ihre Augen ein Funkeln annahmen. „Dann sollten wir einmal einen Abstecher in den Weinkeller machen." „Warum sollten sie dort sein?", fragte ich und fügte gleich an, „Und ist der nicht abgeschlossen?" Meine erste Frage vollkommen ignorierend, sah mich Hanji verständnislos an und stellte belustigt eine Gegenfrage: „Warum sollten wir den abschließen?" Ich hob eine Augenbraun und fragte rhetorisch: „Damit sich keiner volllaufen lässt?" Sie sah mich kurz überrascht an, bevor sie zu lachen anfing. „Was du wieder denkst. Keiner traut sich, sich anzutrinken, wenn es nicht genehmigt worden ist. Und an den Whiskeyvorrat, den Levi sich angelegt hat, traut sich erst recht keiner ran." Hä? „Levi hat was?", fragte ich völlig verwirrt, wurde aber übergangen. „Also, kein Grund die ganzen guten Sachen wegzusperren", führte die Titanenliebhaberin munter weiter. Ich schüttelte einfach nur ungläubig meinen Kopf und folgte ihr in die Kantine und weiter in den Weinkeller.
Dort riefen wir in den Raum und suchten ihn zur Sicherheit auch ab, allerdings war niemand zu finden. Deshalb schliff mich Hanji wieder zurück in die Eingangshalle, wo sie kurzerhand beschloss, dass wir einfach mal einen Spaziergang durch das Schloss machten. Könnte ja sein, dass uns jemand von den Gesuchten über den Weg lief ... Jaaaa, bestimmt. Da Hanji allerdings mal wieder einen Griff draufhatte, der einem Schraubstock glich, konnte ich nichts Anderes machen als mich zu fügen. Währenddessen plapperte sie mich mit allerlei Informationen voll und da ich sowieso nicht zum Antworten kam, hörte ich nur mit halbem Ohr zu.
Irgendwann meinte Hanji schließlich: „Ruby, hat mir gestern erzählt, dass du heute Geburtstag hast." Ich sah von den Gemälden, die ich bis eben betrachtete hatte, zu Hanji und nickte, woraufhin sie lächelte: „Und wie alt wirst du, wenn ich fragen darf?" Etwas überrumpelt antwortete ich kurzangebunden: „Neunzehn." Führt Hanji gerade ein richtiges, ernstes Gespräch, ohne dass ein Notfall oder eine andere lebensgefährliche Situation vorliegt? Krass. „Ein großer Tag. Hast du heute denn dann noch etwas Besonderes vor?", forschte sie weiter nach und ich erwiderte augenbraunhebend: „Meine Freunde finden, wäre ganz nett." „Ein guter Vorsatz", kam grinsend zurück als hätte ich gerade geantwortet Ich würde gerne groß feiern. Ich sah sie einfach nur an. Hanji, ich mag dich wirklich, aber manchmal ist der Sprung in deiner Schüssel einfach viel zu groß, um darüber hinwegzusehen. „Da fällt mir ein, ich habe noch etwas in meinem Büro zu erledigen", stellte sie zusammenhangslos fest und schaute zu einem Punkt hinter mir. Als ich ebenfalls dorthin sehen wollte, rief sie aus: „Komm. Es dauert auch nicht lange." Und schon schliff sie mich wieder hinter sich her wie eine lebensgroße Strohpuppe.
An ihrer Bürotür angekommen, musste ich erst einmal meine Jacke richten, da sie durch das Gezerre verrutscht war. Sie bat mich in ihr vollgeräumtes Büro und meinte, ich könne mich gerne setzten oder mir ein Buch nehmen oder beides. Da mir nicht sonderlich nach Lesen zu Mute war, hockte ich mich einfach auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und beobachtete, wie sie irgendetwas suchte. Irgendwann zog sie unter einem Stapel Bücher zwei Zettel hervor und beugte sich überlegend darüber. Schade, ich dachte schon, sie hätte ein Geburtstagsgeschenk für mich. Da fällt mir ein ... „Hanji, was wollte Ruby eigentlich gestern von dir?", fragte ich, da ich neugierig war. Meine Freundin hatte mir zwar gestern im Bett noch gesagt, dass sie noch bei Hanji vorbeischauen wollte, aber nicht weshalb. Und wie sie zurückgekommen ist, habe ich auch nicht mehr mitbekommen. Ohne aufzusehen, schrieb sie etwas auf das Papier und antwortete: „Sie hat sich etwas geborgt." Ruby borgte sich etwas von Hanji? ... Ich glaube, ich habe Angst. Ich spielte kurz mit dem Gedanken zu fragen, was sich Ruby denn geborgt hatte, allerdings kamen da sehr viele peinliche Sachen heraus, wenn ich genau überlegte. Nein. Ich denke, ich möchte es gar nicht wissen. So saß ich einfach weiter schweigend in dem Büro der Wissenschaftlerin und wartete, dass sie fertig wurde.
Zum Mittagessen war Hanji dann endlich mit ihrer Arbeit fertig. Also gut, Dinge, die ich aus dieser Sache gelernt habe:
Nummer eins: Sage in einer Besprechung, in der Hanji anwesend ist, niemals, dass du deine Freunde nicht finden kannst.
Nummer zwei: Komm Hanji nicht zu nahe, wenn du noch selbst entscheiden willst, wo du hingehst, wenn du gesagt hast, dass du deine Freunde nicht mehr findest.
Nummer drei: Vertraue Hanji nicht, wenn sie sagt „Es dauert nicht lange."
Für das nächste Mal wusste ich es jetzt ja. Ich lernte ja ab und zu aus meinen Fehlern. Während wir aßen, war es ausnahmsweise einmal still. Allerdings änderte sich das schlagartig als Hanji kein Essen mehr hatte. Während ich einfach schweigend weiteraß, texte mich Hanji mit ihren neusten Titanenexperimenten mit Eren und ihren zweien neuen Lieblingen zu. „Willst du sie kennenlernen?", fragte mein Gegenüber schlussendlich und ich sah sie überrumpelt mit vollem Mund an. Meine Erfahrungen mit ihrem letzten Haustier waren nicht unbedingt die besten, deshalb wollte ich so schnell wie möglich mein Essen schlucken und mich herausreden. Allerdings war ich zu langsam. „Klasse. Ich zieh mich schon mal an und bring dir deinen Mantel", kam begeistert von Hanji. Und schon war sie weg. Verflucht sei mein langsames Essen!
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Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!
FanfictionTeil 3 der Attack on Titan becomes reality-Reihe Nachdem die Charaktere aus der Attack on Titan-Welt wieder in ihre Heimat abgereist waren, versanken Ruby und Tonia in tiefer Melancholie ... aber nur bis sie die Idee hatten, ihren Freunden nachzurei...