93. Shakespeare ist nichts dagegen

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Mein Blick ging zurück zu Reiner, dessen eine Mundhälfte leicht nach unten hing. Das hieß, dann wohl, dass Connie getroffen hatte. Aber damit Mikasa von vorne zu Reiner durchkam, musste er den Mund aufmachen. Und ich bezweifelte, dass er ganz brav Ah machte, nur wenn man ihn darum bat. Ich würde ja auch aushelfen, aber man hatte mir ja nur eine Pistole in die Hand gedrückt und gesagt: „Da hast du. Das ist deine Waffen gegen unsere Feinde." Äußerst hilfreich.

Frustriert sah ich mich nach einer Lösung um, fand aber auf die Schnelle keine. Aber zum Glück erledigte sich das Problem, indem Hanji plötzlich auftauchte und mit ihrem Donnerspeer die andere Kieferseite sprengte. „Mikasa, jetzt!", schrie die zerzauste Wissenschaftlerin und schon feuerte die Angesprochene ihre Haken auf Reiner. Da sich ja jetzt Mikasa um den Gepanzerten Titanen kümmerte, suchte ich meine Freundin. Es dauerte, doch irgendwann sah ich sie am Boden neben dem regungslosen Jean sitzen. Während also Mikasa Reiner in die Luft jagte, seilte ich mich zu Ruby und Jean.

Ich näherte mich ihr und bemerkte, dass Rubys Körper zitterte und sie von Schluchzern geschüttelt wurde. Als ich neben ihr anhielt, wusste ich auch, wieso sie gerade zu einem lebenden Wasserfall wurde. Jeans Gesicht war aschfahl, die Augen waren geschlossen und Ruby presste verzweifelt ihre Hände auf eine Wunde am Oberkörper ihres Freundes, aus der unaufhörlich Blut sickerte. Neben ihr lag ein Armlanges Stück Holz, dass zur Hälfte mit Blut bedeckt war.

Ich hockte mich neben meine Freundin und Ruby sah mich mit Tränen im Gesicht verzweifelt an. „Es ... Es hört einfach nicht auf", meinte sie und ihr liefen die Tränen unaufhörlich über die Wangen. Mein Hirn hatte kurzzeitig einen Aussetzer, während welchem ich überfordert zwischen Holzstück, Ruby und Jeans Verletzung hin und her schaute. Als ich schließlich wieder richtig denken konnte, murmelte ich: „Wir kriegen das hin, okay?" Ich entledigte mich meines Umhangs und drückte nun mit diesem auf Jeans Wunde. Während ich mit einer Hand drückte, zog ich Rubys blutige Hände unter dem Umhang hervor und legte sie ebenfalls auf den Umhang, sodass wir nun zusammen den Blutfluss abdrückten. Unterdessen kamen auch mir die Tränen und ich orderte leicht schniefend: „Immer schön fest draufdrücken. Wir kriegen das wieder hin. Ja?" Ich sah unter Tränen zu Ruby. „Hörst du, wir kriegen das hin", wiederholte ich, um sie zu überzeugen, dass wir das wirklich hinbekamen, und auch um mich davon zu überzeugen.

Ohne ihren Blick von meinem Umhang zu wenden, welcher sich langsam mit Blut vollsog, nickte sie und schniefte: „Okay." Suchend sah ich mich um. Wir brauchten Verbandszeug, wenn wir Jean irgendwie durchbringen wollten. Doch ärztliche Versorgung war weit und breit keine zu entdecken. Nur unsere Kameraden, die Reiner fesselten, während Connie gerade das Gleiche, wie wir, mit Sasha durchmachte und Hanji und Moblit. Über Moblits Überleben konnte ich mich gerade nur bedingt freuen, weshalb ich seine Anwesenheit einfach nur hinnahm. Ich versuchte Blickkontakt zu Hanji zu bekommen, doch die hatte gerade nur Augen für Reiner. „Ich komm' gleich wieder, ja?", meinte ich zu Ruby und sie nickte tranceartig. Ich nahm meine Hände von dem blutgetränkten Umhang und stemmte mich hoch. Ich atmete einmal durch und wollte mir eine lose Strähne hinter das Ohr Streichen, hielt jedoch inne als ich merkte, dass meine Handflächen vollkommen rot waren.

Seufzend ließ ich die Hand wieder fallen und ging auf Hanji zu. „Hanji", zog ich ihre Aufmerksamkeit auf mich. Die Wissenschaftlerin sah mich fragend an und ich informierte sie: „Wir könnten deine medizinischen Kenntnisse benötigen." Mit dem Handrücken wischte ich mir über die juckende Nase und zog Hanjis Blick somit sofort auf meine blutigen Hände. Sie nickte und folgte mir zu Jean.

Mein Mantel war in der kurzen Zeit vollkommen durchnässt von der rote Flüssigkeit, weshalb ich nun auch meine Jacke auszog und sie über dem Umhang auf die Wunde presste. Bestürzt sah Hanji zu dem jungen Soldaten und füllte nach dem Puls. „Er lebt noch", stellte sie schließlich fest und sah uns traurig an, „Aber bei dem Blutverlust ..." Sie beendete den Satz nicht. Entsetzt sah Ruby die Abteilungsführerin an und meinte verzweifelt: „Wir müssen doch etwas tun können ... There must be something ... irgendetwas." Sie sah verzweifelt auf das hervorquellende Blut, bevor sie wieder zu Hanji schaute. „Levi ... Levi hat das Serum", stellte sie mit Hoffnung in den Augen fest, „Wir ... Wir können Jean das Serum geben und dann kann er Reiner fressen. Das können wir doch machen, oder?" Sie sah zwischen mir und Hanji hin und her, während Hanji zustimmend nickte und mir langsam schon wieder die Tränen kamen. Ich versuchte sie zurückzudrängen, während ich aufstand und mitteilte: „Ich werde Levi suchen." „Hast du genug Gas?", fragte Hanji und ich nickte: „Wird schon reichen." Noch bevor irgendjemand etwas dazu sagen konnte, war ich schon über den Dächern und steuerte in die Richtung, in der ich dachte, Eren zu finden. Denn wo Eren war, würde auch Levi auftauchen.

Wie sich kurze Zeit später jedoch herausstellte, war Levi schon bei Eren, welcher seinen Vorgesetzten gerade anschrie, dass Armin Berthold fressen solle. Ich setzte auf dem Dach auf und zog somit sofort die Aufmerksamkeit auf mich. Eren hatte Berthold im Würgegriff und der blutbeschmierte Levi war drauf und dran das Kästchen mit der Spritze aus seiner Tasche zu ziehen. Müde sah ich auf den verkohlten Körper hinter Eren. Ich kniff kurz die Augen zusammen und wandte den Kopf ab, ehe ich zu Levi sah und antriebslos verkündete: „Planänderung. Wir brauchen die Hälfte des Serums für Jean." Eren sah mich entsetzt an. „Jean hat es auch erwischt?", fragte der Titanenwandler als könnte er es nicht glauben. Ich nickte einfach nur, während Levi weiter nach der Spritze suchte.

Die Zeit, bis der schwarzhaarige endlich das Kästchen an Eren übergeben wollte, zog sich unendlich hin. Eren müsste nur noch zugreifen, doch genau in diesem Moment rief jemand: „Hauptgefreiter Levi!"

Attack on Titan becomes reality 3 - We're back!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt